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Ein „jüdischer Joghurt“ und ein boykottierender Palästinenser in Ungarn

Die SWR-Moderatorin Helen Fares hatte in einem Instagram-Video davor gewarnt, eine Schoko-Milch der Marke Alpro zu kaufen. Der Konzern unterstütze Israels Wirtschaft, sagte sie. Was ist dran an dieser Behauptung?
Von Jörn Schumacher

Helen Fares, die bis vor kurzem im SWR eine Talksendung namens „MixTalk“ moderiert hatte, war in einem Video zu sehen, wie sie im Supermarkt einkauft. Fares empfahl ihren Zuschauern die Nutzung einer App namens „No Thanks“ als ein Mittel, um sich gegen Israel und dessen Krieg im Gazastreifen zu positionieren. Anhand eines Markennamens kann der Nutzer damit herausfinden, ob eine Verbindung zu Israel besteht.

In dem Video erzählt Fares, dass sie die Schokomilch des Unternehmens Alpro eigentlich mag. Da dieses aber Start-ups in Israel unterstütze, verzichte sie nun darauf. Laut der App „No Thanks“ investiert Alpro in israelische Start-ups. Der SWR distanzierte sich von Fares‘ Äußerungen und entband die Moderatorin von ihrer Moderationsaufgabe.

Die App „No thanks“ („Nein, danke“) ist seit November 2023 im Google Play Store zu finden, seit Anfang 2024 auch im App Store von Apple. Auf der Instagram-Seite der App heißt es: „No Thanks ist eine App, mit der Sie herausfinden können, welche Unternehmen an diesem Völkermord beteiligt sind.“

In einem Online-Shop kann man Pullover kaufen mit dem Umriss des ganzen Staates Israel und dem Hinweis „Palestine Hoodie“ – für 45 Dollar. Die kostenlose App verfügt über einen Barcode-Scanner und ist verbunden mit einer Boykottliste.

Boykottaufruf gegen viele Firmen

„No Thanks“ orientiert sich laut der Tageszeitung „Die Welt“ offenbar an der Website „Boycotzionism“, auf der Unternehmen mit Verbindungen nach Israel gelistet sind. Dort wird der Besucher mit dem antisemitischen Spruch „From the river to the sea, Palestine will be free“ begrüßt.

Geht es nach den Machern, sind sehr viele Firmen zu meiden, weil sie einen Bezug zu Israel haben: Disney, der Softwarehersteller SAP, der Musiksender MTV, die deutsche Limonade Fanta, die Sportkonzerne Adidas und Nike, Mars und Unilever, H&M und Coca-Cola und so weiter. Auch der deutsche Händler Edeka wird dort gelistet, weil er Datteln aus Israel im Sortiment hat, ebenso Lidl, weil der Besitzer Dieter Schwarz Investitionen in israelische Technologiefirmen getätigt hat.

Programmiert hat die App der 25-jährige Ahmed Bashbash, der aus den Palästinensergebieten stammt, zum Studium aber nach Ungarn auswanderte. Laut seines Lebenslaufes war er ein Jahr lang Trainee beim Telekommunikationskonzern Nokia in Budapest und arbeitet dort seitdem als freiberuflicher Software-Entwickler.

„Dieses Produkt befindet sich auf der Boykottliste“

Wenn ein App-Nutzer ein Produkt der Marke Alpro scannt, erfährt er in einer rot umrandeten Nachricht: „Dieses Produkt befindet sich auf der Boykottliste!“ Man sei aufgerufen, das Produkt „aus ethischen Gründen“ nicht zu kaufen. Wer mehr erfahren will, wird weitergeleitet auf einen Artikel der Jerusalem Post vom 22. Mai 2023. Darin heißt es: „Der globale Molkereiriese Danone wird zusammen mit dem israelischen Milchunternehmen Tara eine Investition von rund 12,5 Millionen Schekel (umgerechnet rund 3 Millionen Euro) in das israelische Unternehmen Wilk tätigen.“

Alpro, europäischer Marktführer für Lebensmittel auf Sojabasis, hat seinen Hauptsitz im belgischen Gent, es gibt zudem Büros in Birmingham, Breda und Düsseldorf. Gegründet wurde die auf natürliche Lebensmittel auf Basis von Soja spezialisierte Sparte „Alpro Soya“ 1980 beim belgischen Lebensmittelkonzern „Vandemoortele“. Die Firma expandierte, und 2009 wurde Alpro von der amerikanischen Molkereigruppe „Dean Foods“ aufgekauft.

Drei Jahre später spaltete „Dean Foods“ die Tochterfirma „The WhiteWave Foods Company“ auf, zu deren Marken gehörte auch Alpro. Im Jahr 2017 kaufte der französische Molkereikonzern Danone das Alpro-Mutterunternehmen „WhiteWave Foods“ auf.

Firma Danone mit jüdischen Wurzeln

Danone wiederum wurde 1919 von Isaac Carasso gegründet. Ursprünglich stammte die jüdische Familie Carasso aus Thessaloniki. Isaac Carasso wurde 1874 als Sohn einer Familie sephardischer Juden im damals osmanischen Saloniki geboren, das eine der größten jüdischen Gemeinden Europas beherbergte. Nachdem die griechische Armee 1913 im Zweiten Balkankrieg die Stadt eingenommen hatte, floh die Familie nach Spanien, wo ihre Vorfahren ansässig waren.

