RECHOVOT (inn) – Israels renommierte Forschungseinrichtungen werden zunehmend zum Ziel iranischer Raketenangriffe. Am Sonntag vergangener Woche schlugen Geschosse im Weizmann-Institut für Naturwissenschaften in Rechovot ein und verursachten große Zerstörung an den Laboren. Auch das Technion in Haifa war das Ziel solcher Angriffe – glücklicherweise verfehlte eine Rakete jedoch diese technische Universität und landete in der Umgebung.
Um 3.30 Uhr nachts am 15. Juni hörten die Bewohner des Weizmann-Campus den Luftalarm. Sie rannten in die Schutzräume. Fünf bis sechs Minuten später erfolgte der Einschlag. Nachdem die Bewohner die Schutzräume wieder verlassen durften, wurden sie mit den enormen Schäden an ihren Wohnräumen und vor allem den Institutseinrichtungen konfrontiert.
Schaden für die Krebsforschung
Gegenwärtig erfasst das Weizmann-Institut noch die Schäden, die durch ballistische Raketen aus dem Iran entstanden. Diese betreffen mehrere Gebäude mit Laboren, in denen Lebenswissenschaften, Krebsforschung sowie Umwelt- und Computerwissenschaften betrieben wurden. Auch ein neues Gebäude für Chemie und Materialwissenschaften, das in diesem Jahr eröffnet werden sollte, wurde schwer beschädigt.
Der Biochemiker Sarel Fleischman beklagt den Verlust: „Der Schaden, der an einigen Laboren angerichtet wurde, ist katastrophal. In biowissenschaftlichen Laboren ist das Wissen zum Großteil in Geräten und Gefrierschränken eingelagert. Es sind Materialien, die von den Wissenschaftlern über viele Jahre entwickelt werden. Jetzt versuchen wir, so viel wie möglich zu bergen und zu verlegen.“
Fleischman, dessen eigenes Labor nur geringfügigen Schaden erlitt und deswegen anderen „laborlosen“ Kollegen ihren Raum mitanbieten kann, erklärt weiter: „Es handelt sich nicht nur um verlorene Infrastruktur. Jahrzehntelange Forschung von Studenten und Arbeit, die der Lebensrettung dient, ist möglicherweise für immer verloren.“
Daniel Chaimowitsch, Präsident der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva, bestätigt dies: „Wir werden nie erfahren, welche potenzielle Behandlung oder Kur verloren gegangen ist. Die Kosten für die menschliche Gesundheit sind unermesslich.“ Fleischman fügt hinzu, dass in den zerstörten Laboren biologische und physiologische Prozesse erforscht wurden, die oft bei der Entwicklung von Medikamenten und der Krebsdiagnostik zur Anwendung kommen.
Israelische Wissenschaft als Angriffsziel
Der Vizepräsident für Entwicklung und Forschung am Institut, Roi Oseri, führt aus: „Wir sind eindeutig ein Ziel.“ Nutzer in sozialen Medien gehen davon aus, dass dies damit zusammenhänge, dass das Weizmann-Institut bei einigen Forschungsprojekten mit dem israelischen Militär kooperiere.
Der Angriff schadet jedenfalls vor allem der zivilen Krebsforschung. Oseri unterstreicht, dass das Institut alles unternehme, um den Forschungsbetrieb fortzuführen. Dazu würden die Forschungsgruppen umstrukturiert und neu auf die noch funktionierenden Labore verteilt.
Regeneration in Biologie und in Rechovot
Im Gespräch mit der „Jerusalem Post“ beschrieb der Biologe Eldad Tsahor die Auswirkungen der ballistischen Raketen auf die Universität und ihre Forschung. Tsahor untersucht zelluläre und molekulare Aspekte der Kardiologie und regenerativen Medizin. Sein Ziel ist es, eine Methode zu finden, junge und gesunde menschliche Herzen frühzeitig so zu behandeln, dass sie im Alter gegen Herzerkrankungen widerstandfähiger sind. Dazu forscht er an Mäuseherzen.
Tsahor war schon als Kibbuzkind vom Lebenszyklus der Natur, den er im ländlichen Umfeld beobachten konnte, fasziniert. Er studierte Biologie und begann eine internationale Karriere als Forscher. Sein Labor wurde komplett zerstört.
Verzweifelt teilte Tsahor mit: „Dies ist sehr schwer und traurig, da es nichts mehr gab, das man hätte retten können. Wir erforschen regenerative Medizin – also werden wir uns regenerieren, neu wachsen und neu bauen. Einer meiner Studenten sagte, dass die eine Sache, die uns nicht verloren gegangen ist, unsere Motivation sei.“
Schaden an Leib und Leben hat es am Weizmann-Institut nicht gegeben, berichtet die Website „Science“. Als Vorsichtsmaßnahmen wurden der Lehr- und Forschungsbetrieb geschlossen und die Bewohner des Campus mit seinen 500 Wohneinheiten für Wissenschaftler, Gastforscher und Studenten auf Hotels außerhalb verteilt. Über weitere Sicherheitsmaßnahmen will die Universitätsleitung nicht sprechen. Laut „C-Tech“ ist allerdings davon auszugehen, dass die „umfassende digitale Sicherung von Forschungsdaten“ dabei Priorität haben wird.
