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Araber spenden nach Synagogenbrand

Bei den Bränden der vergangenen Woche ist auch eine Synagoge in Haifa beschädigt worden. Unterstützung erhielt die jüdische Gemeinde von unerwarteter Seite.
Die Moria-Synagoge wurde bei dem Brand beschädigt

HAIFA (inn) – Die dritte Etage der konservativen Moria-Synagoge in Haifa ist zerstört, ebenso wie sämtliche Tische. Am Donnerstag vergangener Woche gingen die Möbel in Flammen auf. Das Feuer war durch Brandstiftung in einem Wäldchen ausgelöst worden. Wegen einer für den heutigen Freitag geplanten Beschneidungsfeier benötigte die Gemeinde schnell neue Tische – und wurde durch muslimische Hilfsbereitschaft überrascht.
Rabbi Dubi Haijun wandte sich an den jüdischen Zimmermann Schahar Sela, der wiederum arabische Geschäftspartner ansprach: den Holzlieferanten Walid Abu Ahmad und die Gebrüder Junes, die einen Metallverarbeitungsbetrieb führen. Als die Muslime um einen Kostenvoranschlag gebeten wurden, winkten sie ab. Sie wollten der Synagoge das Holz und das Metall für die Tischbeine schenken.
„Ich habe beschlossen, ohne Gegenleistung zu helfen“, zitiert die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ den Holzlieferanten Abu Ahmad. „In Haifa gibt es ein gemeinsames Leben von Arabern und Juden ohne Diskriminierung. Man muss die Partnerschaft erhalten und Frieden ermutigen.“ Den Rabbi beeindruckte die unerwartete Spendenbereitschaft: „Als ich das hörte, standen mir Tränen in den Augen. Ich war bewegt, weil Muslime darauf beharren, für eine jüdische Synagoge zu spenden.“

Rechtzeitig und in guter Qualität

Und nicht nur das: Die Araber beeilten sich auch und hatten die Lieferung rechtzeitig fertig. Am Mittwoch notierte Rabbi Haijun auf Facebook: „Fortsetzung der bewegenden Geschichte von den guten Menschen. Eben sind die Tische eingetroffen.“ Er habe mit etwas Einfachem und Billigem gerechnet. „Aber sie schickten das Beste, was es gibt.“ Handwerker aus Selas Firma setzen die Bretter und die Tischbeine dann zusammen.
Abu Ahmad sagte, der Islam sei eine Religion der Nachsicht. „Viele Juden ermutigen uns in vielerlei Dingen. Wir alle sind Menschen. Ich appelliere an alle Bürger, Araber und Juden an jedem Ort, das gemeinsame Leben fortzuführen. Wir alle wollen ein glückliches Leben.“ Die Beschneidung konnte am Freitag wie geplant stattfinden.

Licht der Liebe an verbrannter Stätte

Bereits am Mittwoch veranstaltete die Synagoge einen interreligiösen Abend mit Vorträgen über islamische und jüdische Mystik. „Wir hatten beschlossen, einen Abend zu veranstalten, der völlig Liebe ist“, kommentierte der Rabbiner die Veranstaltung. An dem Ort, der verbrannt wurde, wollten sie ein Licht der Liebe anzünden. „Scheichs, Imame, Religionsvertreter, christliche Priester, der Pater der maronitischen Kirche, Rabbiner aller Strömungen – und alle zusammen haben wir über Liebe, über Licht und über das Miteinander gesprochen.“
Der Vorsitzende der Organisation „Tag Meir“, Gadi Gvarjahu, hatte den Abend in der Synagoge angeregt. „Man muss die Mehrheit der arabischen Bevölkerung umarmen, die an Koexistenz in Frieden interessiert ist“, begründete er die Initiative. „Der Zimmermann und der Schmied spiegeln die arabische Gesellschaft viel mehr wider als die Extremisten. Es ist wichtig, auch über sie zu sprechen.“ Die Gruppe „Tag Meir“ protestiert gegen sogenannte „Preisschild“-Angriffe, bei denen jüdische Extremisten arabisches Eigentum beschädigen. „Preisschild“ heißt auf Hebräisch „Tag Mechir“.

Mehrheit gegen Hetze

Solidarität mit der jüdischen Gemeinde bekundete indes noch ein anderer Muslim. Der Rabbiner schrieb am Donnerstag darüber auf Facebook: „Wenn es bewegende und hoffnungsvolle Augenblicke gibt, dann ist das einer von ihnen. Vor ein paar Jahren schändeten Verbrecher, unter der Überschrift ‚Preisschild‘, die Wände der Moschee in Baka al-Gharbijje. Ich fuhr dorthin, um mich an den Reinigungsarbeiten zu beteiligen und eine der leuchtenden Kerzen von ‚Tag Meir‘ zu sein. Gestern Abend kam Ibrahim aus Baka al-Gharbijje, und in seiner Hand hatte er 20 Baumsetzlinge, um sie in der Moria-Gemeinde einzupflanzen.“ Der Ort liegt zwischen Haifa und Netanja.
Das Miteinander und die Unterstützung der Muslime sieht Haijun als Antwort auf alle Hetzer. „Die Verbrecher muss man fassen und bestrafen, aber sie sind eine Minderheit. Wir als Mehrheit werden nicht zulassen, dass sie das gemeinsame Lebensgefüge verletzen. Nur mit Licht werden wir die Dunkelheit vertreiben.“ (eh)Bilanz nach Bränden: Tausende Hektar Wald zerstört (inn)
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