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Gegen eine Verunglimpfung Israels

Am Gedenktag „Tischa BeAv“ fasten Juden aus Trauer über die Zerstörung der beiden Jerusalemer Tempel. Doch die Geschichte dieses leidvollen jüdischen Datums begann schon früher.
Das israelische Tourismusministerium hat für sein Logo die werbende Botschaft der Kundschafter gewählt

Im Torah-Wochenabschnitt „Schelach Lecha“ (Sende doch; 4. Mose 13,1–15,41) ist zu lesen, wie Mose zwölf Kundschafter ins Gelobte Land sendet. Nach 40 Tagen kehren sie, beladen mit Früchten, zurück. Sie künden von dem Reichtum des Landes, in das die Israeliten einwandern sollen. Daher rührt das Logo des israelischen Tourismusministeriums: Zwei Männer tragen eine Weintraube zwischen sich.

Doch die Kundschafter bringen nicht nur gute Nachricht. Zehn von ihnen warnen die Israeliten vor unbezwingbar wirkenden Riesen, die im Land Kanaan leben. Das Volk lässt sich Angst einjagen, statt auf Gott zu vertrauen. Als Strafe darf die Generation, die der ägyptischen Sklaverei entronnen ist, nicht ins Gelobte Land hineingehen. Nur die beiden redlichen Kundschafter Josua und Kaleb wurden davon ausgenommen.

Nach jüdischer Überlieferung ereignete sich der folgenschwere Sinneswandel des Volkes am 9. Tag des Monats Av, der in diesem Jahr auf den 1. August fällt. Auch deshalb begehen Juden an diesem Datum einen Trauertag, an dem sie fasten und nicht die Torah studieren. Denn in Psalm 19,9 steht geschrieben: „Die Befehle des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz.“ In der Liturgie wird aus dem Buch der Klagelieder gelesen. Die hebräische Bezeichnung für den Trauertag lautet „Tischa BeAv“.

Römer wollten Erinnerung an jüdisches Leben auslöschen

Doch es gibt noch mehr Grund zur Trauer. Sowohl die Zerstörung des Ersten Tempels im Jahr 586 vor der Zeitrechnung als auch die Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 nach Christus datieren Juden auf den 9. Av. Und im Jahr 135 schlugen die Römer endgültig den jüdischen Aufstand nieder und töteten ebenfalls am 9. Av den Anführer Simon Bar Kochba, in den Juden große Hoffnungen gesetzt hatten – er galt vielen sogar als Messias.

Danach wurde Jerusalem zur römischen Militärkolonie Aelia Capitolina. Juden durften die Stadt nicht betreten. Das gesamte Gebiet wurde Palästina genannt, dadurch wollten die Römer jede Erinnerung an das jüdische Leben in der Region auslöschen. Ein Jahr später wurde Jerusalem erneut zerstört, auch das geschah am 9. Av. In den 1920er Jahren war selbst die islamische Aufsichtsbehörde Wakf noch davon überzeugt, dass dort die beiden Tempel gestanden hatten. Heute leugnen internationale Organe wie die Kulturorganisation UNESCO eine jüdische Verbindung zum Tempelplatz.

Auch in der Neuzeit sind furchtbare Ereignisse zu bedenken. Im Jahr 1290 wurde die Ausweisung der Juden aus England verfügt, 1492 begann die Vertreibung der Juden aus Spanien. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 fiel ebenfalls auf den Tischa BeAv. 1942 begannen die Massendeportationen von Juden aus dem Warschauer Ghetto.

Gedenken an Tempel im Zentrum

Der Tischa BeAv beendet die Trauerzeit der „drei Wochen“. Bereits am 17. Tag des Monats Tammus begann der Durchbruch der Jerusalemer Stadtmauer im Jahr 70 – er führte drei Wochen später zur Zerstörung des Zweiten Tempels. Das Gedenken an den Abriss der beiden jüdischen Heiligtümer in der Stadt steht – trotz vieler anderer schrecklicher Ereignisse – im Mittelpunkt des Fasttages.

Heutige Ausleger der Geschichte von den Kundschaftern indes warnen Juden davor, negativ über das Land Israel zu sprechen, indem sie nur auf die angespannte Sicherheitslage hinweisen. Wer den jüdischen Staat besucht hat oder dort lebt, solle auch die Vorzüge nennen – um nicht andere von der Einwanderung nach Israel abzuhalten und die Sünde der Späher zu wiederholen.

Elisabeth Hausen

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