Der Arzt Isaac Carasso rief 1919 in Barcelona eine Firma ins Leben, die Joghurt herstellte. Den Namen Danone gab er dem Geschäft wegen des Rufnamens „Danón“ seines Sohnes Daniel.

Daniel Carasso verließ 1923 im Alter von 18 Jahren Spanien und studierte unter anderem am Institut Pasteur in Paris. Im Jahr 1929 gründete Daniel Carasso die „Société Parisienne du Yoghurt – Danone“. Während des Zweiten Weltkrieges floh er aus dem besetzen Paris nach New York, wo er in der Bronx ein Yoghurt-Geschäft eröffnete. Unter dem Namen „Dannon Yoghurt“ vertrieb er im größeren Stil seine Produkte.

Nach dem Krieg weitete er auch in Europa erneut unter dem Namen „Danone“ das Geschäft aus. Daniel Carasso starb am 17. Mai 2009 im Alter von 103 Jahren.

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22 Antworten

  1. Es ist eine finstere Zeit, die Israel-Hasser denken sich immer Neues aus.
    Es bleibt zu hoffen, dass die allermeisten Bibelfreunde sich diesem widersetzen und solche App NICHT verwenden.
    Der Umfang der Boykottkampagne scheint mir sehr hoch zu sein, die modernen Techniken wie Apps haben wohl viele negativen Begleiterscheinungen.

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  2. Der Betrieber dieser App ist ein Palästinenser namens Ahmed. Er hat in Ungarn studiert und arbeitet nun dort freiberuflich. Aber seinen Hass auf Israel und Juden hat er nicht abgelegt, sondern hetzt hier weiter. Warum werden solche nicht aisgewiesen? Haben wir nicht schon genug Antisemitismus?

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    1. Es ist wie bei einer Seuche. Man könnte sagen,
      Judenhass infiziert. Wobei jeder die Wahl hätte.
      Terror- Führer und antisemitische Staaten freuen sich über infizierte Dummköpfe.

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  3. Warum benutzt Ahmed Bashbash noch Handys, PCs, hochentwickelte Technik? Da steckt doch überall viel jüdisches Knowhow drin?

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    1. Dann würde er seine Klientel nicht erreichen. Mit Bleistift und Papier braucht es solange und teuer ist es auch noch – wenn man die Briefumschläge und das Porto einrechnet. Und jeden Brief müsste man auch noch einzeln schreiben, wer weiß welche Technologie in Kopieren steckt. Zynismus Ende

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  4. Mir fehlen die Worte. Ich hoffe ich kann Kontakt aufnehmen zum Südwestfalen. Es ist an der Zeit, dass wir diesen Boykott gegen Israelische Firmen aufheben. Wirklich zu Israel und auch zu jüdischen Firmen in Deutschland. Danke für Ihre Info. Tröste mein Volk Stehn wir zu Deinem Volke Israel und beten. Shalom Jutta Erhardt

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    1. Die App ist super! Damit finden wir schneller heraus, wie wir Israel unterstützen können-wie schon R.Appelt sagte😊

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    2. Unser Edeka-Markt verkauft nicht nur Datteln, sondern auch Erdnüsse (in Schalen) mit genauer Herkunft und Flagge(!), die bei jedem Einkauf in meinem Wagen landen.

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    3. Genauso ist es, Avi!
      Ich war vergangene Woche, Samstagabend und heute, in meiner Mittagspause, auf der Suche nach ALPRO Schokoladengeschmack. Seit dem Boykott Aufruf kaufen wir sie in rauhen Mengen.
      In 8 HIT und REWE Märkten teilte man mir mit, dass dieses Produkt in allen Filialen aus dem Sortiment genommen wurde… Das lässt ganz tief blicken!!!
      Einzig bei EDEKA ist die Schoko“milch“ noch verfügbar.
      Ich werde in HIT und REWE Märkte keinen Fuß mehr setzen und meine Einkäufe auf ALDI, EDEKA und LIDL beschränken.
      Am Israel Chai!

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  5. Wer Israel aus den Angeln heben will wird sich einen Bruch holen. Man kann nicht gegen unseren allmächtigen Gott kämpfen der selbst das jüdische Volk geschaffen hat…..

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  6. Bitte App entwickeln mit gleichen Produkten und den Namen „yes – please“ verwenden, würde sie sofort verwenden 🫶

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  7. „Boykott aus Ungarn“ als Überschrift – das ist etwas irreführend. Der Israelhasser, um den es hier geht, ist kein Ungar, er kommt anscheinend aus Gaza, gehört zu den Arabern, die sich „Palästinenser“ nennen, und er studiert nur in Ungarn.
    Es gibt außerdem verhältnismäßig wenige Muslime in Ungarn, Volkszählung von 2011: unter 6.000; Juden dagegen über 10.000. 🙂
    (Wollte das als halbe Ungarin nicht so stehenlassen.)

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  8. Den Spieß einfach umdrehen: die App laden und gezielt israelische Produkte sowie Produkte von Menschen- und Israelfreundlichen Firmen kaufen. Dann hat die App doch einen Sinn.

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