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Busfahrer akzeptieren kein Bargeld mehr

Ohne Kreditkarte sind manche Buspassagiere in Jerusalem demnächst aufgeschmissen: Das Unternehmen „Egged“ schafft in Jerusalem die Bargeldzahlung beim Fahrer ab – für mehr Sicherheit. Viele ältere Menschen fühlen sich dadurch benachteiligt.
Demnächst gilt nur noch die unterste der abgebildeten Rav-Kav-Karten mit dem Elektrochip

JERUSALEM (inn) – Busfahrer in Jerusalem nehmen ab dem kommenden Donnerstag kein Bargeld mehr an. Wer einsteigt, muss sich die Fahrt von der aufladbaren Vielfahrtenkarte „Rav-Kav“ abbuchen lassen. Die Busgesellschaft „Egged“ will durch die Maßnahme nach eigenen Angaben die Sicherheit erhöhen. Doch ältere Passagiere protestieren. Denn nur an einem Viertel der dafür vorgesehenen Stationen ist das Aufladen ohne Kreditkarte möglich.

„Egged“ nennt für das Pilotprojekt zwei Ziele: Es solle einerseits den Fahrer von der Pflicht befreien, auch Kassierer zu sein, was die Sicherheit beeinträchtige. Zudem solle sich der Aufenthalt an den Haltestellen und damit die Fahrtzeit verkürzen. Wenn der Busfahrer kassieren und Rückgeld geben muss, verweile er länger an der Station. Zudem könnten Passagiere bei der elektronischen Bezahlung auch hinten einsteigen.

Ladestationen ungleich verteilt

Von den 400 Ladestationen in der Hauptstadt funktionieren allerdings nur 100 mit Bargeld. Für die übrigen benötigt der Nutzer eine Kreditkarte. Überdies konzentrieren sich diese Automaten vor allem in der Innenstadt. So gibt es etwa im südwestlichen Viertel Gilo mit 30.000 Einwohnern vier Ladestationen, von denen eine nur Bargeld annimmt. Ferner bietet „Egged“ eine App an. Internetnutzer können die Karte auch am eigenen Computer aufladen.

Ältere Bürger, ultra-orthodoxe Juden und ärmere Menschen fühlen sich jedoch diskriminiert. Die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ zitiert eine 78-jährige Bewohnerin des im Westen gelegenen Stadtviertels Ramat Beit HeKerem, Eti Avrahami: „Das ist nicht nützlich, das ist eine Misshandlung von all denen, die nicht auf Technologie gebaut sind. Ich fahre nicht Auto und fahre nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die meisten alten Menschen haben kein Smartphone und können die App nicht benutzen.“

Auch der Gründer der Organisation „15 Minuten“, Jossi Saidov, kritisiert die Maßnahme. Die Gruppe setzt sich für eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrs in Israel ein. „Das Verkehrsministerium ist verschlossen gegenüber den Bedürfnissen der Passagiere und schädigt immer wieder den schwächeren Teil der Bevölkerung“, sagte der Aktivist. „Diese Reform darf erst umgesetzt werden, nachdem in der gesamten Stadt Geräte zum Aufladen der Karten mit Bargeld aufgestellt wurden.“

Ministerium spricht von Übergangsphase

Aus dem Verkehrsministerium hieß es als Reaktion: „Das Ministerium stellt der Öffentlichkeit eine Reihe von Wegen zur Verfügung, um die Rav-Kav-Karte aufzuladen. In Jerusalem existieren 400 Ladestationen, an 100 von ihnen besteht die Möglichkeit, bar oder mit Karte aufzuladen, und bei den übrigen mit Karte. Ebenso kann man die Karte mittels der App ‚Rav-Kav online‘ aufladen, und auch mit dem Computer zu Hause.“ In den kommenden Wochen würden Mitarbeiter des Ministeriums untersuchen, ob und in welchen Vierteln zusätzliche Stationen aufgestellt werden müssen. Zudem könnten Passagiere ihre Karten in einer noch nicht zeitlich festgelegten Übergangsphase weiterhin beim Fahrer aufladen.

Die Onlinezeitung „Times of Israel“ weist darauf hin, dass auch ausländische Touristen von der Maßnahme betroffen sind. Und wer seine Karte in der Anfangsphase erworben hat, die vor zehn Jahren begann, wird sie umtauschen müssen. Ab Donnerstag gelten nämlich nur noch die neuen Rav-Kav-Karten, die mit einem elektronischen Chip versehen sind.

Bereits im vergangenen Jahr hat ein ähnliches Pilotprojekt wie in Jerusalem in der südisraelischen Wüstenhauptstadt Be’er Scheva begonnen, schreibt „Yediot Aharonot“, ohne auf dortige Erfahrungen einzugehen. Für 2019 ist geplant, dass auch in Tel Aviv die „Egged“-Busfahrer kein Bargeld mehr akzeptieren sollen.

Von: eh

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