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Niemand soll zwischen einem Juden und der Tora stehen

Trotz königlicher Erlasse hielten zumindest einige Juden während der hellenistischen Herrschaft an der Bibel fest. Daran erinnert das Chanukkafest – und ein ganz besonderes Spielzeug.
Dreidel gibt es in den unterschiedlichsten Farben zu kaufen

„König Antiochus erließ ein Gebot für sein ganzes Reich, dass alle zu einem Volk werden und ihre Gesetze aufgeben sollten. Und alle Völker willigten in das Wort des Königs ein. Und auch viele aus Israel willigten ein und opferten den Götzen und entweihten den Sabbat.“ Diese Sätze finden sich im ersten Kapitel des 1. Makkabäerbuches, das zu den Apokryphen gehört – also zu den Büchern, die nicht direkt in den Kanon des Alten Testamentes aufgenommen wurden und auch nicht zur Hebräischen Bibel gehören.

Das Gebot des hellenistischen Königs Antiochus schloss im 2. vorchristlichen Jahrhundert auch das Verbot ein, die Tora zu studieren, den Sabbat zu halten und Jungen zu beschneiden. Gesetzestreue Juden, die sich nicht dem Zeitgeist anpassen wollten, waren allerdings auf der Hut. Wenn sie in den heiligen Schriften lasen und unerwartet ein Staatsbeamter erschien, verstecken sie laut der Überlieferung die Bücher und taten so, als würden sie spielen. Daran erinnert bis heute der Dreidel, ein besonderer Kreisel.

Auf den vier Seiten finden sich die hebräischen Buchstaben Nun, Gimel, He und Schin. Sie stehen für den Satz: „Nes gadol haja scham“ – „Ein großes Wunder geschah dort“. Wurde der Dreidel in Israel hergestellt, ist das Schin durch ein Pe ersetzt – den Anfang des Wortes „po“, das „hier“ bedeutet.

Erinnerung an Gottes Wunder

Auf der englischen Webseite „Aish.com“ ist zu lesen: „Bis heute erinnert uns das Dreidel-Spiel an unseren ewigen Trotz gegenüber jedem, der versucht, zwischen einem Juden und der Tora zu stehen.“ Während der Zeit der Makkabäer seien Juden für das „Verbrechen“ des Torastudiums ins Gefängnis gekommen, heißt es weiter. „Wenn wir bereit sind, dafür zu kämpfen, ein Jude zu bleiben, egal was die Geschichte uns zuwirft, dann – wer weiß – könnten wir ein Wunder sehen und rückversichert werden, dass es eine verborgene Hand gibt, die das Geschick des jüdischen Volkes führt.“

An Wunder erinnert das achttägige Chanukkafest, das in diesem Jahr am Abend des 12. Dezember beginnt. Diese Wunder hat Gott zur Zeit der Makkabäer getan, nachdem die Hellenisten den Jerusalemer Tempel erobert und dem griechischen Hauptgott Zeus geweiht hatten.

Juden, die den Götzendienst nicht guthießen, formierten sich zum Widerstand. Sie versteckten sich in den Bergen und sammelten sich um einen Mann namens Jehuda Makkabi (Judas Makkabäus), der die Führung von seinem verstorbenen Vater Mattatias. Obwohl die Makkabäer in der Unterzahl waren, konnten sie im Jahr 165 vor der Zeitrechnung den Tempel zurückerobern.

Am 25. Tag des Monats Kislew weihten sie das Heiligtum wiederum dem Gott Israels. Dort stießen sie auf ein neues Problem. Die Menora, das ewige Licht, wäre beinahe erloschen. Denn das reine, heilige Öl hätte normalerweise nur noch für einen einzigen Tag gereicht. Doch die eine Flasche reichte acht Tage, bis das neue Öl fertig war.

Ein neunarmiger Leuchter

Das hebräische Wort „Chanukka“ bedeutet „Einweihung“. Juden feiern also die Wiedereinweihung des Tempels nach der Entweihung durch die Hellenisten. Wegen des Ölwunders zünden sie an einem Leuchter acht Tage lang jeden Abend ein Licht mehr an. Der Chanukkaleuchter, die Chanukia, hat neun Arme. Die neunte Kerze ist der „Schamasch“ (Diener), mit dessen Hilfe die anderen Lichter entzündet werden.

Zum Lichtzünden gehört eine bestimmte Liturgie. Sie beginnt mit dem Segensspruch: „Gepriesen seist Du, Herr, unser Gott, der uns durch Seine Gebote geheiligt hat und uns geboten hat, das Chanukka-Licht zu zünden.“ Weiter heißt es: „Diese Kerzen zünden wir an wegen der Wunder und der Wundertaten und der Heilstaten und der Kriege, die Du unseren Vätern getan hast – in jenen Tagen und in dieser Zeit.“ Zum Lichtzünden ist grundsätzlich jeder Jude verpflichtet. Die Chanukkia soll an einem Fenster stehen, damit das Wunder bekannt gemacht wird.

Auch heute rechnen gläubige Juden damit, dass Gott auf wundersame Weise in ihren Alltag eingreift. So schreibt Naomi Berger in der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“: „Wir erleben, dass der Glaube in unserer modernen, säkularen Gesellschaft seine Bedeutung nicht verloren hat. Chanukka zeigt, dass unsere Feste und Traditionen gerade in Tagen von Angst und Terror Halt und Orientierung geben können.“

Der Dunkelheit mit Licht begegnen

Das Ölvermehrungswunder inspirierte die Juden zu den Speisen, die sie an Chanukka bevorzugt essen. Beliebt sind Sufganiot (Krapfen) und Latkes (Kartoffelküchlein). Während des Festes wird normal gearbeitet. Nur die Kinder in Israel haben Ferien, für sie gibt es auch Geschenke.

Einen besonderen Aspekt für das diesjährige Fest sieht der Dortmunder Rabbiner Baruch Babaev: „In diesem jüdischen Jahr werden alle Juden weltweit den 70. Jahrestag der Gründung des Staates Israel feiern“, schreibt er in der „Jüdischen Allgemeinen“. „Es war die Generation der Überlebenden, die für sein Existenzrecht gekämpft hatte und sofort nach der Staatsgründung die Menora zum Wappen des Staates Israel erklärte. So wurde es für die Juden – von den Makkabäern bis zu den Zionisten – zur Natur, der Dunkelheit mit Licht zu begegnen.“

Von: Elisabeth Hausen

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