ABU KABIR (inn) – Die Hamas hat Mittwochnacht zwei weitere Särge an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz übergeben. In Abu Kabir identifizierten israelische Rechtsmediziner die beiden Leichname: Inbar Haiman und Muhammad al-Atasch. Damit befinden sich noch 19 tote Geiseln in den Händen der Terrorgruppe.
Nach der Übergabe teilte die Hamas mit, nun habe sie die Gebeine aller Geiseln herausgegeben, die sie ohne zusätzliche Hilfe ausfindig machen konnte.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz (Likud) erklärte am Mittwoch, die Armee werde die Kämpfe in Gaza wieder aufnehmen, wenn die Hamas das Abkommen nicht einhalte. Dies sei mit der USA abgestimmt. Israel werde dann „handeln, um eine totale Niederlage der Hamas zu erreichen, die Wirklichkeit in Gaza zu verändern und alle Kriegsziele erreichen“.
Der militärische Arm der Terrorgruppe beteuerte laut der Nachrichtenseite „Times of Israel“, er habe alle Bedingungen eingehalten, indem er die 20 lebenden Geiseln nach Israel zurückgebracht habe. Hinzu kämen die sterblichen Überreste der toten Gefangenen, die er habe erreichen können. „Die Suche nach den Leichen der übrigen Geiseln erfordert eine große Anstrengung und besondere Ausrüstung. Wir sind sehr darum bemüht, diese Angelegenheit zu regeln.“
Beim Nova-Festival getötet
Die 27-jährige Inbar Haiman aus Haifa wurde nach israelischen Geheimdienstinformationen am 7. Oktober 2023 beim Nova-Musikfestival in Re’im getötet und nach Gaza verschleppt. Mehr als zwei Monate wurde sie als lebend eingestuft. Am 16. Dezember 2023 erhielt die Familie die Todesnachricht.
Die Filmstudentin tat sich als Graffiti-Künstlerin hervor. Sie war in der Szene unter den Namen Pink und Raven bekannt, hielt Ausstellungen in verschiedenen Ländern ab. Beim Festival war sie als Helferin vor Ort. Notfalls sollte sie Tänzer unterstützen, denen es nicht gut ging.
Die Mutter Jifat Haiman sagte im September im Studio der Zeitung „Yediot Aharonot“: „Sie haben uns nach 70 Tagen über Inbar informiert, aber ich habe nichts Konkretes, was mir sagt, dass es wirklich wahr ist. Man kann nicht trauern. Ich brauche einen Abschluss. Wenn ich sie schon nicht in einem Hochzeitskleid zum Trau-Baldachin führen kann, dann will ich ihren Sarg küssen, eine Blume niederlegen, mit ihr sprechen.“ Inbar war die letzte weibliche Geisel, die sich noch in den Händen der Terroristen befand.
Beduine fiel im Kampf
Der 39-jährige Muhammad al-Atrasch stammte aus der Beduinenstadt Sa’wa im Negev. Er war Fährtenleser in der Nordbrigade der Gaza-Division der israelischen Armee. Am 7. Oktober wurde er im Kampf beim Kibbuz Nachal Os getötet. Zunächst galt er als vermisst. Im Juni 2024 erfuhr die Familie, dass er eine Geisel war und die Hamas seinen Leichnam zurückhielt.
Al-Atrasch war verheiratet. Er hinterlässt 13 Kinder. Das älteste war 18 Jahre und das jüngste einen Monat alt, als er entführt wurde. Der Beduine träumte davon, eine Pferderanch zu errichten.
Vor der Übergabe hatte die Hamas nicht mitgeteilt, um welche Geiseln es sich handelte. Auch am Vortag machte sie dazu keine Angaben. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass eine von vier am Dienstag herausgegebenen Leichnamen weder die einer Geisel noch eines anderen vermissten Israelis ist. Es handele sich vielmehr um einen toten Palästinenser.
Hamas: Toter ist israelischer Soldat
Die Hamas behauptete gegenüber dem katarischen Sender „Al-Dschasira“, der Tote sei ein israelischer Soldat, der bei Kämpfen in Dschabalia im Mai 2024 verschleppt worden sei. Zu jener Zeit hatte die Terrorgruppe ein Video veröffentlicht und geäußert, ihre Kämpfer hätten Soldaten in einen Tunnel gelockt. Sie hätten sie getötet und die Leichen weggezerrt. Auf Bildern war eine blutverschmierte Leiche in militärisch anmutender Kleidung zu sehen. Zudem zeigte die Hamas Gewehre, Helme und andere angeblich beschlagnahmte Ausrüstung.
