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Bennett: Dialog zwischen allen Seiten unterstützen

Israels Premier Bennett will seine Bemühungen um eine Einigung zwischen Russland und der Ukraine fortführen. Ein Redenschreiber von Präsident Putin sieht Chancen auf ein Ende der Invasion.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Der israelische Premierminister Naftali Bennett hat sich am Sonntag zu seiner Reise nach Moskau und Berlin geäußert. Dort hatte er am Samstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über den Krieg in der Ukraine gesprochen. In der wöchentlichen Kabinettssitzung sagte der Jamina-Vorsitzende: „Ich bin vor ein paar Stunden aus Moskau und Berlin zurückgekehrt. Ich bin dorthin gefahren, um den Dialog zwischen allen Seiten zu unterstützen – natürlich mit dem Segen und der Ermutigung aller Akteure. Wie Sie alle wissen, ist die Lage vor Ort nicht gut. Das menschliche Leiden ist groß und dürfte noch viel größer werden.“

Bennett ergänzte laut Mitteilung seines Büros, er könne nicht ins Detail gehen. Doch „solange die Kerze brennt, müssen wir uns bemühen“.

Außenminister Jair Lapid (Jesch Atid) reiste am Montag nach Lettland. Er will in der Hauptstadt Riga mit US-Außenminister Antony Blinken zusammentreffen. Auch in diesem Gespräch soll es um die Lage in der Ukraine gehen.

Putins Redenschreiber: Russischer Präsident überrascht von Folgen der Invasion

Indes äußerte sich ein ehemaliger Redenschreiber von Putin, Abbas Galljamow, zu möglichen Beweggründen des russischen Staatschefs. Er lebt mittlerweile in Israel. Der erste Anlass für die Invasion habe nichts mit der Ukraine, den USA oder der NATO zu tun, sondern mit Putins schwindender Popularität in der russischen Bevölkerung: „Seine Beliebtheitswerte sinken seit den letzten drei, vier Jahren. Die Proteststimmung nimmt zu“, sagte er der israelischen Rundfunkanstalt „Kan“. „Putin steht vor ernsthaften Problemen.“ Deshalb habe er den Krieg begonnen.

Wenn Putin gewusst hätte, was infolge der Invasion geschehen würde, „hätte er das nie getan“, zeigte sich Galljamow überzeugt. Der Präsident sei bereit, die Invasion zu beenden. Aber „er braucht irgendeine Trophäe, die er der allgemeinen russischen Öffentlichkeit und den russischen Eliten präsentieren kann“. Zu Bennetts Vermittlungsbemühungen sagte er: Wenn der russische Präsident bereit sei, auf Vernunft zu hören, „dann wird nur der israelische Premierminister das liefern können“.

Jüdische Waisenkinder in Israel empfangen

Bennett wiederum äußerte sich in der Kabinettssitzung auch zur Einwanderung ukrainischer Juden infolge des Krieges: „In solchen Augenblicken, wenn die Welt in Aufruhr ist und Juden dort, wo sie sich befinden, nicht mehr sicher sind, wird jeder daran erinnert, wie wichtig es ist, dass es eine Heimstatt für Juden gibt; wie wichtig es ist, dass wir den Staat Israel haben.“

Am Sonntag empfing der Regierungschef mit Einwanderungsministerin Pnina Tamano-Schata (Blau-Weiß) 90 jüdische Waisenkinder am Ben-Gurion-Flughafen. Nach Angaben der Fluggesellschaft El Al gehören sie zu einer großen Operation, bei der 900 Juden aus dem Kriegsgebiet nach Israel gebracht werden sollen. An Bord der Maschinen ist Personal, das Ukrainisch spricht. Am Sonntag sind laut des Einwanderungsministeriums insgesamt 400 Flüchtlinge in Israel eingetroffen.

Die Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren sind aus der Stadt Schytomyr geflohen. Sie überquerten vorige Woche die Grenze nach Rumänien. Der dortige israelische Konsul, Roni Schabtai, sagte der Onlinezeitung „Times of Israel“, die Jungen und Mädchen seien an der Grenze bei Minustemperaturen 400 Meter durch den Schnee gegangen. Teilweise seien sie mit Kinderwagen unterwegs gewesen.

