Mehr als zwei Jahre waren die 20 nun freigelassenen Geiseln von ihren Familien getrennt. Hier erzählen wir ihre Geschichten
Vom Nova-Festival nach Gaza verschleppt
Alon Ohel (24) hat neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Der israelisch-deutsche Musiker war auf dem Nova-Festival, als der brutale Angriff der Terror-Organisation Hamas die Veranstaltung in ein Blutbad verwandelte. Alon Ohel wurde zusammen mit Eli Scharabi, Or Levy und Elija Cohen festgehalten. Nachdem die anderen Anfang des Jahres im Rahmen von sogenannten „Geisel-Deals“ freikamen, blieb er allein zurück. Bei der Entführung wurde er durch Schrapnelle verletzt.
Avinatan Or (32) war mit seiner Partnerin No‘a Argamani auf dem Nova-Festival, als beide von Hamas-Terroristen entführt und voneinander getrennt festgehalten wurden. Während der Gefangenschaft verlor er 30 bis 40 Prozent seines Körpergewichts, wie israelische Medien melden. Er wurde zwei Jahre lang isoliert von anderen Geiseln festgehalten. Avinatan Or und No’a Argamani sahen sich am Montag erstmals nach ihrer Verschleppung wieder.
Elkana Bohbot (36) war auf der Nova-Party und half, Verwundete in Sicherheit zu bringen, als er entführt wurde. Der gebürtige Kolumbianer konnte vor seiner Verschleppung noch seine Frau anrufen. Die zwei Jahre seiner Gefangenschaft verbrachte er gefesselt in der Dunkelheit der Hamas-Tunneln. Kurz vor der Freilassung erhielt er nach einer langen Hungerphase zu viel Nahrung. Das verstärkte seine gesundheitlichen Probleme noch weiter. Elkana Bohbot ist Vater eines kleinen Sohnes, Reem.
Bar Kuperstein (22), Sanitäter aus Holon, arbeitete als Türsteher auf dem Nova-Festival. Als der Überfall der Hamas begann, kehrte er mehrfach auf das Gelände zurück, um Menschen zu evakuieren.
Als Ältester von fünf Geschwistern verdiente er das Geld für die Familie, nachdem sein Vater Tal während einer Operation 2020 einen Schlaganfall erlitten hatte. Er verlor seine Fähigkeit zu sprechen und sitzt seitdem im Rollstuhl. Israelische Zeitungen berichten, dass Tal Kuperstein sich nach der Entführung seines Sohnes vorgenommen hatte, wieder sprechen und laufen zu lernen. „Ich weiß nicht, wie ich die Kraft dazu bekommen habe“, sagte er im Mai 2025 israelischen Medien. Doch es sei ihm wichtig, für seinen Sohn die Stimme zu erheben.
Am Montag konnte Bar Kuperstein seinen Vater erstmals nach fünf Jahren wieder reden hören. Für die emotionale Begrüßung stand der Vater kurzzeitig aus seinem Rollstuhl auf.
Maxim Herkin (37) wurde vom Nova-Festival entführt. Eigentlich hatte er nicht hingehen wollen, berichtet die „Times of Israel“, Freunde luden ihn ein. „Ich liebe dich“ waren die letzten Worte, die seine Mutter von ihm hörte, bevor er in die Hände der Terroristen fiel. Während der Zeit seiner Gefangenschaft habe sie Angst gehabt, sich öffentlich für die Freilassung ihres Sohnes einzusetzen. Maxim Herkin hatte in der Vergangenheit in der israelischen Armee gedient. „Ich hatte Angst, sie würden sich an ihm rächen.“ Zuhause wartet auf ihn seine dreijährige Tochter Monika.
Eitan Mor (25) stammt aus der Siedlung Kiriat Arba. Er arbeitete als Sicherheitsmann auf dem Nova-Festival. Er wurde am Montag von seinen Eltern in Empfang genommen. Auch Rom Braslavski (22) war Sicherheitsmann auf dem Festival. Zusammen mit anderen versuchte er, fliehende Besucher vor den Terroristen zu retten. Neben der israelischen hat er auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Anfang August veröffentlichte die Hamas ein Video, in dem die ausgezehrte Geisel um Gnade bat.
Guy Gilboa-Dalal (24) war gemeinsam mit Evjatar David auf dem Nova-Festival feiern, als beide entführt wurden. Er war zum ersten Mal dort gewesen. Evjatar David (24) wurde durch die schrecklichen Aufnahmen bekannt, in denen er, bis auf die Knochen abgemagert, sein Grab aushebt. Veröffentlicht wurde das Propaganda-Video im August 2025 von der Terror-Organisation Hamas.
Segev Kalfon (27) aus Dimona arbeitete in der Bäckerei seiner Familie und studierte Finanzwesen. Er wurde auf dem Nova-Festival entführt.
