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Zypern: Parallelen zum Nahostkonflikt?

Am 1. Mai sind zehn Staaten der Europäischen Union beigetreten. Einer von ihnen ist seit 30 Jahren geteilt – der Norden von Zypern ist türkisch, der Süden griechisch. UNO-Generalsekretär Kofi Annan hatte bis zuletzt versucht, eine Wiedervereinigung zu erreichen. Doch sein Vorschlag wurde von den Griechen abgelehnt. Trotzdem konnte Zypern wie geplant der EU angeschlossen werden – allerdings nur der griechische Teil. Der Journalist Amos Gilboa von der israelischen Tageszeitung „Ma´ariv“ fragt sich nun, ob sich hieraus etwas für den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern lernen lässt.

Parallelen seien durchaus vorhanden. Eine von ihnen ist die Flüchtlingsfrage. „Als die türkische Armee 1974 (nach Zypern) einmarschierte, flüchteten etwa 200.000 Griechen in den griechischen Teil im Süden der Insel“, schreibt der Israeli. „Gleichzeitig flüchteten ungefähr 50.000 Türken in den Norden. Während der vergangenen 30 Jahre hat es viele Zwischenfälle am Grenzzaun gegeben, als griechische Flüchtlinge versuchten, zu ihren Häusern auf der türkischen Seite zurückzukehren. Bei den Verhandlungen über eine Wiedervereinigung forderten die Griechen, dass alle Flüchtlinge und ihre Nachkommen in den türkischen Teil zurückkehren. Natürlich waren die Türken dagegen. Als sie ihren Plan vorbereiteten, akzeptierten die Vereinten Nationen und die Europäische Union die griechischen Forderungen nicht, die Flüchtlinge zurückkehren zu lassen!“

Ein zweites gemeinsames Thema ist das Siedlungsproblem. „Nach der Invasion brachten die Türken Bauern aus der Türkei und siedelten sie in Nordzypern an. Sie siedelten dort, bauten Siedlungen, vergrößerten die Zahl der Türken auf der Insel und leisteten einen Beitrag zur Agrarwirtschaft des türkischen Zypern“, stellt Gilboa fest. „Während der Verhandlungen forderten die Griechen, dass die türkischen ‚Siedler‘ in die Türkei zurückkehren. Die Türken waren dagegen. Vereinigte Nationen und Europäische Union unterstützten die türkische Position und ließen die ‚Siedler‘ und die ‚Siedlungen‘ an ihrem Platz, trotz der griechischen Forderung.“

Erstaunt bemerkt der Journalist, dass die Hauptvoraussetzung für den Plan „die neue Realität von Flüchtlingen und Siedlern war, die auf Zypern während der vergangenen 30 Jahre entstanden war. Sie war der entscheidende Faktor, nicht abstrakte Rechtsansprüche.“ Hier erwähnt Gilboa den heftig kritisierten Brief von US-Präsident George W. Bush an Israels Premierminister Ariel Scharon: Er „basierte auf derselben Voraussetzung, dass ‚die neue Situation, die entstanden ist‘ Vorrang habe“.

„Die zyprische Erfahrung zeigt, wie andere Versuche in der Vergangenheit, erneut, dass der echte Schlüssel zur Lösung von Konflikten eine interne Entscheidung auf beiden Seiten ist, bei der sie einen Kompromiss schließen wollen“, schreibt Gilboa weiter. „In einem Konflikt, der religiöse, nationale, ethische und kulturelle Auseinandersetzungen enthält – wie der israelisch-palästinensische Konflikt oder diejenigen im Kosovo, in Bosnien und in Kaschmir -, sind die möglichen Lösungen sehr komplex. In manchen Fällen mag eine dauerhafte Lösung auch nicht zu erreichen sein.“

Der Israeli wundert sich darüber, dass ausgerechnet die EU auf heimischem Boden gescheitert ist, die doch so eifrig Lösungen für den Nahostkonflikt anbiete. „Die Ironie liegt darin, dass die EU, die stolz auf ihre Weisheit und Einsicht ist – beispielsweise im Vergleich zu Bush -, die Zustimmung zu der Vereinbarung nicht zur Bedingung für den Beitritt Zyperns gemacht hat. Das Ergebnis ist ziemlich peinlich. Seit dieser Woche besetzt die türkische Armee einen bedeutenden Teil des Territoriums eines EU-Staates. In der jüngsten Vergangenheit konnten europäische Führer offensichtlich wegen der ‚israelischen Besatzung‘ nachts nicht gut schlafen. Stört auch die ‚türkische Besatzung‘ eines seiner Mitgliedsländer ihren Schlummer?“

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