Ein Freudenfest Gottes

Seit Sonntagabend feiern Juden das zweitägige Wochenfest Schawuot. Neben bestimmten Opfergaben gebietet Gott dazu auch Sorge für die Armen – und Festfreude.
Von Israelnetz
Weil Schawuot an die Opfergaben erinnert, werden gerne Blumen und Getreideähren zum Fest verschenkt

Am Sinai gab Gott Mose die Gesetze für sein Volk und die Anweisungen zu den Festen, die das Volk halten sollte. Er sagte: „Rede zu den Kindern Israels und sage ihnen: Das sind die Feste des HERRN, zu denen ihr heilige Festversammlungen einberufen sollt; dies sind meine Feste“ (3. Mose 23,2; Bibelzitate nach: „Die Heilige Schrift“, Übersetzung nach Franz Eugen Schlachter, Version 2000, Genfer Bibelgesellschaft). Gott sagt „dies sind meine Feste“. Gott gibt seinem Volk etwas von sich selbst: Seine Feste, die ihm gehören und in denen etwas von ihm selbst steckt. Gott zeigt sich durch seine Feste.

Schawuot ist eines dieser sieben biblischen Feste Gottes. Es ist auch bekannt als Wochenfest, Pfingsten, Erntefest oder Spätere Erstlingsfrüchte. An diesem Fest wurde Gott die Ernte des Sommerweizens dargebracht. Es wird 50 Tage nach dem Passahfest gefeiert, wobei heute die Tage zwischen Passah und Schawuot in wöchentlichen Gottesdiensten bis zu dem 50. Tag, dem Feiertag nach dem Sabbat, gezählt werden. Schawuot ist einer der jüdischen Feiertage und wird außerdem oft Matan Tora genannt, da man sagt, dass Gott Mose die Gesetze zu diesem Zeitpunkt übergab.

Heute lesen strenggläubige Juden oft die ganze Nacht in der Tora und die Häuser und Synagogen werden mit Blumen und Laub geschmückt. Diese stehen für die Ernte und die Tora als „Baum des Lebens“.

Zu jedem Fest gab Gott Mose genauste Anweisungen. Zum Wochenfest finden wir Angaben zu den Opfergaben für diesen Festtag. Außerdem sollte an diesem Tag eine heilige Versammlung ausgerufen werden, keine Alltagsarbeit verrichtet werden und dieses Fest sollte eine ewig gültige Ordnung für die nächsten Generationen sein. Interessant ist, dass zudem dem Armen und dem Fremdling im Volk etwas von der Ernte übriggelassen werden sollte (vgl. 3.Mo 23,15-22).

Im Fünften Buch Mose, lateinisch Deuteronomium, was auch „das zweite Gesetz“ bedeutet, redet Gott nochmals zu seinem Volk über seine Feste. Diesmal spricht er zu einer neuen Generation, die Generation, die in den 40 Jahren Wüstenwanderung herangewachsen und geboren ist. Welchen wichtigen Punkt zum Wochenfest eilt Gott dieser neuen Generation mit?

Festfreude als Gebot

„Und du sollst fröhlich sein vor dem Herrn, deinem Gott, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Knecht und deine Magd und der Levit, der in deinen Toren ist, und der Fremdling und die Waise und die Witwe, die in deiner Mitte sind, an dem Ort, den der Herr, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen.“ (5. Mose 16,11).

Was sagt Gott hier? Im hebräischen Text steht an dieser Stelle für „fröhlich“ das Wort samach, welches auch übersetzt wird mit „freuen; erfreuen; freudig“. Das gleiche Wort findet sich öfter in den Psalmen wieder3 und beschreibt die Freude des Volkes über seinen Gott: „Israel freue sich an seinem Schöpfer, die Kinder Zions sollen jubeln über ihren König!“ (Psalm 149,2). Gott selbst ist der Grund dieser Freude. Dies zeigt, dass es bei Gottes Aufforderung zum Wochenfest „Und du sollst fröhlich sein vor dem Herrn, deinem Gott …“ (5. Mose 16,11) vermutlich nicht primär um die Freude an der Ernte geht.

Zentral erscheint die Freude, die das Volk erlebte, wenn die Israeliten vor ihren heiligen, allmächtigen Gott traten. Gott fordert sein Volk also auf, sich an diesem Fest an ihm zu erfreuen, gemeinsam mit all den Menschen, mit denen es lebte, auch mit den Fremden und Armen, an dem von Gott erwählten Ort seiner Wohnstätte. Zum Wochenfest sollten alle jüdischen Männer „… vor dem HERRN, deinem Gott erscheinen“ (5. Mose 16,16), was später die Wallfahrt zum Tempel in Jerusalem bedeutete.

Hier standen sie vor dem Angesicht Gottes. Sie erinnerten sich an das, was er für sie, für sein Volk getan hatte und diese Begegnung mit dem Gott Israels nährte ihre Zuversicht, ihr Vertrauen und die Freude über das, was Gott in Zukunft für sein Volk tun wird.

