Demonstranten fordern auf Marsch durch Jerusalem Freilassung der Geiseln

Von der Knesset zur Residenz des Premierministers ziehen Angehörige der Geiseln mit zahlreichen Demonstranten. Sie fordern einen Deal mit der Hamas.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Angehörige von Geiseln haben am Mittwoch in Jerusalem einen Marsch von der Knesset zur Residenz des israelischen Premierministers angeführt. Dort endete der „Tag der Störung“ am Abend mit einer Kundgebung in einem Protestzelt.

Im Parlamentsgebäude tagte während der Demonstration der Ausschuss für Außenpolitik und Verteidigung. Der Vater der Geisel Rom Braslavski kritisierte in der Sitzung die geplante Ausweitung der Offensive im Gazastreifen: „Statt an Rosch HaSchana einen Trinkspruch auszubringen, werden Sie das Blut der Geiseln trinken“, beschimpfte Ofir Braslavski die Abgeordneten mit Bezug auf das jüdische Neujahrsfest, das am Abend des 22. September beginnt. „Sie werden ihr Blut trinken, weil sie tot sein werden.“

Der Vater rief laut der Nachrichtenseite „Times of Israel“: „Mein Sohn stirbt. Interessiert das jemanden von Ihnen? Das ist unter Ihrer Aufsicht passiert.“

Der 21-jährige Rom wurde am 7. Oktober 2023 vom Nova-Festival entführt. Die Terrorgruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad veröffentlichte im Juli ein Video von der Geisel. Sie behauptet allerdings, nach der Aufnahme den Kontakt zu den Entführern verloren zu haben.

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Vor dem Knessetgebäude hatten sich zahlreiche Unterstützer versammelt. Angehörige von Entführten sprachen zu der Menge und kritisierten die politischen Entscheidungsträger.

Die Mutter von Nimrod Cohen, Vicky Cohen, sagte, sie habe 698 Tage lang nicht geschlafen. An Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) richtete sie die Botschaft: „Die Zeit ist auch für Sie gekommen, nicht zu schlafen.“ Sie fügte an: „Premierminister, ich bin auf dem Weg zu Ihnen. Ich erwarte, dass Sie herauskommen und uns begrüßen und uns den Plan erklären, um Nimrod und all die anderen Geiseln zurückzuholen.“

Während des Marsches kamen die Demonstranten am Pariser Platz vorbei. Dort war eine Reihe von 48 gelben Stühlen aufgestellt, jeder mit dem Foto einer Geisel.

Mutter: Netanjahu sollte Geiselanstecker ablegen

Nahe der Residenz ließen sich die Angehörigen an einem Tisch im Protestzelt nieder. Auf der Hauptkundgebung am Abend forderte Vicky Cohen Netanjahu auf, den Anstecker mit der gelben Geiselschleife abzulegen. Der Premier solle „aufhören zu sagen, dass er auf unserer Seite sei“. Denn „wenn Sie wirklich auf unserer Seite wären und sich wirklich kümmerten, wäre mein Kind zu Hause“.

Nach der Kundgebung löste sich die Menge auf. Einige Demonstranten forderten vor der US-Botschaft ein Ende des Krieges. Andere blockierten Straßenbahnschienen. Sie wurden von Polizisten weggetragen. Festnahmen gab es nicht.

Netanjahu kritisiert Demonstranten

Bereits am Morgen hatten Demonstranten in der Nähe von Netanjahus Residenz Mülltonnen und Autoreifen in Brand gesteckt. Dabei fing ein Fahrzeug Feuer und verbrannte. Nach Angaben des Premierministers gehörte es dem Reservemajor Joav Bar-Jischai. Er ist ein Enkel des früheren Finanz- und Justizministers Ja’akov Ne’eman.

