Constantin Schreiber, der seit 2017 für „ARD-aktuell“ tätig war und seit 2021 die „Tagesschau“ moderierte, teilte vergangene Woche auf Instagram seinen Rücktritt mit und fügte einen Bibelvers an: „Alles hat seine Zeit – so steht es schon in der Bibel. Für mich ist es Zeit für Neues, und damit Zeit, Abschied zu nehmen von der tagesschau.“ Am Sonntagabend wurde die letzte Ausgabe der abendlichen Nachrichtensendung mit Schreiber ausgestrahlt.
Am Montag verkündete der Axel Springer-Verlag, dass Schreiber zukünftig für ihn aus Tel Aviv über den gesamten Nahen Osten berichten werde. Er werde für das Journalistennetzwerk „Axel Springer Global Reporters Network“ arbeiten, das für die Marken „Bild“, „Business Insider“, „Fakt“, „Onet“, „Politico“ und „Die Welt“ tätig ist. Zu seinem Aufgabenfeld würden Artikel, Podcasts, TV-Dokus sowie Talkshows gehören. Seine Stammredaktion sei die „Welt“. Die neue Tätigkeit beginnt demnach am 1. September 2025.
Schreiber sagte laut der Mitteilung von Springer: „Die Themen, für die ich seit Jahren als Journalist und Buchautor stehe, sind wichtiger denn je.“ Er freue sich, mit vielen Millionen Nutzern in Europa und den USA Politik und Weltgeschehen mit verschiedenen Formaten zu begleiten und einzuordnen. „Politico“-Chefredakteur John Harris, der das Reporter-Netzwerk leitet, bezeichnete Schreiber als „exzellenten Journalisten, dessen Expertise in Schlüsselthemen wie dem Nahen Osten, Migration und Geopolitik das Angebot aller Medienmarken von Axel Springer bereichern wird“.
Das am 1. März 2025 gestartete „Axel Springer Global Reporters Network“ soll die Medienmarken des Springer-Verlags mit investigativen Recherchen, Reportagen, exklusiven Interviews und Meinungsstücken beliefern. Reporter und Autoren haben ihre Standorte in den USA und Europa.
Zum Team gehören unter anderen der stellvertretende „Welt“-Chefredakteur Robin Alexander und die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali sowie James Kirchick, Bestsellerautor der „New York Times“.
Analyse palästinensischer Schulbücher
Schreiber war mehrere Jahre Korrespondent des arabischen Programms der „Deutschen Welle“ in Dubai. Außerdem moderierte er auf Arabisch eine Wissenschaftssendung für den ägyptischen Sender ONTV. In der deutschen Berichterstattung moderierte er regelmäßig Sendungen zu den Themen Naher Osten des Senders „n-tv“. Seit Januar 2017 war er bei „ARD-aktuell“ und moderierte die „Tagesschau“. Für die Moderation der deutsch-arabischen „n-tv“-Sendung „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ wurde er 2016 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Der Jurist und Journalist hatte sich vielfach mit dem Islam auseinandergesetzt. Im Jahr 2017 veröffentlichte Schreiber das Sachbuch „Inside Islam“, in dem er vielen Moscheegemeinden in Deutschland Integrationsfeindlichkeit attestierte.
2019 erschien sein Buch „Kinder des Koran“. Er untersuchte dafür die Unterrichtsinhalte in Ländern wie Afghanistan, Iran, Irak und in der Palästinensischen Autonomiebehörde. Sein Fazit: In islamischen Ländern seien Schulbücher kein Mittel zur Bildung, sondern zur Indoktrinierung. Es gehe darum, „versteckte Botschaften zu vermitteln“.
Die türkischen, palästinensischen und ägyptischen Schulbücher seien weniger religiös und eher nationalistisch gestaltet, stellte er fest. In palästinensischen Büchern sei er nicht ein einziges Mal auf das Wort „Israel“ gestoßen. Dafür sei von „zionistischen Angreifern“ die Rede.
Historische Unwahrheiten fand Schreiber ebenfalls in einigen Schulbüchern, etwa wenn die Verfasser es so darstellten, als habe Ägypten 1967 den Sechs-Tage-Krieg gegen Israel gewonnen. Antisemitismus fand er in allen untersuchten Ländern außer der Türkei. Antichristliche und antisemitische Inhalte werden laut Schreiber von Deutschland mitfinanziert. Im Jahr 2018 etwa habe das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 62,5 Millionen Euro an Entwicklungshilfegeldern für Afghanistan gegeben, heißt es in „Kinder des Koran“.
