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Geringes Vertrauen in öffentliche Institutionen

Das Vertrauen in öffentliche Institutionen, insbesondere der politischen Sphäre, nimmt in Israel laut einer neuen Umfrage stetig ab. Die politische Situation der vergangenen Jahre befeuert die Entwicklung.
Von Israelnetz
Sieht es als seine Aufgabe, Brüche in der Gesellschaft zu kitten: der israelische Präsident Herzog

JERUSALEM (inn) – Die Bevölkerung Israels vertraut nur eingeschränkt den öffentlichen Institutionen und politischen Organen. Dies geht aus dem 19. Demokratie-Index für 2021 hervor, der sowohl demokratische Werte als auch das Vertrauen der Bürger abfragte. Der Bericht wurde vergangene Woche vom Vorsitzenden des israelischen Demokratie-Instituts, Johanan Plesner, an den israelischen Staatspräsidenten Herzog übergeben.

Am stärksten vertrauen die Israelis laut Demokratie-Index dem israelischen Militär: 78 Prozent. Differenziert nach Juden und Arabern zeigt sich, wie bei den meisten Ergebnissen, ein teils deutlicher Unterschied. So vertrauen 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung der Armee, bei den Arabern sind es lediglich 24 Prozent. Auf Platz 2 landet das Präsidentenamt, welches Herzog seit Juli innehat. Ihm vertrauen 60 Prozent der Juden und 34,5 Prozent der Araber.

Die Sitzungen der Knesset fallen wegen der Infektion des Abgeordneten aus (Archivbild) Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Rund 75 Prozent der Israelis misstrauen der Knesset, dem israelischen Parlament

Mit 15 Prozent vertrauen die beiden größten Bevölkerungsgruppen gemeinsam den politischen Parteien am geringsten. Dem israelischen Parlament, der Knesset, wird mit 25 Prozent ebenfalls wenig Vertrauen entgegengebracht. Der Regierung trauen ein Drittel der Juden und ein Fünftel der arabischen Bevölkerung. Ähnlich sind die Werte beim Vertrauen in die Medien. Während lediglich 14 Prozent der Araber der Polizei vertrauen, sind es bei den Juden 42 Prozent. Dem Gerichtswesen trauen die Araber deutlich mehr – 44 Prozent, die Juden 48 Prozent. Insgesamt lässt sich erkennen, dass Israelis den meisten Institutionen ein niedriges Vertrauen entgegenbringen

Differenzierte Demokratie-Werte

Der Demokratie-Index umfasst neben den Umfragewerten der Bevölkerung auch eine Zusammenstellung internationaler Demokratie-Indexe. Demnach nahmen in Israel mit Vergleich zu 2010 die politischen Rechte ab, sodass Israel von 89 auf 82,5 Prozent abrutscht. Verbessert hat sich Israel allerdings deutlich bei der politischen Teilhabe, dort konnte sich der Mittelmeerstaat von 86,7 auf 94,4 Prozent verbessern.

Im Ganzen leben die Israelis gerne in ihrem Staat: 76 Prozent der jüdischen und 66 Prozent der arabischen Bevölkerung sehen Israel als einen guten Ort zum Leben an. Stolz auf ihre Staatsbürgerschaft sind 84,5 Prozent der Juden und 28 Prozent der Araber, ein deutlicher Unterschied.

Präsident Herzog ist „zutiefst beunruhigt“

Die veröffentlichten Ergebnisse zeigen laut Demokratie-Institut ein „komplexes Bild“: Die Umfrage sei in dem Jahr erfasst worden, in dem die Ära Benjamin Netanjahu endete und sich eine neue Regierungskoalition unter Naftali Bennett fand. Das Misstrauen in einige Institutionen könne daher rühren, dass vier Wahlen in zwei Jahren abgehalten wurden und sich politische Fronten erhärteten. Der Präsident des Instituts Johanan Plesner sieht einen „besorgniserregenden Trend“.

Staatspräsident Herzog beunruhigt der Vertrauensverlust der Bürger Israels, er liege „nachts wach“, da es „keinen Ersatz“ für die Demokratie gebe. Herzog mahnt, dass das Vertrauen in die Öffentlichkeit, das „höchste Gut“ sei. Mit Blick auf politische und gesellschaftliche Konfrontationen, die alle staatlichen Gewalten beeinflusst, sagte das Staatsoberhaupt: „Wir können und müssen anders handeln“, es sei ein „Warnsignal“. (joh)

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Eine Antwort

  1. Gäbe es so eine vertrauenswürdige Veröffentlichung in D., würde die Spaltung der Gesellschaft , noch krasser auffallen. Aber mit einem riesigem Unterschied. Denn der Präsident Israels, Herzog, ist sehr besorgt um die Demokratie im Land. Wogegen der Buprä F.W. Steinmeier das „beste EU…schland aller Zeiten feiert, u. natürlich von allen Altlastparteien für seine 2. Amtszeit hofiert wird. Denn es wird ja ein Antisemitismusbeauftragter nach dem anderen installiert 🤔.

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