Israelische Forscher entwickeln künstliche Haut

Mit einer neuen Methode soll es möglich sein, Hautverbrennungen deutlich schneller zu heilen. Bis zur klinischen Anwendung wird es aber noch dauern.
Von Jörn Schumacher
Die künstliche Haut erweist sich flexibel und strapazierfähig

RAMAT GAN (inn) – Wissenschaftler der Universität Tel Aviv und des Scheba-Krankenhauses in Ramat Gan haben einen neuen Weg gefunden, biotechnologisch Haut herzustellen. Damit soll es möglich sein, Heilungsprozesse bei Hauttransplantationen doppelt so schnell verlaufen zu lassen wie bislang. Auch Infektionen werden mit dieser Methode reduziert, sagen die Forscher.

Sie veröffentlichten eine entsprechende Studie Anfang April in der renommierten Fachzeitschrift „Advanced Functional Materials“. Das Scheba-Krankenhaus, auch bekannt als Tel-HaSchomer-Krankenhaus, ist das größte Krankenhaus in Israel.

Schwere Verbrennungswunden stellten „ein großes globales Gesundheitsproblem dar, das jährlich Millionen von Menschen betrifft und zu hoher Sterblichkeit, Narbenbildung, eingeschränkter Mobilität und einer langwierigen Genesung führt“, schreiben die Autoren der Studie. Trotz medizinischer Fortschritte gebe es nach wie vor nur wenige wirksame Lösungen zur Wiederherstellung der Haut nach großflächigen Verbrennungen.

Drängender Anlass

Auch der Krieg in Israel und die steigende Zahl schwerer Verbrennungsopfer unter Soldaten und Zivilisten sei ein Antrieb für die Forschungsarbeit gewesen, erklärten die Wissenschaftler in einem Interview der „Jerusalem Post“. „Ein strapazierfähiges, biotechnologisch erzeugtes Transplantat könnte ihre Chancen auf Heilung und gute Lebensqualität deutlich erhöhen.“

Noch wird die Methode im Labor an Mäusen getestet. „Es wird Zeit brauchen, die Technik zu skalieren, die Erlaubnis für Tests an Patienten zu erhalten und dann die Zulassung des Gesundheitsministeriums und der amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) zu bekommen“, sagte die Studienleiterin Lihi Adler-Abramovich vom Labor für bioinspirierte Materialien und Nanotechnologie der Universität Tel Aviv. Nach ihrer Einschätzung könne die Technik in fünf bis zehn Jahren bei Patienten eingesetzt werden.

Innovative Forscherinnen: Studienleiterin Lihi Adler-Abramovich von der Universität Tel Aviv und ihr Laborteam Foto: Universität Tel Aviv
Innovative Forscherinnen: Studienleiterin Adler-Abramovich (2. v. r.) von der Universität Tel Aviv und ihr Laborteam

Nanofaser-Gerüst erschafft Haut neu

Bei herkömmlichen Behandlungsmethoden wird gesunde Haut von einer Körperstelle des Patienten entnommen und in die Stelle mit den Verbrennungen transplantiert. Bei großflächigen Verbrennungen fehlt den Patienten jedoch oft genügend gesunde Haut für diesen Prozess.

Die neue Methode beruht auf der Züchtung von im Labor hergestellten Hautzellen. Die israelischen Forscher entwickelten ein Nanofaser-Gerüst in Kombination mit einem bioaktiven Peptid. Selbst schwerste Verbrennungen können so behandelt werden. Das mehrschichtige biotechnologische Hauttransplantat ahmt die Eigenschaften und Funktionen natürlicher Haut nach, ohne zu schrumpfen, zu reißen oder auf tierische Zusatzstoffe angewiesen zu sein.

Die Technologie basiert auf einem Verfahren namens „Elektrospinnen“. Dabei werden Nanofasern aus Polymerlösungen oder -schmelzen hergestellt. Dadurch entsteht ein Nanofasergerüst, eine Struktur, die zur Reparatur oder Regeneration geschädigter Haut eingesetzt wird. Die Nanofasern sind dabei tausendmal dünner als ein menschliches Haar.