Aus Kibbuzim entführt
Siv und Gali Berman (28), Zwillinge aus dem Kibbuz Kfar Asa, wurden aus ihren Häusern heraus entführt. Erste Informationen über ihren Verbleib erhielt die Familie Ende November 2023, als freigelassene Geiseln bestätigten, dass die beiden am Leben seien. Die Deutsch-Israelis wurden getrennt voneinander festgehalten und sahen sich am Montagmorgen das erste Mal nach zwei Jahren wieder.
Eitan Horn (39) besuchte seinen Bruder Jair im Kibbuz Nir Os, als beide entführt wurden. Jair konnte bereits im Februar in einem Geisel-Deal nach Israel zurückkehren.
David und Ariel Cunio (35 und 28) kommen aus dem Kibbuz Nir Os und wurden von dort aus nach Gaza verschleppt. David Cunio mit seiner Frau Scharon und den gemeinsamen Zwillingstöchtern Emma und Juli, damals drei Jahre alt, Ariel mit seiner Partnerin Arbel Jehud. Scharon, Arbel sowie die Kinder sind in vorherigen Austauschabkommen freigekommen. Nun sind auch die beiden Brüder frei.
Omri Miran (48) aus Nachal Os wurde von seiner Familie getrennt und nach Gaza verschleppt. Seine Töchter Roni und Alma waren zwei Jahre und sechs Monate alt. Bevor er von den Hamas-Terroristen weggeführt wurde, sagte ihm seine Frau Lischai: „Spiel nicht den Helden“, berichtete die israelische Zeitung „Yediot Aharonot“ knapp zwei Wochen nach dem verheerenden Überfall vom 7. Oktober. Nun können Omri und seine Frau Lischai sich wieder in den Arm nehmen.
Josef Haim Ohana (25) kommt aus der Nähe von Aschkelon und galt zunächst als vermisst. Einige Wochen später benachrichtigte das israelische Militär die Familie über seine Entführung.
Matan Zangauker (25) wurde zusammen mit seiner Partnerin Ilana Gritsewski aus dem Kibbutz Nir Os entführt. Gritsewski wurde im November 2023 freigelassen und setzte sich seitdem gemeinsam mit Matans Mutter Einav Zangauker für die Freilassung der Geiseln ein.
Armeebasis Nachal Os
Matan Angrest (22) ist Soldat und wurde in der Armeebasis Nachal Os aus einem brennenden Panzer heraus entführt. Er erlitt schwere Verbrennungen und weitere Verletzungen, die unbehandelt blieben. Zudem war Matan Angrest Folter ausgesetzt, berichten Medien in Israel. Im Juli 2025 wurde seine Tasche in Gaza gefunden und an die Eltern übergeben. Am Montagmorgen konnte das Ehepaar Angrest nun ihren Sohn in den Arm schließen.
התיק של מתן הוחזר לי השבוע בשקית שחורה
— ענת אנגרסט (@anatangrest) July 11, 2025
איך ומתי מתן יחזור?
למה אני צריכה להמשיך לקבל חפצים שמעידים על מצבו ולא את מתן? pic.twitter.com/w8qkJZXGkU
Nimrod Cohen (21) war ebenfalls als Soldat in Nachal Os stationiert und versuchte mit seinen Kameraden, die eindringenden Terroristen aufzuhalten.
Einige der Geiseln riefen ihre Familien kurz vor der Freilassung an – mit den Handys der Hamas. Davon berichten unter anderen die Familien von David Cunio und Matan Zangauker.
The first conversation after 738 days between Einav Zangauker and her son Matan.
— Amit Segal (@AmitSegal) October 13, 2025
“You’re coming home. There’s no war. There’s no war. It’s over. I love you.” pic.twitter.com/1zw1c5cH4t
4 Antworten
Eine Shoah-Überlebende sagte mir vor einigen Jahren : „Ich geniesse jeden Tag, das ist mein Sieg über die Nazis“. Ich wünsche den befreiten Geiseln, dass sie von nun an jeden Tag ihren persönlichen Sieg über die Hamas-Barbaren feiern können.
Es ist gut, dass die Geschichten der Geiseln erzählt werden, denn hinter jeder einzelnen Geisel steht ein Mensch mit einem Einzelschicksal.
Wer hat das Tunnelsystem finanziert? Die EU. Soll die EU sich dafür schämen? Ja.
Ich hoffe,das alle Geiseln das mit der Zeit verarbeiten können! Und ich hoffe,sie haben keine gesundheitlichen Einschränkungen auf Dauer( Nieren,Leber und Herz-Kreuslauf). Sie sind noch so jung und sollen alles machen können in Zukunft,was sie gerne möchten. Ich hoffe es so sehr!
🇮🇱🇮🇱🇮🇱🎗💙💙