MADSCHDAL SCHAMS (inn) – Etwa 1.000 israelische Drusen haben am Mittwoch die Grenze zu Syrien überschritten. Sie wollten ihren Glaubensgenossen in der südsyrischen Region Suwaida zur Hilfe kommen. Dort herrscht mittlerweile eine Feuerpause zwischen Beduinen, Drusen und Regierungstruppen.
Nach israelischen Einschätzungen drangen auch mehrere Hundert Syrer über die Grenze nahe Madschdal Schams im Golan nach Israel ein. Sicherheitskräfte bemühten sich in der Nacht, Israelis und Syrer wieder in ihr jeweiliges Land zurückzubringen.
Unter den Drusen, die sich auf den Weg nach Syrien machten, waren auch mehrere israelische Abgeordnete. Einer von ihnen, Hamad Amar von der Partei „Israel Beiteinu“, sagte der Zeitung „Yediot Aharonot“, er habe junge Drusen aus dem Kampfgebiet herausholen wollen.
Beduinenstämme hatten am Sonntag Drusen in Suwaida angegriffen. Als sich Regierungstruppen in das Gebiet aufmachten, verübte Israel Luftschläge gegen die Soldaten. Nach israelischer Auffassung verstieß Syrien mit der Entsendung gegen eine Abmachung, derzufolge in der Region keine Regierungstruppen stationiert werden dürfen. Zudem flog die Luftwaffe Angriffe auf Ziele im Raum Damaskus.
„Wie der 7. Oktober“
Amar berichtete von furchtbaren Szenen in Suwaida: „Was gestern im drusischen Gebirge geschah, war, dass Milizen, vom Regime gestützt, in Dörfer eindrangen – sie vergewaltigten Mädchen im Alter von fünf, sieben und zehn, töteten Frauen und Männer, verbrannten Wohnhäuser und machen noch weiter. Wir sprechen hier von einem Massaker. Es war wie der 7. Oktober. Alte erniedrigen, ihre Bärte abscheren und sie töten? Es erinnerte mich an den Holocaust.“
Amar warnte vor dem syrischen Interimspräsidenten Ahmed al-Schar’a. Sein Anzug dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass er in der Vergangenheit Menschen abgeschlachtet und Frauen vergewaltigt habe. „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses Monster an unserer Nordgrenze wächst.“
Al-Schara’a: Israel verbreitet Chaos
Indes kritisierte Al-Schar’a am Donnerstag Israel in einer Fernsehansprache. Es heize die Instabilität an. „Das israelische Gebilde versucht, unser Land in einen Schauplatz des Chaos zu verwandeln.“
Er wandte sich direkt an die Drusen: „Wir lehnen jeden Versuch ab, euch in die Hände einer externen Partei zu ziehen“, sagte er mit Bezug auf Israel. Verantwortliche für Gewalt gegen die drusische Minderheit würden zur Verantwortung gezogen. „Eure Rechte und Freiheit zu schützen, ist eine unserer höchsten Prioritäten.“
Die Syrer seien zum Kampf bereit, wenn ihre Würde bedroht sei, betonte er. Das „israelische Gebilde“ habe breit angelegte Angriffe gegen zivile und staatliche Einrichtungen verübt. Das habe die Lage deutlich komplizierter gemacht und eine Eskalation herbeigeführt. Vermittlungsbemühungen von amerikanischer, arabischer und türkischer Seite hätten die Region vor einem unbekannten Schicksal bewahrt.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (London) teilte am Donnerstagmorgen mit, die Kämpfe hätten seit Sonntag mehr als 350 Tote gefordert. Unter ihnen seien 79 drusische Kämpfer und 55 Zivilisten, von denen 27 von Mitgliedern des Verteidigungs- und des Innenministeriums „standrechtlich hingerichtet“ worden seien. Die Mitarbeiter der Ministerien zählten 189 Tote in ihren Reihen, die Beduinen 18. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. (eh)
4 Antworten
Nun, es ist die Aufgabe der syr. Regierung, Minderheiten zu schützen. Und das ist offensichtlich nicht passiert. Die Drusen haben Israel gebeten sie zu schützen und das hat Israel gemacht. Al-Scharaa sollte sich Gedanken machen was er will.
Israelische Angriffe gegen staatliche Einrichtungen. Muss das sein? Ja.
Komisch, ich dachte immer, Al Scharaa sei ein Feind der Mullahs. Warum bedient er sich dann der gleichen Methoden und der gleichen Rhetorik wie sie?
Ich dachte immer, er will Ruhe und Frieden haben an seiner Südgrenze.
Warum befeuert er dann die Konflikte dort und stellt sich auf die Seite der Beduinenmilizen?
Es scheint, als verstehe er auch nur die Sprache der Gewalt,und die Treffer um den Präsidentenpalast mögen ein Fingerzeig oder Wink mit dem Zaunpfahl gewesen sein.
Er sollte jedenfalls vermeiden, bei den Israelis
Verdacht zu wecken hinsichtlich seiner Absichten.
SHALOM
Der ehemalige Al Kaida Führer und jetzige Befehlshaber in Syrien wirft IL Eskalation vor?
Warum hat er die Islamisten in seinem Land nicht im Griff gegen Minderheiten u.a. Drusen? Nur weil er Kampfuniform mit Anzug tauschte ist er kein Friedensbringer.