Torte ins Gesicht für kritische Islam-Analyse
Im Jahr 2019 gründete Schreiber die „Deutsche Toleranzstiftung“. Sie solle dabei helfen, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen ins Gespräch zu bringen, darunter vor allem Journalisten. Die Mittel für die Stiftungsgründung stammen laut Schreiber aus seinen Bucheinnahmen. 2021 veröffentlichte Schreiber den dystopischen Roman „Die Kandidatin“, der sich um eine muslimische Kanzleranwärterin dreht.
Im selben Jahr startete Schreiber zudem das Online-Projekt „Moscheepedia“. In dem Verzeichnis sollten islamische Gebetshäuser in Deutschland katalogisiert werden, mit Fotos, Videos und übersetzten Predigten. Schreiber selbst besuchte gemeinsam mit zwei Journalisten-Kollegen über 550 Moscheen. Inzwischen ist die Website nicht mehr aktiv.
Als der Journalist im August 2023 für eine Lesung die Universität Jena besuchte, wurde Schreiber mit einer Torte beworfen. Die dahinter stehende Gruppe hatte im Vorfeld Flugblätter verteilt, auf denen sie Schreiber vorwarf, den Islam zu verunglimpfen.
Nach dem Tortenangriff erklärte Schreiber, öffentlich „nie wieder“ etwas zum Thema Islam sagen zu wollen. Die „Negativität“, die er erlebt habe, wolle er in seinem Leben nicht haben, sagte der Journalist in einem Interview der „Zeit“.
Folgen Sie uns auf Facebook und X!
Melden Sie sich für den Newsletter an!
Gegenüber Israelnetz betonte Schreiber 2019, in seinem Buch „Kinder des Koran“ gehe es nicht um Religion, um Islamismus oder um Islamkritik. „Es ist vielmehr eine Analyse, wie Religion für nichtreligiöse Zwecke missbraucht wird und welche Botschaften in der Schule mit ihrer Hilfe transportiert werden.“ Schreiber sagte weiter: „Ich sehe nicht den Islam oder Religiosität als solche als etwas Schlechtes. Ganz im Gegenteil, ich treffe religiöse Menschen, die ich sehr bewundere und die offensichtlich viel Kraft daraus ziehen.“
In seinem Buch „Glück im Unglück“ suchte der Journalist 2023 nach „guten Nachrichten“ und wurde dabei im Religiösen fündig. Auf der Suche nach Glück könne ebenso Spiritualität oder Religion zum Ziel führen, schreibt der Autor. Obwohl er selbst nicht religiös sei, habe ihn vor allem der Nahe Osten „spirituell berührt“. Dort lebte er Ende der 90er Jahre in einer christlich-syrischen Familie in Damaskus. Ihn habe beeindruckt, wie der „tiefe Gottesglaube“ den ganzen Alltag der Familie durchzogen habe. „Dieses Christentum hat mir sehr zugesagt, anders als dasjenige in unseren Breiten, das ja immer sehr weltlich daherkommt“, sagte Schreiber.
15 Antworten
Ich kann mir keinen besseren Korrespondenten als Konstantin Schreiber für „Welt“ aus Tel Aviv vorstellen. Endlich eine sehr gute Gegenstimme zu Sophie von der Tann. Ich freue mich auf wahrheitsgetreue Artikel, Podcasts und Reportagen. Ich wünsche ihm eine Torte zum Essen, statt im Gesicht. Ein ganz toller Mensch!
S.v.d.T. berichtet aus Tel Aviv, als wäre sie tagtäglich in Gaza. Woher hat die ihre Weisheiten für ARD? AL JAZEERA?
Ein so außergewöhnlicher Mensch, Denker, Musiker, sensibel, differenziert und reflektiert… ein Hewinn für jede Redaktion und für uns als Leser 🙏
Ich wünsche Constantin Schreiber alles Gute für seine Arbeit! Hatte schon einige Dokus von ihm gesehen. Und seinen Abschied aus der Tagesschau hab ich auch gesehen. Hätte eigentlich erwartet,das er zum Abschluss Blumen bekommt oder so. Einfach nur verabschiedet vom Puplikum und das war es. Vielleicht sind sie auch froh,wenn er weg ist. Er war auch nicht mehr wirklich zufrieden. Ich freue mich für ihn. So kann er sich besser entfalten. Alles Gute!!!💐😃
Constantin Schreiber finde ich einen
hervorragenden Journalisten und Autor.