Auch Pfingsten von Freude geprägt

Auch im Neuen Testament finden wir ein vergleichbares Wort für diese Freude an Gott. Dem hebräischen samach kann man das griechische Wort euphrosyne gleichsetzen, welches „Freude; Fröhlichkeit“ bedeutet. Dieses Wort finden wir spannender Weise unter anderem im 2. Kapitel der Apostelgeschichte, wo wir uns tatsächlich mitten im jüdischen Wochenfest befinden: „Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte …“ (2,1). Pfingsten (pentekoste = 50) ist die griechische Bezeichnung des Wochenfestes.

Hier, am 50. Tag nach dem Tod von Jesus Christus, sandte Gott den Nachfolgern von Jesus seinen Heiligen Geist. In seiner anschließenden Rede zu den Menschen spricht Petrus ebenfalls über die Freude, die der Mensch vor dem Angesicht Gottes erlebt. Petrus zitiert einen Psalm Davids: „Du hast mir die Wege des Lebens gezeigt; du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht!“ (Apostelgeschichte 2,28). David sprach damals noch in der Zukunftsform: „Du wirst mir den Weg des Lebens zeigen …“ (Psalm 16,11), in der Apostelgeschichte hatte sich dies in Jesus bereits erfüllt. Durch Jesus kommt jeder, der an ihn glaubt, vor das Angesicht Gottes, wo er mit Freude erfüllt wird.

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Diese Freude ist nicht mit Glück oder Genuss zu verwechseln, es ist ein Geschenk Gottes, das aus ihm selbst heraus entspringt. Es ist etwas, das der Mensch in der Gegenwart Gottes, vor dem Angesicht Gottes erfährt. Der Mensch erlebt diese Freude, wenn er selbst seinem Gott und Schöpfer begegnet.

Das erlebte die neue Generation des Volkes Israel im gelobten Land, das erlebte David in Jerusalem, das erlebten Petrus und die Menschen, die sich an Pfingsten zu Jesus wendeten. Jeder, der an Jesus glaubt, kann Gott persönlich begegnen und diese Freude erleben. Wie herrlich ist es, Schawuot mit dieser Freude vor dem Angesicht Gottes zu feiern – mit den Menschen um dich herum, an dem Ort, an den Gott dich gestellt hat.

Von Zippora und Tobias Guldner


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7 Antworten

  1. Vielen Dank an Ziporra und Tobias Guldner!
    Dieser Bericht ist so gut erklärt und beschrieben. Und es bezeugt, ohne Jesus geht gar nichts. Wunderbarer Bericht! Es ist wirklich toll, daß man hier soviel lernen kann. Das baut mich auf.
    Liebe Grüße Manu 🙏🕊

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  2. Auch für mich ist die Bibel „der Baum des Lebens“, doch Shawuot unterscheidet sich zu unserem Erntedankfest. Während in den meisten christl. Kirchen das Schmücken des Altars wichtig ist (habe ich vielfach als Wettbewerb und zu üppig befunden), ist es für die Juden die Freude an ihrem Gott, die im Vordergrund steht und weitergegeben wird.Dieser Artikel ist eine Gabe der Freude und vor allem dieser Satz mir so wichtig:
    „Durch Jesus kommt jeder, der an ihn glaubt, vor das Angesicht Gottes, wo er mit Freude erfüllt wird.“
    Danke dafür!

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  3. Auch wenn ich hier in diesem Forum mit meiner biblischen Sicht angefeindet werde, so möchte ich es dennoch schreiben. Wenn wir Christen in den israelischen Ölbaum als wilde Zweige eingepfropft sind, (Römer 11,17f) sollten wir dann nicht statt Ostern, Passah feiern? Und so wäre heute auch für Christen Schawuot, oder meinetwegen Pfingsten. (50 Tage nach Passah) Denn Jahwe sagt eindeutig es sind MEINE Feste. Im Vaterunser beten wir: „Dein Wille geschehe – im Himmel und auf Erden!“ Gott gibt uns viele klare und einfache Anweisungen in seinem Wort, aber wir haben Einwände ohne Ende. Der Mensch möchte selbst bestimmen, was gut und richtig ist für sein Leben.

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    1. @Michael Bernhard
      Im Großen und Ganzen hast du Recht. So ist es auch mit Sabbat/Sonntag. Ich halte den Sabbat. Nicht den Sonntag. Außerdem ist Weihnachten für mich nicht der Tag wo Jesus geboren wurde. Mit Ostern,das haut auch nicht ganz hin. Und mit dem Schawuot bin ich auch am überlegen. Aber das ist ein schwieriges Thema. Trotzdem finde ich es gut,das du das mal ansprichst.
      Viele Grüße Manu

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  4. Meine Leute haben schon vor dem Shabbat gefeiert, um mir eine Freude zu mache, da ich Samstags schon zurück nach Deutschland musste, der Abend hat Spaß gemacht, es gab soviel Süsskram, daß ich die nächsten drei Wochen alle Hände voll damit zu tun habe zu verhindern, daß ich fett werde, soll heißen schwimmen, Fahrrad und jede Menge Gemisch aus Krav Maga und Taekwondo trainieren.
    SHALOM ALEJCHEM

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