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Zurück zu den Wurzeln

Seit 18 Jahren schenkt die Organisation „Taglit“ jungen Juden eine Reise nach Israel. Über 600.000 haben das Angebot bereits in Anspruch genommen – und viele damit ihr Leben verändert.
Laut einer Studie stärkt „Taglit“ die Verbundenheit junger Juden mit dem Staat Israel

„Diese Nähe und Verbundenheit zu meiner Identität, meinem Glauben, meiner Herkunft würde ich heute nicht so intensiv empfinden, wenn es Taglit nicht geben würde.“ Anastasia L. ist deutsche Jüdin. Sie lebt in Köln. Vor einigen Jahren reiste sie laut dem Reiseveranstalter EZRA mit der Organisation „Taglit – Geburtsrecht Israel“ in den jüdischen Staat. Die Reise hat in ihr das Bewusstsein für ihre eigene Identität gestärkt. Heute geht sie am Sabbat in die Synagoge, feiert jüdische Feste wie Rosch HaSchanah und Chanukka.

Seit dem Jahr 2000 bringt „Taglit“ Juden aus der Diaspora im Alter zwischen 18 und 26 Jahren kostenlos nach Israel. Über 600.000 nicht-israelische Juden aus 67 verschiedenen Ländern und sechs Kontinenten kamen so bereits in Kontakt mit dem jüdischen Staat – ob aus Deutschland oder Amerika, Russland, Indien oder Paraguay.

Israel finanziert mit

„Taglit“ ist Hebräisch und heißt Entdeckung. Entdecken sollen die jungen Juden das Land ihrer Vorfahren. In zehn Tagen unternehmen sie Freizeitaktivitäten, besuchen kulturelle und religiöse Stätten, bereisen Israel von Nord bis Süd – und kommen so auch mit jungen Israelis in Kontakt. Ein immer wiederkehrender fester Bestandteil: das Treffen mit israelischen Soldaten, das auch der israelischen Seite deutlich machen soll, wofür sie eigentlich kämpft.

Alljährlich steht bei „Taglit“ auch ein Treffen mit jungen israelischen Soldaten auf dem Programm Foto: David Spinks, flickr
Alljährlich steht bei „Taglit“ auch ein Treffen mit jungen israelischen Soldaten auf dem Programm

Finanziert wird das Projekt unter anderem von den Organisationen „Keren Hayesod“ und „Jewish Agency for Israel“, von über 30.000 Privatspendern, aber auch von der israelischen Regierung. Der kommen die Reisen auch deshalb zupass, weil sie die Tourismuswirtschaft ankurbeln. Laut „Taglit“-Einschätzung trägt jeder Reiseteilnehmer im Durchschnitt rund 2.500 Dollar zum israelischen Tourismussektor bei. Bei 48.000 Teilnehmern macht das etwa 120 Millionen Dollar jährlich. Insgesamt soll „Taglit“ der Wirtschaft des jüdischen Staates so bereits über eine Milliarde Dollar in die Kassen gespült haben.

Netanjahu: Erzählt es weiter!

Auch erhofft sich Israel von „Taglit“, dass die jungen Juden von ihren Erlebnissen weitererzählen und somit als positive Multiplikatoren für den jüdischen Staat wirken. Bei einer „Taglit“-Veranstaltung im Juni 2017 wandte sich Premierminister Benjamin Netanjahu persönlich an die Teilnehmer und erklärte: „Wir sponsern diese Reisen mit, damit ihr kommen könnt und seht, wie Israel wirklich ist. (…) Was ich von euch verlange, ist, dass ihr alles, was ihr seht, verinnerlicht, und es dann mit anderen teilt, ihnen von dem Wunder Israel erzählt, von dieser liberalen Demokratie im Herzen des Nahen Ostens.“

Ins Leben gerufen wurde das Projekt vor mehr als 18 Jahren von den jüdischen Philanthropen Charles Bronfman und Michael Steinhardt. Sie sorgten sich ob der zunehmenden Assimilation der Juden in der Diaspora vor einer stärker werdenden Distanzierung von der jüdischen Lebensweise und auch dem Staat Israel. Ihr Gedanke: Jeder Jude hat von Geburt aus das Recht, wenigstens einmal in seinem Leben Israel zu besuchen, so wie auch jeder Jude nach israelischem Gesetz das Recht hat, Bürger des jüdischen Staates zu werden. Und indem man die Juden in einer für sie prägenden Phase nach Israel bringe, könne man ihren Blick für ihre Wurzeln schärfen. So will „Taglit“ nicht nur das Leben jedes einzelnen verändern, „sondern die kollektive jüdische Zukunft“.

Taglit-Teilnehmer leben jüdischer

Und tatsächlich: Eine von der „Brandeis University“ angefertigte Studie (2017) attestiert dem Projekt großen Erfolg. Demnach fühlen sich zwei von drei „Taglit“-Teilnehmern dem Staat Israel sehr stark oder stark verbunden. Unter den Nicht-Teilnehmern tut dies nur einer von drei.

Auch leben Teilnehmer von „Taglit“-Reisen ein Leben, das stärker vom Judentum geprägt ist. So ist es für 63 Prozent der Teilnehmer wichtig, dass sie einen jüdischen Partner heiraten. Unter den Nicht-Teilnehmern spielt das nur für 41 Prozent eine große Rolle. Auch bei der Erziehung von Kindern legen die „Taglit“-Absolventen in der Regel einen größeren Wert auf eine jüdische Prägung.

Leben nach ihrem Besuch in Israel stärker in einem jüdischen Bewusstsein: Teilnehmer von „Taglit“ Foto: HRYMX, flickr
Leben nach ihrem Besuch in Israel stärker in einem jüdischen Bewusstsein: Teilnehmer von „Taglit“

Zudem haben „Taglit“-Teilnehmer im Schnitt mehr jüdische Freunde, nehmen zu einem größeren Anteil an lokalen jüdischen Veranstaltungen teil und spenden häufiger an jüdische Organisationen.

Für das deutsche „Taglit“-Programm sind die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) und der Zentralrat der Juden verantwortlich. Voraussetzung für eine Teilnahme an „Taglit“ ist der Nachweis einer jüdischen Abstammung. Durchgeführt werden die Reisen von verschiedenen Veranstaltern, darunter „Israel Outdoors“ und EZRA.

Von: Sandro Serafin

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