Arabische Israelis entwickeln Schutzbunker-App „Harmony SOS“

Nach einem Raketeneinschlag entwickeln junge Israelis eine App, mit der Einwohner Schutzräume in ihrer Nähe finden können. Im Notfall kann diese arabische Innovation wertvolle Zeit sparen und Leben retten.
Von Israelnetz

TAMRA (inn) – Der tödliche Raketeneinschlag in der Stadt Tamra am 15. Juni hat die Diskussion über den Mangel an Schutzräumen in arabischen Gemeinden Israels neu entfacht. Vier Frauen starben, als ihr Haus von einem Geschoss getroffen wurde. Laut offiziellen Angaben verfügen mehr als 60 Prozent der arabischen Kommunen in Israel über keinen öffentlichen Schutzraum – eine Lücke, die im Krieg mit dem Iran erneut dramatische Folgen hatte.

Aus diesem Grund entstand nun ein neues Projekt: „Harmony SOS“. Eine von arabischen Israelis entwickelte Online-Plattform, die in Echtzeit die nächstgelegenen Schutzräume anzeigt. Ziel ist es, im Ernstfall schnell sichere Orte zu finden – und das unabhängig davon, ob es sich um öffentliche, private oder mobile Schutzvorrichtungen handelt.

Ein allgemeinnütziges Projekt

Gegründet wurde das Projekt von Mahdi Kabaha, Softwareentwickler aus Barta’a, und dem Juristen Basel Murad aus Kafr Manda, der inzwischen in den USA lebt. Wenig später stießen die Programmierer Basel Boulos und Nadine Rohana zum Team. Sie entwickelten eine einfache, mehrsprachige Nutzeroberfläche: Arabisch, Hebräisch und Englisch stehen gleichermaßen zur Verfügung – bewusst als Zeichen der Solidarität.

„Raketen unterscheiden nicht zwischen Juden und Arabern“, erklärte Kabaha in einem Interview der Nachrichtenseite „The Media Line“. „Wir wollten eine Plattform schaffen, die allen offensteht.“

Schnelle Umsetzung

Innerhalb von nur sieben Stunden ging die erste Version der Website online. Bereits nach zwei Tagen waren über 1.100 Schutzräume verifiziert, inzwischen sind es mehr als 1.400. Das System nutzt GPS, um die drei nächstgelegenen Zufluchtsorte farbcodiert anzuzeigen. Grün für öffentlich, Gelb für privat und Orange für mobile Schutzkapseln. Zu den Einträgen gehören Kontaktinformationen, Wegbeschreibungen und Zusatzhinweise, etwa ob Haustiere erlaubt sind.

Laut Kabaha nutzten in den ersten 48 Stunden rund 35.000 Menschen das Angebot. „Wir haben Rückmeldungen von Leuten bekommen, die dank der App rechtzeitig Schutz gefunden haben“, sagt der Entwickler.

App bietet auch rechtliche Unterstützung

Neben der reinen Standortsuche bietet „Harmony SOS“ auch rechtliche Unterstützung für Opfer von Raketenangriffen. Murad erklärt: „Viele Araber in Israel beantragen keine Entschädigung, weil sie die Fristen oder die Verfahren nicht kennen. Wir helfen kostenlos beim Ausfüllen der Formulare.“

Das Team finanziert die Arbeit bislang fast ausschließlich aus eigenen Mitteln und Spenden von Freiwilligen. Langfristig soll die Plattform nicht nur in Kriegszeiten, sondern auch bei Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Stürmen eingesetzt werden – in Israel und weltweit, das ist zumindest der Traum der Entwickler.

„Wenn wir nur ein Leben gerettet haben, haben sich alle schlaflosen Nächte gelohnt“, sagt das Team von „Harmony SOS“. Gründer Kabahar ergänzt: „Harmony SOS zeigt, was möglich ist, wenn Menschen zusammenarbeiten. Wir sehen das erst als Anfang.“ (tko)

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

6 Antworten

  1. Statt lamentieren, tätig werden und Nützliches erfinden, geht doch. Natürlich machen Raketen keinen Unterschied zwischen Juden, Christen, Moslems oder Drusen, genauso wenig übrigens wie die Terroristen, die am 7. Oktober ja auch ihre moslemischen Brüder abgeschlachtet haben. Zusammen ist immer besser als gegen einander, quod erat demonstrandum 😉

    14
  2. Da kann man mal sehen,statt zu jammern, einfach versuchen etwas zu ändern. Und das man das dann nicht nur zu Kriegszeiten nutzen könnte. Super! Ich wünsche ,,HarmonySOS“ viel Erfolg!

    11
  3. Zusätzliche Bunker wären sehr wünschenswert, obwohl die Juden in ihren eigenen Bunkern jedem,der dort Zuflucht suchte, den Zutritt gewährte, soviel ich mitbekommen habe.
    Meine Leute in Netivot und Netanja haben jedenfalls ihre arabischen und palästinensischen Nachbarn mit in die Bunker gerzerrt…………………….SHALOM

    13
  4. Ein Team findet sich, arbeitet lösungsorientiert mit eigener Finanzierung und Spenden, nicht nur für Israel, sondern weltweit. Die Frage stellt sich: Was machen wir für Israel? Liebes Team, ihr solltet diesen Traum nicht träumen, sondern ihn leben! Viel Erfolg dabei!

    10
  5. Gut, ganz große Klasse. Für die Hamas dürften es aber keine guten Nachrichten sein, denn nur mit toten Arabern kann man den Westen bei Stange halten. Aber man sieht, dass es unter den Palästinensern Menschen gibt, den Leben wichtiger ist als der Tod. Man kann nur hoffen und wünschen, dass dies in der pal. Gesellschaft immer mehr zunimmt.

    7

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen