MARL (epd) – Die besondere Ehrung des diesjährigen Donnepp Media Awards an Judith Scheytt wird der Preisträgerin wegen Antisemitismusvorwürfen aberkannt. Scheytts Instagram-Videos weisen eine „systematische Verzerrung und selektive Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts“ auf, wie der Vorsitzende des Vorstands des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises, Jörg Schieb, dem Evangelischen Pressedienstes (epd) am Mittwoch in Marl mitteilte.
Die Aberkennung sei nach „intensiver Einzelprüfung aller Videos aufgrund einer ernsthaften Beschwerde“ erfolgt. „Während vor der Preisverleihung noch – im weitesten Sinne – Medienkritik im Vordergrund stand, sind die Inhalte mittlerweile zu ungefilterten aktivistischen Beiträgen geworden, die den Satzungsanforderungen des Awards widersprechen“, betonte Schieb.
Die Analyse der Instagram-Beiträge habe gezeigt, dass Scheytt in ihren Beiträgen „die Hamas-Vernichtungsrhetorik“ ausblende sowie „pauschale Kriegsverbrechensvorwürfe gegen Israel“ formuliere. Dies führe zu einer strukturellen Täter-Opfer-Umkehr. Zuvor habe sich die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit beim Verein über die Vergabe des Preises an Scheytt beschwert.
Scheytt nahm auf ihrem Instagram-Account Stellung zur Aberkennung. Sie schrieb, dass es nicht die Aufgabe von Medienkritik sei, Verständnis für militärische Operationen zu zeigen. Vielmehr gehe es um eine Betrachtung der Berichterstattung, also welche Geschichten erzählt würden und welche nicht, welche Quellen herangezogen und welche Begriffe genutzt würden.
Verleihung wegen „Kenntnisreichtum“
Der Donnepp Media Award wurde im Januar verliehen. In der Begründung für den Preis hieß es über die damals 17-jährige Scheytt: „Mit tiefem Kenntnisreichtum und analytischer Brillanz nehme sie sich ‚konzentriert und unterhaltsam die gröbsten Verstöße gegen journalistische Professionalität und Integrität vor’“. Ihr Augenmerk gelte insbesondere der deutschen Nahost-Berichterstattung.
Für die Aberkennung des Preises habe es keine Mehrheit in der Jury gegeben, ergänzte Schieb. „Der Vorstand hat aber nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, einen Preis abzuerkennen, wenn sich eine Preisträgerin (auch im Nachhinein) als unwürdig erweist.“ Man müsse sich den Fehler eingestehen, dass man die Auszeichnung nie hätte aussprechen dürfen. „Wir können und wollen als Verein keine Angebote von Aktivistinnen auszeichnen, erst recht nicht, wenn diese zumindest regelmäßig judenfeindlich sind.“
Andere Preisträgerin gibt Auszeichnung aus Solidarität zurück
Nach der Aberkennung gab die diesjährige Preisträgerin Annika Schneider aus Protest ihre Auszeichnung zurück. Der Vorstand des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises, der den Preis vergibt, habe sich offensichtlich nicht mit der Arbeit Scheytts auseinandergesetzt, kritisierte Schneider auf ihrer Homepage. „Sonst hätten sie gewusst, dass die Auszeichnung Kritiker auf den Plan rufen wird“. Sie gebe aus Solidarität mit Scheytt ihren Preis zurück.
Schneider ist unter anderem Redakteurin des Onlinemagazins „Übermedien“. Sie wurde mit der Auszeichnung für ihre medienkritischen Beiträge geehrt. Schneider betonte, dass sie sich nicht mit der politischen Haltung Scheytts solidarisiere. „Aber: Glaubwürdige Belege für Antisemitismus hat der Vereinsvorstand bisher nicht vorgelegt.“
Der Donnepp Media Award war bis 2025 der Bert-Donnepp-Preis und wurde 1991 vom Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises gestiftet.
9 Antworten
Wenn es schon heißt „Ihr Augenmerk gelte INSBESONDERE der deutschen Nahost-Berichterstattung“ klingeln bei mir schon alle Alarmglocken. Wieviele Nahost-Berichterstatter gibt es wohl, die unvoreingenommene, präzise und ohne jede antisemitische Attitüde ihre Meinung darlegen? Alle Achtung dem Vorsitzenden, der sich die Mühe gemacht hat, deutlicher dahinterzuschauen und nicht wegzuschauen und es dann wahrheitsgemäß als Fehler zuzugeben. Geht doch!
Es gibt sie in großer Zahl bei WELT, das haben wir Herrn Poschardt zu verdanken, den ich hier ausdrücklich hervorheben möchte, nebst einigen jüdischstämmigen Journalisten und Leuten wie Leon de Winter und vor allem Ahmad Mansour……………..SHALOM
@Klaus
Ja, es gibt sie. Und Sie haben Recht, Klaus, bei Welt hört man sie am meisten. Demnächst auch mit Konstantin Schreiber. 👍
David Frey, freischaffender Journalist macht das auch sehr gut.
So,bei anderen Verstöße gegen die journalistische Integrität aufdecken und anprangern, Integrität heucheln und dafür Auszeichnungen kassieren ,sich andererseits aber ausgiebig im selben Dreck suhlen, aaah ja……………..SHALOM
Judith Scheytt, falscher Fuffziger.
„Für die Aberkennung des Preises habe es keine Mehrheit in der Jury gegeben“
Ja…….das spiegelt lt. m.E. auch die gesamte Bevölkerung wider. Nur eine Minderheit steht zu den Juden und zu Israel und beschäftigt sich mit dem Nahost-Thema. Die Mehrheit ist bestenfalls uninteressiert, ansonsten aber pro-palästina und/oder anti-israel/anti-jüdisch. Damit meine ich nicht nur Zugewanderte, sondern auch die sog. bio-deutschen Bürger.
Ein Hoch auf die mutigen Vorstandsmitglieder! Sie waren bereit, nochmal genauer hinzusehen und gegen die Jury diese Entscheidung zu fällen. Alle Achtung!
„Scheytts Instagram-Videos weisen eine „systematische Verzerrung und selektive Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts“ auf, “
„Die Analyse der Instagram-Beiträge habe gezeigt, dass Scheytt in ihren Beiträgen „die Hamas-Vernichtungsrhetorik“ ausblende sowie „pauschale Kriegsverbrechensvorwürfe gegen Israel“ formuliere. Dies führe zu einer strukturellen Täter-Opfer-Umkehr.“
Diese beiden Beurteilungen ließen sich leider auch auf den Großteil der Berichterstattung unserer ÖRM übertragen!
Wer von den Kritikern der Frau Scheydt hat ihre Instagram – Beiträge gesehen?