Die Armee wies die Darstellung zurück: „Es gab keine Entführung eines Soldaten.“ Eine Untersuchung 2024 ergab, dass der Entführte kein Soldat sei, sondern palästinensischer Zivilist. Demnach stand er im Verdacht, israelische Sicherheitskräfte unterstützt zu haben.
Nun veröffentlichte die Nachrichtenagentur „Schebab“ in Gaza ein Foto, das den Getöteten als Khalil Dawas identifizierte. Bei ihm handelt es sich um einen Bewohner von Aqabat Dschaber bei Jericho im Westjordanland. Dazu wurde eine Waffe gezeigt. Sie sei bei ihm gefunden worden.
Bewohner seines Flüchtlingslagers sagen, er habe über Terroristen informiert, die an Angriffen auf Israelis beteiligt waren. Nach Angaben des palästinensischen Häftlingsministeriums wurde Dawas 2020 von Israel festgenommen. Er war demnach in Verwaltungshaft, ohne Prozess und Urteil – wegen allgemeiner Sorge um die nationale Sicherheit. Palästinenser aus Aqabat Dschaber sagten, sie hätten ihn lange nicht in Jericho gesehen. „Wir sahen sein Bild. Es bestätigte, was viele hier geargwöhnt hatten – dass er der israelischen Armee geholfen hatte.“
Ehemalige Geisel nimmt Abschied von Kommandeur
Unterdessen nahm am Mittwochabend der zwei Tage zuvor aus der Geiselhaft freigelassene Matan Angrest an der Beerdigung seines ehemaligen Kommandeurs teil. Der Leichnam von Daniel Perez war am Montag nach Israel zurückgebracht worden. Er fiel am 7. Oktober 2023 in Nachal Os.
Angrest kam vom Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv auf den Jerusalemer Militärfriedhof und sprach zu den Trauergästen: „Ich kann kaum stehen. Das ist das Mindeste, was ich für Daniel und mein gesamtes Team tun kann – wahre Helden. Ich hatte nicht vor zu sprechen. Ich glaubte nicht einmal, dass ich es hierher schaffen würde. Aber ich musste kommen. Ich bin sicher, dass Gott jetzt über sie wacht, dass sie in Ordnung sind, dass sie mir Stärke von oben geben.“
Angrest erinnerte an lobende Worte seines Kommandeurs: „Ich bin so froh, dass du in meinem Team bist. Du bist so ein guter Fahrer – ich wünsche dir Gutes.“ Perez sei für ihn ein persönlicher Held und ein Symbol für Mut. „Ich verspreche, das ganze Leben für diese Familie da zu sein – ich verlasse euch nicht, nicht für eine Sekunde.“
Der 22-jährige Peres wanderte mit 13 Jahren mit seiner Familie aus Südafrika nach Israel ein. Angrest sagte: „Ich bin stolz, dass wir Israel unter Daniels Kommando verteidigt haben. Er ist mein Held und wird immer mein Kommandeur bleiben.“ (eh)
3 Antworten
Ach Inbar und Muhammed, ihr seid zurückgekehrt. Werdet ihr die letzten sein, die zurück aus dieser Hölle kommen?
Inbar, so jung, voller Lebensfreude und Muhammed, ein Pferdefreund und 13 Kinder, die vergebens gewartet haben.
Es ist so traurig und ungerecht. Gott möge euch Gerechtigkeit, Heil und Anteil am ewigen Leben schenken in seinem Reich. Den Angehörigen wünsche ich Trost und Hilfe. ✝️🙏🎗🇮🇱
(Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz (Likud) erklärte am Mittwoch, die Armee werde die Kämpfe in Gaza wieder aufnehmen, wenn die Hamas das Abkommen nicht einhalte).
Och nö, bitte fang nicht wieder damit an, vor allem jetzt, wo die 20 lebenden Geiseln wieder zu Hause sind. Es ist noch nicht einmal eine Woche her, seitdem die Waffenruhe in Kraft getreten ist. Umso wichtiger ist es, geduldig zu sein und zu warten, bis die letzten toten Geiseln dort rausgeholt werden statt die Nerven zu verlieren.🙏🇮🇱✡️🎗️
Die Visitenkarte der Hamas: die Hamas übergibt weitere Särge und erschießt Leute auf offener Straße.