EKD-Auslandsbischof Kopania: Antrittsreise im Heiligen Land

Der Auslandsbischof der EKD nimmt bei seiner Antrittsreise im Heiligen Land Leid auf beiden Seiten wahr. Das soll nach seiner Ansicht nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Von Israelnetz
Frank Kopania ist seit 1. Juli 2025 Auslandsbischof der EKD

HANNOVER / JERUSALEM (inn) – Der neue Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Frank Kopania, hat in den vergangenen Tagen das Heilige Land besucht. Nach seiner Rückkehr am Dienstag äußerte er in einer Mitteilung seine Beobachtung: „Schmerz und Trauer sind hier mit den Händen zu greifen.“ Es sei „die Trauer um geliebte Menschen, aber auch einfach der Schmerz dauerhafter Angst, Unsicherheit, Bedrohung, der Schmerz eines Lebens in Unfrieden“.

Kopania hat das Amt des Auslandsbischofs am 1. Juli angetreten. Das Heilige Land wählte er nach eigenen Angaben bewusst als Ziel seiner ersten Auslandsreise vom 7. bis 12. August: „Gerade hier wollte ich Präsenz zeigen und Solidarität mit allen, die unter den aktuellen Umständen leiden, jenseits von Abgrenzungen oder Kategorisierungen.“

Der Bischof besuchte unter anderem die Gedenkstätte des Nova-Festivals, bei dem am 7. Oktober 2023 mehr als 360 Menschen beim Terrorangriff der Hamas getötet wurden. „Überall die Gesichter der getöteten jungen Menschen, Gedenkorte, die Angehörige aus ihrem Schmerz heraus geschaffen haben und im Hintergrund die Detonationen laufender Kämpfe in Gaza. Diese Gleichzeitigkeit des Leides ist kaum zu fassen“, sagte Kopania.

Gegen Spaltung

Als zentrales Anliegen bezeichnete es der Theologe, Spaltung und dem Gegeneinander-Ausspielen von Leid entgegenzutreten: „Das Leid des einen wird nicht kleiner, wenn wir das Leid des anderen anerkennen. Hinhören, hinsehen und Raum geben für die Geschichten vieler, auch wenn sie einander das Recht absprechen, eröffnet erst den Blick auf die ganze Tragweite der Situation.“

Während seines Aufenthalts traf der Auslandsbischof führende Vertreter der christlichen Kirchen im Heiligen Land. Ein Thema war die Lage der Gemeinden vor Ort. So divers die Lebensrealitäten von Christen im Heiligen Land seien, so besorgniserregend seien die Schilderungen ihrer Herausforderungen, merkte Kopania an.

Ein geplanter Solidaritätsbesuch im christlichen Dorf Taibeh im Westjordanland musste wegen eines Brandes auf der Zufahrtsstraße verschoben werden. Die Ursache des Feuers wurde nicht genannt. Die Ortschaft war mehrfach Ziel von Gewalt militanter Siedler. Der Jerusalemer Propst Joachim Lenz werde den Besuch zeitnah nachholen, teilte die EKD mit.

Besonders beeindruckt zeigte sich der Bischof durch die Menschen, die trotz der Situation immer wieder Wege zum Frieden suchen, so auch beim Gespräch mit dem Präsidenten der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt: „Im interreligiösen Austausch steckt eine große Kraft. Ich habe hier ein respektvolles Begegnen erlebt, Allianzen über vermeintliche Grenzen hinweg und die Erfahrung, dass der Glaube immer wieder neue Kraft verleiht.“ (eh)

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8 Antworten

  1. Zitat: „Überall die Gesichter der getöteten jungen Menschen, Gedenkorte, die Angehörige aus ihrem Schmerz heraus geschaffen haben und im Hintergrund die Detonationen laufender Kämpfe in Gaza. Diese Gleichzeitigkeit des Leides ist kaum zu fassen“, sagte Kopania.“

    Ich dachte, es soll nichts „gegeneinander ausgespielt“ werden. Wo kämen wir auch hin, die über 300 wie bei einer Menschenjagd brutal Ermordeten zu erwähnen, wenn man nicht gleich danach auf das wohl auch noch „unverhältnismäßige“ Vorgehen in Gaza ablenken könnte.

    EKD eben. Nichts Neues.