Auf den Vorfall nahm Netanjahu Bezug, als er die Demonstranten scharf kritisierte: „In einer Demokratie ist Protest legitim. Aber was wir bei diesen finanzierten, organisierten politischen Protesten gegen die Regierung sehen, hat jede rote Linie überschritten – sie verwüsten Besitz, blockieren Straßen, belästigen Millionen Bürger, jagen gewählte Vertreter und deren Kinder auf dem Weg zu Schulen und Kindergärten“, zitiert die Zeitung „Yediot Aharonot“ aus einem Video.

Netanjahu sagte weiter: „Sie drohen täglich, mich, den Premierminister, und meine Familie zu ermorden, und sie begehen Brandstiftung. Sie sagten, sie würden mein Heim, die Residenz des Premierministers, mit einem ‚Feuerring‘ umziehen – wie faschistische Milizen.“

Bar-Jischai habe allein in diesem Jahr 260 Tage im Gazastreifen und im Libanon gedient, ergänzte der Regierungschef. „Protestler haben sein Auto verbrannt. Jetzt bieten uns Leute an, ein neues für ihn zu finanzieren. Tun Sie uns keinen Gefallen. Bringen Sie uns nicht zum Lachen. Sie sprechen von Demokratie? Sie sind genau wie Faschisten.“ (eh)

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8 Antworten

    1. Nein hat er nicht, wer auf sein eigenes Volk pfeift, und keine kritische Stimmen aus der Opposition duldet, hat mit einer Liberalen Demokratie nichts zu tun.

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  1. Die Wut und Zerrissenheit im Staate Israel wird immer größer! Menschlich betrachtet gibt es keine optimale Lösung! Ich würde den Angehörigen gerne von einem möglichen übernatürlichen Eingreifen Gottes erzählen! Er alleine ist in der Lage die Geiseln übernatürlich, ohne Verhandlungen mit den Feinden Israels, zu befreien, damit die Welt erkennt, wie „lebendig“ der allmächtige Gott noch immer ist.
    Lieber Gruß Martin

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  2. Es ist verständlich, dass die Angehörigen und Demonstranten ALLES tun wollen, um die Freiheit ihrer Kinder zu erzwingen. Aber in ihrer Not greifen sie zu unlauteren Mitteln. Zu sagen, dass das Massaker beim Festival unter der Aufsicht Nethanjahus geschah, ist m.E. faktisch falsch. Jeder konnte selbst entscheiden, ob er dorthin geht. Es fand auch unter „der Aufsicht“ der Eltern statt und warum in direkter Nähe zum Gazastreifen? Wo waren genügend Wachposten? Viele andere als Nethanjahu haben auch versagt oder waren blauäugig was die Hamas angeht. Die Schuldfrage bringt keine Geisel zurück und auch nicht ein zerrissenes Volk. 🙏🎗🇮🇱

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    1. „Die Schuldfrage bringt keine Geisel zurück und auch nicht ein zerrissenes Volk.“
      Menschlich betrachtet haben Sie absolut recht!
      Lieber Gruß Martin

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    2. Hallo Ella, niemand bestreitet, dass der 7. Oktober allein Netanjahus Schuld war, aber es gab seit über einem Jahr Warnungen, dass die Hamas einen Großangriff auf Israel starten könnte. Warum hat Netanjahu diese Gefahr völlig ignoriert? Warum legte man seinen Fokus größtenteils nicht bei der Grenze zum Gazastreifen?

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      1. @Gideon Lahav
        Hallo Gideon, es müsste wohl heißen:
        „Niemand bestreitet, dass der 7. Oktober NICHT allein Netanjahus Schuld war.“😉
        Ich habe keine Kenntnis, warum Nethanjahu und die anderen Verantwortlichen (Armee, Verteidigungsminister usw) die Gefahr ignoriert haben. Aber er hat ja auch nicht alles allein zu bestimmen. Ich kann Ihnen keine Antwort auf Ihre Fragen geben, leider. Lg Ella

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  3. Shalom,-Gideon Lahav@-Ich gebe Ihnen 1000% Recht auf Ihre gut nachgedachte Meinung.Manche Leute kappieren es einfach nicht das ISRAEL am Abgrund steht!!! Jerusalem

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