Juden trauern um zerstörte Jerusalemer Tempel

Der Fasttag Tischa BeAv erinnert unter anderem an die Zerstörung der beiden jüdischen Tempel in Jerusalem. Er beginnt am Samstagabend.
Von Israelnetz
So könnte der Zweite Tempel ausgesehen haben

Die beiden Jerusalemer Tempel stehen im Mittelpunkt des jüdischen Trauertages „Tischa BeAv“. Am 9. Tag des jüdischen Monats Av, „Tischa BeAv“ erinnern sie an die Zerstörung der beiden Kultstätten. Juden fasten von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang. In diesem Jahr beginnen sie damit am Abend des 2. August.

Den Ersten Tempel zerstörten die Babylonier im Jahr 586 vor der Zeitrechnung. Der Zweite Tempel wurde während des Jüdischen Krieges im Jahr 70 nach Christus von römischen Truppen zerstört. Diese beiden für Juden traumatischen Ereignisse ereigneten sich der Überlieferung zufolge jeweils am 9. Av.

Weitere jüdische Katastrophen

Mit dem jüdischen Datum sind weitere Katastrophen verbunden. So schlugen die Römer im Jahr 135 endgültig den jüdischen Aufstand nieder und töteten am 9. Av den Anführer Simon Bar Kochba. In ihn hatten Juden große Hoffnungen gesetzt, vielen galt er sogar als Messias.

Nach diesem Sieg erklärte Kaiser Hadrian Jerusalem zur römischen Militärkolonie Aelia Capitolina. Juden durften die Stadt nicht betreten. Das Gebiet wurde „Palästina“ genannt, dadurch wollten die Römer jede Erinnerung an das jüdische Leben in der Region auslöschen. Ein Jahr später wurde Jerusalem erneut zerstört, auch das geschah am 9. Av.

Auch im Zusammenhang mit dem Mittelalter und der Neuzeit steht das Datum für furchbare Ereignisse: Im Jahr 1290 verfügte England die Ausweisung der Juden, 1492 begann deren Vertreibung aus Spanien. Auch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 fiel auf den Tischa BeAv. Und 1942 begannen an diesem Datum die Massendeportationen von Juden aus dem Warschauer Ghetto.

Ereignis aus biblischer Zeit

Zudem erinnern Juden an ein Ereignis aus biblischer Zeit: Bevor das Volk Israel ins Gelobte Land einziehen konnte, sandte Mose zwölf Kundschafter dorthin. Diese kehrten mit vielen Früchten zurück. Zehn von ihnen erzählten aber auch von Riesen, die im Lande Kanaan lebten. Daraufhin verloren die meisten Israeliten ihr Gottvertrauen. Als Strafe durfte ihre Generation mit Ausnahme der beiden rechtschaffenen Kundschafter Josua und Kaleb das verheißene Land nicht betreten.

Die Geschichte findet sich in 4. Mose 13, ohne Datumsangabe. Aber nach jüdischer Überlieferung ereignete sich der folgenschwere Sinneswandel des Volkes am 9. Av. Auch deshalb begehen Juden an diesem Datum einen Trauertag, an dem sie fasten und nicht die Tora studieren. Denn in Psalm 19,9 steht geschrieben: „Die Befehle des HERRN sind richtig und erfreuen das Herz.“ Zur Liturgie gehört an diesem Fasttag das Buch der Klagelieder. (eh)

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6 Antworten

  1. >Das Gebiet wurde durch die Römer „Palästina“ genannt< Es wäre nun recht das Land wieder "Erez Israel" zu nennen. (Jahwe kämpft) Gesegneten Schabbat

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    1. Michael Bernhard, es heißt bereits Erez Israel.
      Die genaue Übersetzung des Namens Isra-el lautet ,,Der Gott EL streitet“.
      SHALOM SHABBAT

      0

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