Yad Vashem: Fünf Millionen getötete Juden identifiziert

Die Holocaust-Gedenkstätte hat seit Kurzem die Namen von fünf Millionen in der Nazizeit getöteten Juden in ihrem Archiv. Noch hoffen die Mitarbeiter, weitere zu identifizieren.
Von Israelnetz
Die Halle der Namen in Yad Vashem erinnert an einzelne Opfer des Holocaust

JERUSALEM (inn) – Ihre Mission: Die Namen und Geschichten möglichst aller Juden, die während des Holocausts ermordet wurden, sammeln und der Öffentlichkeit, insbesondere aber den Familien zur Verfügung stellen – damit sie nicht vergessen werden. Das haben sich Mitarbeiter der Jerusalemer Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zur Aufgabe gesetzt.

„Die Nazis wollten sie nicht einfach nur ermorden, sondern ihre Existenz auslöschen“, sagt Alexander Avram. Er leitet die Halle der Namen und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaust-Opfer, die Teil der Gedenkstätte Yad Vashem ist. 15 Jahre hat es gedauert, um eine weitere Million Menschen in das öffentliche Gedächtnis aufzunehmen. Bis Anfang November 2025 konnten fünf der sechs Millionen Ermordeten identifiziert werden.

Doch noch immer wartet viel Arbeit auf die Gedenkstätte. Diese versucht seit über 70 Jahren, die Schicksale der Juden zu klären und für aktuelle und künftige Generationen zu archivieren. Angefangen haben die Mitarbeiter mit den sogenannten „Seiten des Zeugnisses“: Dort können Überlebende ihre Familienmitglieder und Freunde festhalten, die sie im Holocaust verloren haben, zusammen mit biografischen Details.

Außerdem geht Yad Vashem systematisch alle verfügbaren Dokumente der damaligen Zeit durch – inzwischen mithilfe von KI. Dadurch hofft die Gedenkstätte, noch zumindest 250.000 weitere Namen zu entdecken, denn manuell seien die großen Datenmengen kaum zu handhaben. Dazu gehörten unter anderem Briefe und Tagebücher, aber auch Deportationslisten und Zensusdaten.

Unvollständige Aufzeichnungen

Allerdings würden wohl nie alle Namen gefunden, vermuten die Mitarbeiter. Für Osteuropa beispielsweise schrieben die Nazis keine Deportationslisten und oftmals habe es keine überlebenden Familienmitglieder gegeben, erläutert die Nachrichtenseite „HaGalil“. Der Yad-Vashem-Vorsitzende Dani Dajan erklärt, es sei „unsere moralische Pflicht, sicherzugehen, (…) dass niemand in der Dunkelheit der Anonymität zurückgelassen wird“.

Dass nun fünf Millionen Menschen identifiziert wurden, sei „ein Meilenstein und eine Mahnung an (diese) unerfüllte Pflicht zugleich“.

Im Jahr 2000 stellte Yad Vashem sämtliche Daten in ein digitales, mehrsprachiges Archiv, die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Darin können Interessierte auch hunderttausende, sorgfältig recherchierte Lebensgeschichten nachlesen. 2013 nahm die UNESCO die Sammlung in ihr Weltdokumentenerbe auf. Auch heute noch schicken Menschen Seiten des Zeugnisses an Yad Vashem.

Mitunter konnte das Archiv auch Familien zusammenführen: In der Nazizeit wurden viele Juden von ihren Angehörigen getrennt und mussten annehmen, diese seien gestorben. So fanden manche ihren eigenen Namen im Archiv und konnten nach Jahrzehnten wieder mit Geschwistern oder anderen Verwandten in Kontakt treten. (aee)

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