Er geht den richtigen Weg und schweigt in
Zukunft zum Thema Islam. Wenn man die
Wahrheit sagt wird man angegriffen und
hat wenig Chancen . Er geht den richtigen,
neuen Weg beim Axel Springer Verlag im
„ Reporter Netzwerk“. Er wird viel zu tun
haben, er ist ja noch jung. Ich hoffe seine
Familie hat Verständnis für seine neue
Tätigkeit. Aber, welch ein Glück und eine
Bereicherung was er mit seiner neuen
Tätigkeit weitergibt.
Ich wünsche Herrn Schreiber alles Gute,
Gesundheit und viel Erfolg.
Ich liebe Berichte aus aller Welt von
Journalisten, obwohl ich schon über 80 Jahre bin.
Meine Ehefrau, über 80, beste Zeitungsleserin von allen, liebt Berichte aus aller Welt, aber nur von
Journalisten der BILD-Zeitung und von der WELT, die besten von allen.
Ich wünsche Konstantin Schreiber viel Kraft und gleichzeitig viel Freude und gutes Gelingen für seine neue Aufgabe.
Und uns Israel-Freunden: betet inständig für ihn und seine Aufgabe!
Konstantin Schreiber, Sie haben nicht zur ARD gepasst. War schon seltsam, dass ihre guten Bücher dort nicht gerne gesehen wurden. Konstantin Schteiber spricht nicht nur perfekt Arabisch, auch sehr sympatisch. Guten Start.
Shalom
Gratulation zum Wechsel! Viel Erfolg und Freude!
Freue mich auf objektive wahrheitsgetreue Berichterstattung.
Gottes Schutz und Bewahrung auf allen Reisen!
Friede und Axel Springer waren enge Freude Israels.
Auch ich wünsche Constantin Schreiber alles Gute und viel Erfolg für seinen neuen Job. Er tut das Richtige, er lässt sich nicht verbiegen.
Diesen korrekten Journalismus wird es nun noch weniger geben bei der ARD, da ist Sofia v.d.Tann ja die Hauptakteurin, die „alles besser weiß“.
Der Schritt von Constantin Schreiber ist völlig richtig !
Der Mann ist ein Geschenk. Ich bin dankbar, dass Gott ihm diesen Weg gebahnt hat und ER wird ihn segnen auf seinem Weg. Gottes Weltenuhr tickt weiter und ER selbst lenkt die Heilsgeschichte und bedient sich auch dieses Mannes, dem er Vertrauen schenkt . Die kommenden Zeiten werden alles andere als rosig , wir sollten anhaltend beten, dass alles Unheil niedergerissen wird. Gottes wird über seinen Segensverheissungen für Israel wachen und sie alle erfüllen.
Das Beste, das Herrn Schreiber passieren konnte. Herzlichen Glückwunsch. Eine objektive Berichterstattung ohne Maulkorb wird ihm nun ermöglicht.
Ein schlechtes Zeichen dagegen für den ARD (…), hinein bis in die Politik, die einen eigenständig denkenden Journalisten offensichtlich nicht aushalten können und zudem eine einseitige antiisraelische Stimmung und Schuldzuweisung unterstützen. Kein Wunder, daß auf den Straßen und an den Unis bei dieser Rückendeckung der Teufel los ist.
Constantin Schreiber, ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes reichen Segen für Ihre Arbeit in Tel Aviv. Dass sie sich nicht mehr über den Islam äußern möchten, kann ich gut verstehen. Finde ich jedoch sehr sehr schade, da es den Menschen die Augen öffnet, Shalom.
Mit Sicherheit ist Herr Schreiber dort besser aufgehoben als bei der ARD, deren Quelle ja offenbar die Hamas und Al Jazeera ist.
@Christin
Habe mir beim Kopp Verlag ein Buch bestellt und gelesen.: inside Tagesschau. Von Alexander Teske. Sehr informativ! Sollte jeder lesen. Viele Grüße Manu