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BDS-Veranstaltungen in Bonn und Frankfurt abgesagt

In Bonn und Frankfurt am Main waren Vorträge mit Israel-Boykott-Aktivisten geplant. Nach Protesten von Politikern und jüdischen Gruppen wurden die Veranstaltungen abgesagt.
In Bonn wurde eine Veranstaltung mit einem BDS-Aktivisten abgesagt

BONN / FRANKFURT (inn) – Die Jüdische Gemeinde in Bonn hat die Absage einer BDS-Veranstaltung in der Stadt begrüßt. Sie war unter dem Titel „Für Menschenrechte und Völkerrecht in Palästina – was will der BDS?“ für den 27. März geplant.

Bei der Veranstaltung sollte der evangelische Theologe und Vizepräsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, Martin Breidert, einen Vortrag halten. Gastgeber ist die Stiftung Pfennigsdorf, die ihren Sitz in Bonn hat und nach eigenen Angaben der Förderung der Kultur dient. Grund für die Absage war laut der israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“ eine Erkrankung des Geschäftsführers der Stiftung, Manfred Lohmann.

Engelmeier: Israel wird ausgesondert

Gegen die Veranstaltung hatte neben der jüdischen Gemeinde auch die Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier protestiert. Die SPD-Politikerin ist Mitglied der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe. In einem auf Facebook am 11. März veröffentlichten Schreiben an die Stiftung Pfennigsdorf schrieb sie über die Israel-Boykott-Bewegung: „Was hier stattfindet, ist eine Neuformulierung der menschenverachtenden Forderung: kauft nicht bei Juden. Wohin diese letztlich geführt hat, sollte bestens bekannt sein.“

Sie wies außerdem darauf hin, dass die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft Israel gesondert hervorhebe. Die Gesellschaft verschreibe sich zwar dem Frieden, „betont aber an vielen Stellen die alleinige Schuld Israels am Nahost-Konflikt“. Auf diese Weise betreibe die Gesellschaft „antisemitische Propaganda“. Eine Stellungnahme der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft lag Israelnetz am Dienstagnachmittag trotz Anfrage nicht vor.

Lohmann erklärte gegenüber Israelnetz, die Argumente von Engelmeier seien nicht nachvollziehbar. Israel verstoße mit dem Siedlungsbau gegen das Völkerrecht; dies zeige die im Dezember verabschiedete Resolution des UN-Sicherheitsrates. Wer Israel kritisiere, werde sofort als Antisemit verunglimpft. „Das schadet dem jüdischen Volk mehr, als es ihm nützt.“

Ein Vertreter der jüdischen Gemeinde in Bonn hält dem entgegen, jeder dürfe Israel kritisieren. Es sollte nur eine „gerechte Kritik“ sein. Es gehe etwa nicht an, Israel „Apartheid“ vorzuwerfen, ohne sich auch nur ein Bild von der wirklichen Lage vor Ort gemacht zu haben. Zudem gebe es in arabischen Ländern wie in Algerien, Ägypten, Syrien oder dem Irak überhaupt keine Juden mehr. Diesen Ländern werfe aber niemand Apartheid vor.

Frankfurt: Kritik an Veranstaltung

Auch in Frankfurt am Main sei eine BDS-Veranstaltung abgesagt worden, berichtet die „Frankfurter Rundschau“. Demnach war im Veranstaltungszentrum „Ka Eins“ eine Konferenz unter dem Titel „50 Jahre israelische Besatzung“ für den 9. und 10. Juni geplant. Organisiert hat die Veranstaltung der „Koordinationskreis Palästina Israel“. Der Leiter von „Ka Eins“, Bizhan Alkanaan, hat dem Bericht zufolge Hassmails und Drohanrufe, vor allem aus den USA und Kanada, erhalten. Daraufhin habe er die Veranstaltung abgesagt.

Auch der Frankfurter Bürgermeister und Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) habe sich an Alkanaan gewandt und ihn gebeten, die Veranstaltung zu überdenken. „Wer in Frankfurt Stimmung gegen Israel machen will, wer für den Boykott israelischer Waren wirbt und Sanktionen gegenüber diesem Land fordert, ist in unserer Stadt nicht willkommen“, erklärte Beckers Büro gegenüber der „Frankfurter Rundschau“.

Für die Veranstaltung ist unter anderen der Historiker Ilan Pappe angekündigt, der wegen wissenschaftlicher Mängel die Universität Haifa verlassen musste und heute im englischen Exeter lehrt. Zu den Dozenten gehört auch Norman Paech. Der Völkerrechtler und Linkenpolitiker war 2010 an Bord der Mavi Marmara, mit dem Aktivisten die Gazablockade brechen wollten; die israelische Marine enterte jedoch das Boot.

Update: Die BDS-Veranstaltung in Bonn hat am 27. März stattgefunden. Sie wurde in eine Gaststätte in Bonn verlegt. Nach Angaben der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft kamen etwa 40 Zuhörer.

Von: df

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