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    1. @Chris (Chrissen)
      Wenn Kopania die Detonationen der Kämpfe in Gaza, die wohl nicht zu überhören waren, erwähnt, hätte er wenigstens dazusagen können, dass das ganze Leid, das er wahrnimmt, von Hamas verschuldet wurde. Als Bischof, der das Amt erst seit Juli innehat, muss er diese Erkenntnis haben und beim ersten Präsenz-Besuch im Heiligen Land auch kommunizieren. Solidarität beweist sich auch, wenn man das Massaker deutlich verurteilt. Ansonsten bleibt es beim Relativieren.

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      1. @Ella: Hi! Genau so ist es. Er mag die Kämpfe ja gehört haben, wobei ich das vom Gefühl her nicht ganz glauben kann, will ihm aber auch nichts Böses unterstellen, aber in einer Erklärung erst das Massaker zu erwähnen, nur um dann wieder einen nicht weiter erklärten Schwenk zum Leid in Gaza zu machen, ist für mich tatsächlich einfach eine Art Gleichsetzung. So, als ob Leid zur gleichen Zeit über die Menschen hereingebrochen wäre, und das ist nicht so. Das eine Leid einer Bevölkerung, die nachweislich zum Großteil die Menschenjagd laut damaliger Umfrage befürwortet hat, ist die Folge des ersten Leids eines geschundenen Volkes, das seit der Staatsgründung Frieden möchte und immer wieder die Hand zu diesem ausgestreckt hat. Es gibt bei nius.de einen guten Artikel zu Ehud Barak und Arafat damals in Camp David … Schlimm, wie vonseiten der Palästinenser alles ausgeschlagen wurde. Sie hätten schon seit Jahrzehnten ihren „Staat“ haben können!

        Viele Grüße. Chrissen

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        1. @Chris
          Hallo Chris, ich glaube schon, dass Kopania die Kämpfe gehört hat, das Festival-Gelände und auch die Kibuzzine sind ja nur teils 1 km entfernt. Aber gerade weil er es gehört hat, sollte er nicht relativieren. Wenn er „gerade hier (Israel) Präsenz zeigen will“, dann bitte zu 100%. Er muss dabei die Not der Palästinenser nicht außer Acht lassen, aber zumindest die Hamas als Verursacher benennen.
          Liebe Grüße Ella

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    2. Chis,bitte fair bleiben, in diesem Artikel ist nicht von Unverhältnismäßigkeit gesprochen worden.
      Wenn ich inzwischen auch kein Freund der christlichen Kirche mehr bin, so hat dieser Bischof die Reaktion Israels nicht für Unverhältnismäßig erklärt,sondern diese Auseinandersetzung aus dem Blickwinkel des Leides aller Betroffenen betrachtet.
      Die gute Absicht gestehe ich zumindest ihm zu
      SHALOM

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  2. „Besonders beeindruckt zeigte sich der Bischof durch die Menschen, die trotz der Situation immer wieder Wege zum Frieden suchen, so auch beim Gespräch mit dem Präsidenten der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt“

    Interessant, wer trotz den ganzen Gräueln vom 07. Oktober Wege zum Frieden sucht und die Hand ausstreckt.
    Ich vermisse diese Geste von den Moslems.

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  3. Einen Frieden, wie der Westen ihn sich vorstellt, diesen wird es von Seiten des Islam niemals geben.
    Wer daran glaubt, der ist ein irrgeleiteter Träumer.
    Zu diesem Ergebnis kommt der Leser des Qur`an und der Hadithen des „Propheten“ Mohammeds.
    Der Bischof sollte bitteschön zunächst die Sure 9 lesen. Da wird er Ernüchterung erfahren.
    Allenfalls könnte es ein „friedliches“, zeitlich begrenztes Zusammenleben geben. Bis der Islam wieder stark geworden ist. Dann geht der Kampf der Dschihadis weiter. Denn, diese leben ihre Religion, wie sie ihnen befohlen ist. Das sollte die Quintessenz aus seinem Besuch des Heiligen Landes sein.
    Anmerkung: Wenn Muslime in Frieden u. A. mit Juden leben und diesen Frieden auch praktizieren, dann gelten diese nach der Scharia bereits als Apostaten und müssen bekämpft werden.

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