Versuche an Tieren zeigten vielversprechende Ergebnisse: Während die Standardbehandlung die Hälfte der Wunde in acht Tagen verschloss, dauerte dies mit der neuen Methode nur vier Tage. Zudem begannen sich sogar Haarfollikel zu bilden. „Wir konnten eine bessere Narbenbildung beobachten“, sagte Adler-Abramovich gegenüber „The Times of Israel“. Weil der Heilungsprozess viel schneller verlaufe, könne der Krankenhausaufenthalte deutlich kürzer ausfallen. Damit sinke das Infektionsrisiko. Das Forscherteam meldete ein Patent für die Technik an.

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13 Antworten

  1. Danke Vater im Himmel, für diese Vielfalt an Begabungen in Israel: trotz aller Widrigkeiten entwickeln, forschen, für die Sache kämpfen. Super! Viel Erfolg für das angemeldete Patent, auch wenn es erst in ein paar Jahren zum Einsatz kommt. Jeder Betroffene wird sagen:
    In dieser Haut möchte ich gern stecken! 😉

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    1. Kennen Sie das Buch: Gute Botschaft für die lieben Kranken?
      Sehr lesenswerte Zeugnisse von Menschen, die von den unterschiedlichsten Krankheiten geheilt wurden, durch Gebet. Jesus will auch unser Arzt sein! Lieber Gruß Martin

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      1. @Untertan
        Nein, das Buch kenne ich nicht. Aber ich habe mit meiner Brustkrebskranken Schwester Heilungsgottesdienste besucht. Geheilt wurde sie nicht, aber es wurde ihr durch das Gebet „eine Zentnerlast von der Schulter genommen“,sie starb 1 Jahr später. Das bedeutet, dass Gebet wirkt, aber Heilung nicht unbedingt eintreten muss. Wenn alle Menschen durch Gebet geheilt würden, bräuchten wir keine Ärzte mehr. Es ist gut, sich an beide zu wenden, an den menschlichen und an den göttlichen Arzt.

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  2. Die Entwicklung von einer künstlichen Haut ist ein wichtiger Schritt im Rahmen der medizinischen Weiterentwicklung. Ich habe im Alter von 10 Jahren einmal in die Flamme einer Wunderkerze ausersehen gefasst als eine Freundin von mir diese mir geben wollte. Die Fingerkuppe vom Zeigefinger und vom Mittelfinger waren schwarz. Ich hatte dann in Panik die Haut abgebissen. Es hat etwa mindestens vier Wochen oder sogar noch länger gedauert bis neue Haut nachgewachsen ist. Heute sieht man nichts mehr an den Fingerkuppen.

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  3. Innovative Forscherinnen: Studienleiterin Adler-Abramovich von der Universität Tel Aviv und ihr Laborteam. Wunderbare Frauen, die besten von allen.

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  4. Ich freue mich sehr über diesen Erfolg der israelischen Forscherinnen.
    Jedoch: Kann mir jemand sagen, was die amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) dabei zu bestimmen hat? Das ist mir völlig unklar.

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    1. @Efronit
      Das habe ich mich auch gefragt, liebe Efronit. Ich denke, andere Ländern arbeiten da mit der FDA zusammen, um internationale Standarts in Sachen Arzneimittelsicherheit gewähren zu können. Ich denke, viele Länder orientieren sich an Richtlinien der FDA. Es heißt ja oft in Apotheken “ dieses oder jenes Mittel ist nur in den USA, aber hier noch nicht zugelassen.“ Und vielleicht hat das auch mit Einfuhr und Ausfuhr im Handel zu tun, Amerika benutzt sicher keine Medikamente, Med. Geräte oder Material, was nicht durch die FDA gesichert wurde. 🤷‍♀️
      LG Ella

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  5. Es ist faszinierend, wie erfolgreich Israelische Forschungen sind, gerade in der Medizin.
    Dieses muss von der Welt besser gewürdigt werden.

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