Ein Israeli, der es nicht lebend über die Grenze geschafft hat, ist Roman Brodsky. Er war vergangene Woche tödlich getroffen worden, als ukrainische Soldaten offenbar versehentlich einen Konvoi beschossen. Anschließend wurden seine sterblichen Überreste über Moldawien und Rumänien nach Israel überführt. Am Sonntag wurde der in der südisraelischen Stadt Arad beigesetzt.

Enkelinnen von Judenretterin erhalten Zuflucht in Israel

Derweil endeten Bemühungen einer israelischen Familie um die Rettung zweier Ukrainerinnen mit einem Erfolg: Die beiden landeten am Sonntag am Ben-Gurion-Flughafen. Ihre Großmutter hatte einst einer Jüdin das Leben gerettet, als die Nationalsozialisten sie verfolgten. Nun holte sie die Enkelin der Geretteten in den jüdischen Staat. Die Ukrainerinnen, die Hebräisch sprechen, haben eine mehrtägige Reise über Polen und Deutschland hinter sich. Von München konnten sie einen Direktflug nach Tel Aviv nehmen.

„Damit schließt sich ein Kreis“, sagte die Enkelin der geretteten Jüdin, Scharon Bas, der Zeitung „Yediot Aharonot“. „Es ist eine historische Gerechtigkeit, von hier nehmen wir sie mit nach Hause.“ Sie war mit Vater und Sohn am Flughafen erschienen. „Es ist uns sehr wichtig, ihnen von jeder Richtung Sicherheit zu geben, persönliche und finanzielle, damit sie ein gutes Leben haben können, wie es ihnen zusteht.“ (eh)

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5 Antworten

  1. Hoffentlich hat sein Bemühen Erfolg. Wie Frieden sein muss, wer – wenn nicht Israel – weiß es besser.

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  2. ich finde es absolut enorm und wichtig, dass so viele Kinder nach Israel gekommen sind. Wird ihnen auch weiterhin geholfen , dass es ihnen gut geht und sie im jüdisch-christlichen Glauben erzogen werden?
    Auch in Israel gibt es ja genügend Atheisten!
    Ich bete dafür, dass Ihre Arbeit auch weiterhin segensreich ist!

    Sigtrud Wischmeyer

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    1. Salut,
      Frau Wischmeyer!

      Entschuldigung, aber was ist denn Erziehung im „jüdisch-christlichen Glauben“. Bislang las ich nur im Kontext der etwas eigenwilligen messianischen Christen davon. Danke für eine Auskunft, EJ.

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  3. Wie ist das Verhalten der russischen und ukrainischen Zugewanderten untereinander? Gibt es Anfeindungen, wird der Konflikt nach Israel getragen?

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  4. Wie schön, von Heimkehrern zu lesen. Hoffentlich empfinden diese auch die Herzlichkeit und Wertigkeit an dem Fleck ihrer eigenen neuen Heimat, an dem sie sich niederlassen. Und hoffentlich entfalten Sie auch eine Bereitschaft, Ihr Fleckchen Erde so effektiv zu verteidigen, dass keine Bedrohung zu gefährlich erscheint.
    Dazu liefert die Ukraine derzeit ein gutes Vorbild, obwohl die Vorzeichen für eine zielführende erfolgreiche Abwehr der Bedrohung vernichtend viel schlechter stehen, als in ihrem neuen eigenen Heimatland. Aber möge dieses nicht die Augen dafür verschließen, dass die Bedrohung, über allen trügerischen Schein von guten Beziehungen hinweg täuschend, genauso auf das eigene Heimatland abzielt und nur noch auf eine geeignete Gelegenheit wartet. Die Linie der Verbündeten ist schon durchgehend bis zur nördlichen Grenze eingerichtet. Ein 99% treffsicheres Update des Laserabwehrtechnik für atomar bestückbare Hyperschallkörper in der Stratosphäre wäre hierfür zu präsentieren. Viel Erfolg!

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