Meinung

Das wahre Messias-Bild

Christen neigen mitunter dazu, die jüdische Identität Jesu an den Rand zu drängen. Ein messianischer Jude erinnert an das wahre Bild des Messias.
Von Israelnetz

Fast 2.000 Jahre sind vergangen, seit unser Messias, Jeschua, der wahre Sohn Davids, der Erbe des Thrones Davids und zugleich der einzigartige Sohn Gottes, im Land Israel lehrte und Wunder wirkte. Die Menschwerdung des Menschensohnes, von der der Prophet Daniel spricht, stellte die frühen Kirchenväter vor viele Fragen: Ist er Gott? Ist er Mensch? Ist er der Gott-Mensch? Ist er Gott und Mensch zugleich mit zwei Naturen? Schließlich wurde erkannt, dass er beides ist – Gott und Mensch – in einer völlig ungeteilten Natur.

Dennoch wurde im Laufe der Zeit – mit der Zerstörung des Tempels, der endgültigen Zerstreuung der meisten Juden unter die Nationen und der Entwicklung der Kirche Jesu unter den Heiden – die jüdische Identität des Messias vollständig vergessen. Durch viele Kirchenführer wurde sie gar durch eine nicht-jüdische Identität ersetzt.

Auf jedem Kruzifx steht die Inschrift „Jesus von Nazareth, König der Juden“ (INRI), das galt auch für seine Mutter, die Jüdin war und aus dem Geschlecht Davids stammte. Alle Apostel waren Juden. Ich erinnere mich daran, wie ich mit meinem Bruder Papst Johannes Paul II. begegnete; seine letzten Worte an uns waren: „Ich bin der Nachfolger des Petrus, und Petrus war ein Jude.“ Er hatte nicht vergessen, was viele andere in der Vergangenheit geleugnet hatten.

Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König.

Johannes 19,19

Mit der Entwicklung der Ersatztheologie wurde die Identität des Messias und die der Kirche vollständig heidnisch, und man trennte sich gänzlich von ihren jüdischen Wurzeln. Das Volk Israel wurde zum großen Feind der Kirche, und die Kirche wurde zum Feind des jüdischen Volkes. Ein weiteres großes Problem ist, dass das rabbinische Judentum Jeschua vollständig aus dem Lager Israels ausgeschlossen hat – ihn sogar als den Feind Israels darstellt.

Weg zurück und nach vorne finden

Aufgrund dieser traurigen Geschichte stellt sich die Frage: Wie leben wir nun als messianische Juden? Den Weg zurück und zugleich den Weg nach vorne zu finden – den Weg zu finden, unseren Glauben im Hier und Jetzt so auszudrücken und zu leben, dass es keine menschliche Konstruktion ist, sondern echt, geoffenbart und vom Heiligen Geist gewirkt – ist eine der größten Herausforderungen. Gewiss müssen wir ein heiliges und gerechtes Leben führen; wir müssen im Licht wandeln – vor dem Herrn und voreinander. Wir müssen – wie die Apostel – erkennen, dass die gläubigen Heiden in den edlen Ölbaum des messianischen Israel eingepfropft wurden und nun gemeinsam mit uns eins sind.

Nur das, was wahrhaft aus dem Geist Gottes geboren ist, in Heiligkeit und Gerechtigkeit gelebt wird und im Gehorsam gegenüber unserem Messias geschieht, wird das jüdische Volk überzeugen, dass Jeschua der Erbe des Thrones Davids ist – und ebenso die Welt davon überzeugen, dass Jeschua von Nazareth, wie Petrus sagte, „der Sohn des lebendigen Gottes“ ist.

Lassen wir – Juden, wie auch Nichtjuden – uns nicht von Lehren verführen, die ein falsches Bild unseres großen Herrn zeichnen. Es besteht die Gefahr, dass wir ihn zu einem orthodoxen Rabbiner machen. Er ist aber viel mehr. Er ist wohl Jude, aus dem Geschlecht Davids, aber auch der Sohn Gottes und Gott selbst, der Mensch geworden ist. Er ist an erster Stelle Israels König und Messias. Er ist der König der Juden und zur selben Zeit der König aller Könige.

Als Erstgeborene in der Familie Gottes – als jüdische Menschen, die den Messias erkannt haben – tragen wir die Verantwortung, dem Messias keine Identität überzustülpen, die wir selbst erschaffen haben. Wir sind dazu berufen, das Volk Israel zu sein, das dem Herrn Jeschua HaMaschiach – dem wahren Sohn Davids und Sohn ­Gottes – zuruft: „Gesegnet bist du, der du kommst im Namen des Herrn.“

Von: Benjamin Shel Haseh Berger

Benjamin Shel Haseh Berger wurde 1941 als Sohn jüdischer Flüchtlinge in New York geboren. Er ist Pastor einer messianischen Gemeinde in der Jerusalemer Altstadt.

Israelnetz Magazin

Dieser Artikel ist in einer Ausgabe des Israelnetz Magazins erschienen. Sie können die Zeitschrift hier kostenlos und unverbindlich bestellen. Gern können Sie auch mehrere Exemplare zum Weitergeben oder Auslegen anfordern.

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5 Antworten

  1. Ich bin überrascht über diesen Artikel, sehr gut formuliert! Ich möchte ergänzen wer den Messias liebhat, der liebt sein Wort (At/Nt), Gottes auserwähltes Volk, den Vater und den Heiligen Geist.
    Lieber Gruß Martin

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  2. Ein schöner – weil wahrhaftiger Kommentar – dem ich voll zustimme. Mich freuen diese klaren Worte der Wahrheit. Leider eher selten zu hören. Viele Menschen sind dem falschen Jesus, samt falschem Evangelium auf den Leim gegangen. Oft wird der mit großem Fleiß und tiefer Überzeugung in die Welt getragen. Hier leistet Satan als Lügner und Menschenmörder ganze Arbeit. Mein Trost dabei ist, dass jeder Mensch, der die Liebe zur Wahrheit angenommen hat – nicht mit dem Verstand, sondern von ganzem Herzen – vom treuen Herrn mit Sicherheit nach Hause gebracht wird, egal wie groß Lügen, Verführungen und Widrigkeiten auch sein mögen.

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  3. Auch ich finde den Beitrag sehr gut!👍👍
    Vielen Dank an Redaktion und Benjamin Shel Haseh Berger. Der Beitrag ist kurz und auf den Punkt gebracht!

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