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Laborgebäude sind extrem kostenintensiv, wie die Technologie-Website „C-Tech“ berichtet. Angehörige der Universität schätzen, dass der Neubau eines Laborgebäudes zwischen 50 bis 100 Millionen US-Dollar kosten kann, je nach Ausrüstung. Mit ca. 7.000 US-Dollar pro Quadratmeter (circa 30–70 Millionen US-Dollar pro Gebäude) Baukosten bei Laboren seien nur Krankenhäuser noch teurer. Der Wiederaufbau könne drei bis vier Jahre dauern.
Solidaritätsbesuch von Präsident Herzog
Beim Besuch am Dienstag in Rechovot versicherte Staatspräsident Jizchak Herzog dem Institut seine Unterstützung zu: „Über hundert Jahre hinweg hat das Weizmann-Institut für Wissenschaften – eines der großen Lebensprojekte des ersten Präsidenten Israels, Chaim Weizmann – die Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften zum Nutzen der Menschheit insgesamt und im Sinne universaler Werte vorangebracht.“
Er versprach den Wissenschaftlern: „Der Lärm, den Sie jetzt hören, kommt von denen, die schon kommen, um zu reparieren, wiederaufzubauen, zu forschen und die Welt zum Besseren zu verändern.“ Die Iraner würden weiter versuchen, Verwüstung, Tod und Zerstörung zu bringen. „Aber wir werden fortfahren, das Leben, die Freiheit, bürgerliche Freiheiten, und natürlich Demokratie und das Ringen um Frieden, wie wir daran glauben, zu fördern.“ (ndr)
9 Antworten
Das ist sehr, sehr bitter. Ich kann mich erinnern, dass vor nicht allzulanger Zeit in Israel ein Durchbruch bei Krebsbehandlung entdeckt wurde. Es ging dabei um die Entdeckung eines Proteins, dass das Immunsystem durch UV-Strahlung verändert. Das hatte mich sehr interessiert, da meine Schwester an Krebs verstorben ist.
Solch wichtige Entwicklungen, die jahrzehntelange Arbeit erfordern, zu verlieren, sind tiefe Rückschläge. Aber Israel wäre nicht „ein Volk wie ein Löwe“, wenn es sich entmutigen ließe. Es wird lange dauern, aber es wird wieder aufgebaut. Vielleicht wäre es gut, so wieder aufzubauen, dass solche Erforschungen in Bunkern gelagert werden können.
Ich wünsche den zutiefst gebeutelten Israelis Mut, Zuversicht, Stärke, Motivation und Segen!
Die Wissenschaftler wollen ihre Labore wiederaufbauen. Ja, aber bitte unterirdisch.
Man muss nicht lange überlegen, warum das Mullah-Regime israelische Forschungszentren angreift : es ist der Hass auf die Intelligenz, auf die Forschung – vor allem, wenn sie nicht kriegerischen Zielen dient – auf Wissenschaft, die vielleicht der ein oder anderen Koransure widerspricht…Wie Ella habe ich sofort an die Krebsforschung gedacht bei der Nachricht vom Beschuss in Rehovot.
Das geht auch mit in die Abrechnung.
Khara……….eine Forschungsstätte, dazu eingerichtet um Leben zu retten, wird mutwillig
zerstört.
Nun werden wieder Menschen, auch Iraner sterben, die mittels der Erkenntnisse dieser Fakultät hätten leben sollen……………SHALOM
Ich wünsche Euch Mut und Zuversicht beim Wiederaufbau. Eine Spende bringe ich auf den Weg. Shalom nach Israel.
So schlimm das auch ist, aber dass jahrzehntelange Forschung zerstört wurde, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.
Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die isr. Forschung ihre Ergebnisse in einfacher Ausführung, handschriftlich und in Aktenordnern im Weizmann-Institut gelagert hat.
Wenn, Agnes, beste Archiwarin von allen, sagt, das ist nicht so schlimm, dann sind wir beruhigt…
Diese Zerstörung des Iran schmerzt mich persönlich sehr. Wissenschaft, Forschung. Israel teils führend. Die Mullahs zeigen diesbezüglich ihren Neid auf Israel. Schließlich haben wir mehr als 190 Nobelpreise. Die komplette arabische Welt minimal. Ja, zerstört, aber es wird wieder aufgebaut. Shalom nach Israel.
Sie werden wieder aufbauen. Und das ist der Unterschied zu dem Verlust, den die arabische Welt mit dem Brand in Alexandria verloren hatte. Sie gaben auf. Und das Ergebnis sehen wir leider bis heute.