Suche
Close this search box.

Freudiger Einschnitt in der Trauerzeit

In der Bibel kommt weder die Trauerzeit noch das Freudenfest vor. Einen religiösen Hintergrund hat Lag Ba'Omer dennoch. Juden in Israel und auch in der Diaspora nutzen die Gelegenheit zum Feiern.
Lagerfeuer sind ein wichtiger Bestandtteil der Feiern an Lag Ba'Omer

Der genaue Ursprung des Freudenfestes „Lag Ba’Omer“, das am Mittwochabend beginnt, liegt im Dunkeln. Dennoch feiern Juden es gerne, beliebt sind dabei Lagerfeuer. Sie erinnern an die Signalfeuer, mit denen in alter Zeit von Jerusalem aus der Neumond oder andere wichtige Ereignisse angekündigt wurden. Wegen einer bevorstehenden Hitzewelle warnt die israelische Brandschutzbehörde vor dem Ausbruch von Bränden. Lagerfeuer in öffentlichen Parks und Wäldern sind verboten.

Lag Ba’Omer ist ein Fest, das eine Trauerzeit am 33. Tag unterbricht. Der Name bedeutet „33. im Omer“. Dabei wird nicht das hebräische Wort für 33 verwendet, sondern die Kombination der Buchstaben, die auch für Zahlen stehen: Lamed (30) und Gimel (3), abgekürzt „Lag“. Nach dem jüdischen Kalender ist es der 18. Tag des Monats Ijar, der in diesem Jahr auf den 23. Mai fällt. Die Omer-Zeit beginnt nach dem Pessachfest und endet nach 49 Tagen mit dem Wochenfest Schawuot. „Omer“ heißt „Garbe“, kann aber auch eine Maßeinheit bedeuten. Diese entsprach etwa 3,6 Litern und maß die Gerste aus der ersten Ernte.

In 3. Mose 23,9–14 finden sich Erläuterungen zu den Erstlingsgarben: „Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und die Ernte einbringt, so sollt ihr die erste Garbe eurer Ernte zu dem Priester bringen. Der soll die Garbe als Schwingopfer schwingen vor dem HERRN, dass sie euch wohlgefällig mache. Das soll aber der Priester tun am Tage nach dem Sabbat. (…) Und ihr sollt von der neuen Ernte kein Brot noch geröstete oder frische Körner essen bis zu dem Tag, da ihr eurem Gott seine Gabe bringt. Das soll eine ewige Ordnung sein bei euren Nachkommen, überall, wo ihr wohnt.“

Zeitraum zwischen bestimmten Opfern

Weiter heißt es in den Versen 15 und 16: „Danach sollt ihr zählen vom Tage nach dem Sabbat, da ihr die Garbe als Schwingopfer darbrachtet, sieben ganze Wochen. Bis zu dem Tag nach dem siebenten Sabbat, nämlich fünfzig Tage, sollt ihr zählen und dann ein neues Speisopfer dem HERRN opfern.“

Die sieben Wochen zwischen den Festen Pessach und Schawuot gelten als Trauerzeit. Juden dürfen in dieser Zeit keine Hochzeiten feiern und sich nicht die Haare schneiden. Der 33. Tag der Omer-Zeit unterbricht jedoch die Trauerwochen. Deshalb heiraten viele Juden an diesem Datum. Auf dem Berg Meron bei Zefat (Safed) im Norden Galiläas erhalten die dreijährigen Söhne der Ultra-Orthodoxen traditionell ihren ersten Haarschnitt. Bei den Jungen werden die Schläfenlocken ausgespart.

Von einer Trauerzeit ist in der Bibel nicht die Rede, sondern nur von einem Zeitraum zwischen zwei bestimmten Opfern. Im Babylonischen Talmud gibt es eine Aussage dazu (Traktat Jebamoth 62b): „Man erzählt, dass Rabbi Akiwa zwölftausend Schülerpaare hatte, … und alle starben sie in einer Zeitperiode, weil sie einander keine Ehrung erwiesen … Es wird gelehrt: Alle starben sie zwischen dem Pessachfeste und dem Wochenfeste.“ Rabbi Akiwa selbst wurde 135 nach Christus von den Römern getötet.

Die Monatszeitung „Jüdische Rundschau“ schreibt zum Tod der Schüler: „Das war eine unheimliche Tragödie, denn diese Schüler waren die Elite der Nation und ihr Hinscheiden hat eine klaffende Lücke hinterlassen.“ Deshalb sei das eigentlich fröhliche Omer-Zählen zu einer Trauerzeit geworden.

Unterschiedliche Erklärungen für das Freudenfest

Zur Frage, warum die Trauerzeit am 33. Tag unterbrochen wird, schreibt Rabbi Menachem Hame’iri im 13. Jahrhundert: „Und die seligen Gelehrten fügten an, dass das Sterben am 33. Omer aufhörte. Und daher pflegt man an diesem Tage nicht zu trauern.“

Dies ist allerdings nicht die einzige Erklärung zu dem Freudenfest. Anhänger der Kabbala bringen die Unterbrechung mit Rabbi Akiwas Schüler Rabbi Schim’on Bar Jochai in Verbindung. Er verbarg sich 13 Jahre lang in einer Höhle, um unbemerkt von den Römern die heiligen Schriften zu studieren. Ihm wird die Verfassung eines kabbalistischen Hauptwerkes, des „Sohar“, zugeschrieben. Der 33. Omer ist sein Todestag. Dass dieser als mystisches Freudenfest begangen wird, lässt sich vor allem auf die angenommene Autorenschaft des „Sohar“ zurückführen.

Zentrum der Feiern ist seine Grabstätte auf dem Berg Meron. Dort wurden wohl ab der Mitte des 16. Jahrhunderts große Holzstöße angezündet. Die Bezeichnung für diesen Brauch ist „Hillula“. Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz in Deutschland merkt dazu an: „In verschiedenen Reiseberichten werden die Tänze, welche die ‚Erzündung‘ – das Anzünden der Holzhaufen – in Meron begleiteten, und die Atmosphäre der Begeisterung und Freude beschrieben.“

Nach einer anderen Überlieferung gab es bereits vor den jüdischen Aufständen gegen die Römer einen Feiertag am 33. Tag der Omer-Zeit. Dieser habe an die Rettung von Noah und seiner Familie aus der Arche erinnert. Doch der eigentliche Anlass sei in Vergessenheit geraten. Eine weitere Erklärung lautet, dass an jenem Tag Gott während der Wüstenwanderung begann, sein Volk Israel mit Manna zu versorgen.

Viele Museen mit freiem Eintritt

Davon unabhängig haben Menschen in Israel einen Grund zur Freude: An Lag Ba’Omer ist auch der Tag des internationalen Museums. Deshalb verlangen zahlreiche Museen im gesamten Land an diesem Tag keinen Eintritt. Zum Thema „Das Museum als kulturelles Gewächshaus – die Zukunft der Vergangenheit“ gibt es am Donnerstag Führungen, Galeriegespräche und Angebote für Kinder.

Von: Elisabeth Hausen

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen