JERUSALEM (inn) – Zahlreiche Christen aus aller Welt haben am Dienstag am Israelabend der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) teilgenommen. Dabei bekundeten sie ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat. Vor dem Veranstaltungsort protestierten ultra-orthodoxe Juden gegen angebliche Missionstätigkeit, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.
Auf einem Transparent war zu lesen: „Eure Absichten sind aufgedeckt. Hört jetzt auf, uns etwas vorzumachen.“ In die Pais-Arena, wo der Abend im Rahmen des Laubhüttenfestes Sukkot gestaltet wurde, drangen die Demonstranten indes nicht ein.
Sprecher David Parsons betonte gegenüber der „Times of Israel“: „Die ICEJ hat sich niemals an missionarischer Aktivität in Israel beteiligt. Die große Mehrheit der Israelis, die wir treffen, weiß das und hat uns einmal mehr warm an Sukkot empfangen – vor allem, weil die hebräischen Propheten vor langer Zeit die Gegenwart der Nationen hier auf diesem einzigartigen und fröhlichen Pilgerfest voraussahen.“
Staatspräsident Jitzchak Herzog sicherte den Teilnehmern in einer Videobotschaft zu, Israel werde Religionsfreiheit für alle Glaubensrichtungen gewähren: „Wir werden darauf bestehen, alle religiösen Gemeinschaften zu beschützen, die das schöne menschliche Mosaik unseres Landes zusammensetzen.“ Dazu gehöre es, jede Stätte, jeden religiösen Leiter und jeden Menschen vor bösen Ausdrücken von Hass oder Intoleranz zu schützen.
Video zeigt Spuckangriff auf christliche Pilger
Erst am Montag hatte ein Reporter der Tageszeitung „Ha’aretz“, Nir Hasson, ein Video von einem neuen Spuckangriff auf Christen in der Jerusalemer Altstadt online gestellt. Darin ist zu sehen, wie nahe des Löwentors Christen mit einem großen Holzkreuz aus einer Kirche treten. Als ihnen eine Gruppe ultra-orthodoxer Juden entgegenkommt, spucken mehrere Juden vor ihnen aus – auch Minderjährige, die offenbar Erwachsene nachahmen.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) verurteilte diesen und andere Angriffe. Israel sei „absolut entschlossen, das heilige Recht der Glaubensausübung und Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten aller Glaubensrichtungen zu gewährleisten“. Er verurteile „jeglichen Versuch, Gläubige einzuschüchtern“.
Der aschkenasische Oberrabbiner David Lau erklärte: „Solche Phänomene sind unvertretbar und sollten natürlich nicht dem jüdischen Gesetz zugeschrieben werden.“
Religionsminister Michael Malkieli (Schass) sagte: „Dies ist nicht der Weg der Tora. Es gibt keinen Rabbiner, der das unterstützt oder diesem verwerflichen Verhalten Legitimität verleiht.“ Tourismusminister Chaim Katz (Likud) schloss sich der Kritik an.
Lateinischer Patriarch: Gewalt nimmt allgemein zu
Der Lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa hatte sich vor zwei Wochen vor Journalisten zu den Angriffen geäußert. Das Phänomen sei nicht neu, nehme aber zu. „Es ist mit ultra-orthodoxen und religiös-zionistischen Gruppen und Bewegungen verbunden. Die Präsenz dieser Gruppen in der Altstadt ist größer als in der Vergangenheit. Es besteht kein Zweifel, dass es Rabbis gibt, die es befürworten oder sogar dazu ermutigen.“ Möglicherweise fühlten sich manche dieser Gruppen angesichts der rechtsgerichteten Regierung vom Staat unterstützt oder zumindest beschützt.
Indes betrachtet der Katholik die Vorfälle nicht isoliert: Gewalt nehme in der israelischen und palästinensischen Gesellschaft allgemein zu. „Was wir bei Christen sehen, ist Teil eines größeren Phänomens. Gemäßigte Stimmen werden nicht gehört und extreme Stimmen werden lauter. Wir sind in Kontakt mit den Behörden und der Polizei.“
Seit Jahresbeginn hat die Polizei nach eigenen Angaben Ermittlungen in 16 Fällen eröffnet – wegen Vandalismus, Gewalt und Hetze. 21 Verdächtige wurden festgenommen. Doch es sei schwer, Angreifer zu überführen – vor allem, wenn sie auf den Boden spuckten und nicht auf eine Person. Im aktuellen Fall gab es bislang fünf Festnahmen.
Die Sukkot-Feierlichkeiten der ICEJ gehen indes am Mittwochnachmittag weiter. Dann beteiligen sich Tausende Christen aus vielen Ländern am internationalen Jerusalem-Marsch. (eh)
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13 Antworten
So lange Israel nicht den Messias anerkennt, werden Christen und deren Missionsabsichten torpediert werden. Die mir bekannten messianischen Juden nehmen das bedauernd zur Kenntnis. JAHWE steht hinter seinen Verheißungen für Israel und wird sie alle erfüllen. Wenn wir nur die Segnungen ins Auge fassen und Gottes Gerichtshandeln, was sich in der Trübsal Jakobs erfüllen wird, ignorieren (sie sind prophetisch in der Bibel vorhergesagt, auch im AT), sind wir blauäugig und haben eine rosarote Brille auf. Das hat nichts mit Kritik zu tun, ich bin absolut PRO Israel, aber ich kann die Bibel nicht ignorieren.
Es ist richtig. Im Gegenteil, die ICEJ sagt ausdrücklich, dass keine Missionierungsversuche erlaubt sind.
Und trotzdem versuchen es immer wieder Einzelne. Die werden allerdings von den Sicherheitskräften schnell daran gehindert. Für mich kritischer sind allerdings Gruppen, die z.B. im Brautkleid im Jerusalem-Marsch mitlaufen. Habe ich vor ein paar Jahren erlebt. Und das ist für mich dann versteckte Missionierung.
@christin
Ja, versteckte Missionierung ist illegal. Offene Missionierung könnte man teilweise zulassen.
So ist es, liebe Christin, Missionsarbeit nicht erlaubt. ICEJ tut viel für Einrichtungen in Israel.
Dir eine gute Zeit. Shalom
„Israel“ gibt es ad eins gar nicht als Adressat Ihrer Forderungen. Sondern ca. 9,3 Mio israelische Staatsbürger, davon a. 6,9 Mio Juden. Und die reichen von ganz herb ultra-orthodox bis zu absoluten Freigeistern.
Und ad zwei und viel wichtiger: Es bestehen nicht die geringsten Aussichten, dass die Mehrheit der jüdischen Israelis „den Messias anerkennt“. Warum, das müssen Sie aber selber herausfinden. Nur ein Tip: Ein Mensch kann wohl schwerlich göttlicher Natur sein? Erst recht, wenn er -respektabel- sich für die Sünden der Menschheit opferte. Aber eben keinen Wandel einleitete.
Die winzige Minorität der sog. Messianischen Juden mag es anders sehen. Auch in Israel kümmerts eigentlich niemanden.
Dass er keinen Wandel eingeleitet hat, stimmt nicht. Seit 2000 Jahren haben viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt eine lebendige Hoffnung die weit über den Tod hinaus bzw. ewiges Leben durch diesen einen Juden bekommen, der sein Leben für ALLE geopfert hat. Und – ohne Dir zu nahe treten zu wollen – werden ihn, wie in Sacharja 12 geschrieben steht, auch noch sehr sehr viele Juden erkennen.
@Martin:
Ich achte den christlichen Glauben. Die evangelische Ausprägung dabei gewiss mehr als das Theater mit „Stellvertreter Christi“ auf Erden, Zölibat und anderem eher Mittelalterlichem. Und ein Bild von „Mutter Teresa“ habe ich sogar über meinem Bett hängen.
Nur: Das (in den vergangenen zwei Jahrtausenden häufig sehr blutig ausgeübte) Missionierungsgebot aus Matthäus 28. 19. Das ist dem Judentum glücklicherweise völlig fern. Wenn ich es recht überschau, sonst nur ganz, ganz wenigen Religionen (den Jesiden und den Drusen).
Vor diesem Hintergrund spüre ich bei Deinem „Bekehrungsversuch“ ein gewisses Unwohlsein. Ohne Dir auch nur ansatzweise etwas Negatives unterstellen zu wollen
Dass viele Fehler gemacht wurden im Laufe der Kirchengeschichte und dass Menschen, die sich selber Christen nannten, schlimmste Verbrechen begangen haben, steht außer Frage und ist zutiefst traurig aus christlicher Sicht wegen des Leides des Opfer und weil es in Verrat an der Botschaft und dem Vorbild Jesu war. Außer Frage steht jedoch auch, dass kein anderer Mensch unsere Welt so sehr zum Guten verändert hat und verändert wie Jesus Christus – sehr schön dargestellt wird das z. B. in dem Buch des Yale-Professors Jaroslav Pelikan „Jesus Through the Centuries“. Jesus war und ist die mit Abstand die Person mit dem größten positiven Einfluss in der Menschheitsgeschichte. Darin erkenne ich starke Hinweise auf die Göttlichkeit Jesu.
Grundsätzlich zum Missionnierungsverbot: Als aufgeklärter Christ finde ich ein Missionierungsverbot intolerant und autoritär. In einem liberalen Rechtsstaat hat jeder das Recht für seine Religion, seinen Glauben zu werben – natürlich mit Respekt und ohne jegliche Formen von Gewalt. Mission, wie sie zum Beispiel in der ökumenischen Stellungnahme „Mission Respekt – christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ definiert ist, sollte auch in Israel erlaubt und akzeptiert sein, wenn Israel den Anspruch hat, eine liberale Demokratie und keine Autokratie zu sein.
Es geht um gegenseitigen Respekt und darum jedem Menschen seine Würde zuzugestehen. Das sollte man weder an irgendeiner Nationalität noch an irgendeiner Religion festmachen. Das ist der Kern des Problems. Überheblichkeit und Rechthaberei, ganz gleich von wem und gegen wen, bewirken das Gegenteil. Da haben wir alle, Juden wie Christen, jede Menge Gründe Gott um Vergebung zu bitten und neu zu starten mit einer vergebenden Lebensweise. Shalom!
Ich finde es gut und wichtig, wenn auch Israel-freundliche christliche Organisationen das Laubhüttenfest =Sukkot besuchen. Die Ultra-Orthodoxen Juden sind in Israel eine Gefahr, nicht nur gegen Christen, sondern auch für den Jüdischen Staat, denn sie wollen Geschlechtertrennung einführen und verweigern Militärdienste. Man sollte diese zur Israelischen Armee schicken. Ferner betone ich, dass Jesus eben NICHT nur die christliche Religion geschaffen hat, sondern auch die Jüdische Religion bestätigt hat. Das Lästern gegen den Sohn wird lt. Jesus von Gott vergeben, es gibt zwei biblische Weltreligionen, so sollte es auch sein. Das Christentum muss hingegen bekehrt werden hin zu einem Pro-Jüdischen Christentum, Israel an Sukkot zu besuchen ist genau der richtige Weg. Jeder Christ muss an Abraham-Bund, Sinai-Bund und David-Bund glauben !
Martin, es gibt keine 2 Weltreligionen, Judentum und Christentum. Jesus hat die alttestamentliche Trennwand niedergerissen und beide, Juden und Heiden, die an IHN glauben, zu EINEM LEIB zusammengefügt. Wir brauchen uns nicht gegenseitig bekehren. Dabei sind auf beiden Seiten unverständliche Fehler und Missverständnisse entstanden. Wer an Jesus glaubt, kann keinen Unter-
schied zwischen Juden und Nichtjuden postulieren, beide sitzen im selben Boot. Gott und Jesus sind für Juden und Nichtjuden KEINE RELIGIONSSTIFTER!!! Wenn dies so wäre, würden sich alle Unstimmigkeiten erklären lassen. Paulus wurde von seinen Landsleuten (Brüdern dem Fleisch nach) wegen der Verkündigung des Kreuzes nach seiner Bekehrung verfolgt. Die Christen haben im Gegenzug das Blut von unzähligen Juden vergossen und das unter dem Deckmantel der Religion mit politischem Auftrag. Furchtbar! In 2000 Jahren Gemeinde (Kirchengeschichte) hat es mehr Opfer gegeben, als in beiden Weltkriegen zusammen. Ein Religionsdenken ist daher völlig unbiblisch. In den Weltreligionen musst du etwas tun, um Besseres post mortem zu erreichen. Juden und Christen (und natürlich alle Menschen) dürfen IM GLAUBEN die UNVERDIENTE GNADE des himmlischen Vaters, durch seinen Sohn Jesu in die Welt gebracht, als Geschenk annehmen. Da ist Religion völlig deplatziert.
Der Graben zwischen jüdischem und christlichem Glauben liegt darin, dass es laut den heiligen Schriften der Juden eben nicht möglich ist, dass ein Mensch göttlicher Natur sein kann. Ein solcher Gedanke ist für jeden Juden Blasphemie. Auch steht in den Schriften nichts davon, dass der erwartete Maschiach 2 x kommen muss. Vielmehr wird er, der Maschiach als Friedensbringer beschrieben. Durch sein Erscheinen werden die Völker zu dem G“tt Israels finden, ihn anbeten und in den Ölbaum „Israel“ eingepfropft. Das bedeutet im Klartext, nicht die Juden werden zu Christen reformiert, sondern die aus den Heidenvölkern werden die Lehren der Torah, welche „der jüdische Rabbi Jeschua gelehrt hat.“ Dass dieser Gedanke bei etlichen Christen auf unfruchtbaren Boden fällt, erklärt sich aus der zweitausendjährigen teilweisen heftig verfälschten Kirchenlehren. Und eben aus der inhärenten neutestamentlichen Verteufelung der Juden. Stichwort Gottesmörder, Kinder des Satans etc…
Ist er denn nicht schon längst gekommen? Oder steht seine Ankunft noch immer aus? – An dieser Streitfrage scheiden sich die Geister seit fast zwei Jahrtausenden. „Wenn wir die Scheidung zwischen Juden und Christen, zwischen Israel und Kirche, auf einen Nenner bringen wollen, können wir sagen: Die Kirche steht auf dem Glauben an das Gekommensein Christi als an die der Menschheit durch Gott zuteil gewordene Erlösung. Wir, Israel, vermögen das nicht zu glauben.“ So antwortete Martin Buber im Jahre 1933, als Karl Ludwig Schmidt ihm die christologische Grundfrage stellte. Ein klares eindeutiges Gegenüber also vom „Schon da“ der kirchlichen Erlösung und dem mahnenden „Noch nicht“ des Judentums, das die ungeheilte Welt nur allzu schmerzlich verspürt und, „unberuhigt vom Gekommenen“, ganz ausgerichtet bleibt „auf das Kommen des noch Kommenden“.
Der älteste Vorbehalt des Judentums gegenüber der Kirche lautete also bis heute, dass die Welt doch erlöster aussehen müsste, wenn der Messias schon gekommen wäre. Mit den Worten einer alten chassidischen Erzählung: Die Schüler eines Rabbis in Jerusalem brachten ihm eines Morgens die Nachricht: „Der Messias ist gekommen!“ Der Rabbi stand auf, ging ans Fenster, kam zurück und setzte sich wieder hin. „Was ist nun? Was sollen wir tun?“ fragten ihn die Schüler. „Ruhig weiter lernen sollt ihr!“ sagte der Rabbi und fuhr fort: „Wie kann denn der Messias gekommen sein, wenn nichts in der Welt sich erneuert hat?“