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„Ein historischer und freudiger Tag“

Das angekündigte Friedensabkommen nimmt konkrete Formen an. Der israelische Premier Netanjahu frohlockt und sieht dies auch als seinen persönlichen Erfolg.
Politische Gespräche in Abu Dhabi : Präsidentenberater Kushner, Außenminister Gargasch und Sicherheitsberater Ben-Schabbat

ABU DHABI (inn) – Noch wirken die Szenen etwas unwirklich: In einem prunkvollen Raum irgendwo in Abu Dhabi sind die emiratische und die amerikanische Flagge aufgestellt – und dazu die israelische. Der Sicherheitsberater des jüdischen Staates, Meir Ben-Schabbat, sitzt in einem Sessel, ebenso wie der amerikanische Präsidentenberater Jared Kushner, und zwischen diesen beiden der emiratische Außenminister Anwar Gargasch. So, als ob der offizielle politische Austausch zwischen diesen Staaten die größte Selbstverständlichkeit wäre.

Tatsächlich steht der Austausch erst am Anfang – sofern er sich jedenfalls vor den Augen der Welt vollzieht. Der historische Flug am Montag von Tel Aviv nach Abu Dhabi war die bislang greifbarste Form der Annäherung. In Abu Dhabi diskutierten die Vertreter der drei beteiligten Länder über Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen. Vor allem aber war dort auch der Austausch von Botschaftern und die Eröffnung von Flugrouten das Thema.

Oft fällt in diesem neuesten diplomatischen Vorstoß die Wendung „warmer Friede“, der in Zukunft zwischen Israel und den Emiraten bestehen soll. Dass sich die israelische Delegation herzlich willkommen fühlen durfte, ließ sich am Dienstagmorgen erkennen: Die Vertreter des jüdischen Staates durften ein Morgengebet abhalten. Der Leiter der jüdischen Gemeinschaft in den Emiraten, Rabbi Levi Duchman, ließ dabei auch das Widderhorn erklingen. Der Specher der israelischen Regierung für die arabische Welt, Ofir Gendelman, teilte ein Video von der Szene auf Twitter.

Ein „neuer Naher Osten“

Warum dies ein warmer Friede werden könnte, hat Kushner bei einer kurzen Ansprache auf dem Rollfeld angedeutet: Die jeweiligen Völker wollen den Frieden – also nicht nur die Regierungen. Der Friede mit Ägypten und Jordanien gilt als kalt, weil er in der Bevölkerung dieser arabischen Staaten nicht wohlgelitten ist.

Tatsächlich sieht Kushner einen „neuen Nahen Osten“, den die Emirate nun anführten. Offenkundig an die Adresse der Palästinenser waren diese Anmerkungen gerichtet: „Die sehr wenigen, die diese Friedensvereinbarung kritisch sehen, sind diejenigen mit einer langen Liste des Scheiterns, die ihr Volk in Armut und Elend gefangen halten. Sie nutzen Spaltung aus, um an der Macht zu bleiben, aber ihre Rhetorik ist müde geworden, und die Region befreit sich von ihrem Griff.“

Zu dieser Stellungnahme passt auch das Gebet, das Kushner – nach Aussage seiner Frau Ivanka – bereits am Sonntag bei seinem Besuch an der Klagemauer sprach: „Ich betete dafür, dass Muslime und Araber in aller Welt, die diesen Flug sehen, erkennen, dass wir alle Kinder Gottes sind und die Zukunft nicht von der Vergangenheit vorherbestimmt sein muss.“

Lange Vorbereitung

Nach den Worten des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu wurde diese Zukunft in der Vergangenheit zumindest vorbereitet. Wie er am Montagabend auf einer Pressekonferenz erklärte, habe er vor 25 Jahren in dem Buch „Platz unter der Sonne“ geschrieben, dass sich die arabische Welt nur einem wirtschaftlich und militärisch starken Israel annähern werde – und dass Israel dann keine Zugeständnisse machen müsse, die es letztlich schwächen würden.

Seit dieser Zeit habe er als Politiker daran gearbeitet, dass Israel dieser starke Staat wird, etwa durch Wirtschaftsreformen. In diesem Sinne sprach Netanjahu mit Blick auf den Flug der El-Al-Maschine in die Emirate von einem „historischen und freudigen Tag für alle Bürger Israels“.

Die Gefühlslage bei palästinensischen Politikern ist eine andere. Am Montag beklagte der palästinensische Premier in Ramallah, Mohammed Schtaje, dass die Emirate die Annäherung an Israel trotz anhaltender Besatzung vollziehen. Die islamistische Hamas im Gazastreifen sprach von einem „Stich in den Rücken des palästinensischen Volkes“. Die Befreiung „Palästinas“ stehe nach wie vor auf dem Programm, hieß es in einer Mitteilung am Montag. „Wir rufen die Herrscher in Abu Dhabi dazu auf, diese unter schlechtem Stern stehenden Vereinbarung sofort rückgängig zu machen.“

Es sieht nicht danach aus, dass die Emirate dieser Aufforderung nachkommen. Am Dienstag wurden die ersten Verständigungsabkommen mit Israel im Bereich der Geldwirtschaft unterzeichnet, weitere im Bereich Tourismus und Handel sollen folgen. Die Delegation brach sodann wieder nach Israel auf – der Flieger nutzte dabei, wie schon beim Hinflug, den Luftraum Saudi-Arabiens.

Von: df

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