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Zentralrat fordert Dejagahs Ausschluss – Zwanziger kritisiert Deutsch-Iraner

FRANKFURT/MAIN (inn) - Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat den Ausschluss des iranisch-stämmigen Fußballers Ashkan Dejagah aus dem Nationalteam gefordert. Obwohl der 21-Jährige seine Teilnahme an einem Juniorenländerspiel in Israel verweigert, hält der Deutsche Fußballbund (DFB) an ihm fest - Präsident Theo Zwanziger sieht dessen Umgang mit der Problematik allerdings kritisch.

„Wir haben Dejagahs Entschuldigung zu schnell akzeptiert“, sagte Zwanziger am Dienstag dem Radiosender „hr-info“, „wir hätten mehr nachfragen und nachbohren müssen.“ Dies werde der DFB nun nachholen. Am Montag hatte die „Bild“-Zeitung berichtet, der Bundesligaprofi vom VfL Wolfsburg habe „politische Gründe“ für seine Absage angegeben. Im Gespräch mit dem Deutschen Fußballbund sei davon hingegen keine Rede gewesen, sagte DFB-Sprecher Jens Grittner gegenüber „Spiegel Online“. An einen Ausschluss aus dem Juniorenteam werde nicht gedacht.

Die Präsidentin des Zentralates der Juden, Charlotte Knobloch, äußerte Kritik am Vorgehen des DFB: „Wer wie der deutsch-iranische U21-Nationalspieler Ashkan Dejagah ein Länderspiel gegen Israel verweigert, handelt zutiefst unsportlich, denn gerade sportliche Wettkämpfe werden friedlich, respektvoll ausgetragen und überwinden politische Spannungen.“ Deshalb müsse der Sportler aus der deutschen Nationalmannschaft ausgeschlossen werden. Ihr Stellvertreter Dieter Graumann hatte zuvor gesagt: „Es ist undenkbar und unmöglich, dass ein Nationalspieler einen privaten Judenboykott initiiert.“

Nach Informationen von „Spiegel Online“ will Dejagah nicht zum Spiel antreten, weil er Repressalien für Familienangehörige im Iran fürchtet, sobald er nach Israel einreist. Seit der Islamischen Revolution von 1979 lehnt es die Regierung in Teheran ab, Israel anzuerkennen. Sie verbietet den Staatsbürgern die Einreise sowie jeden sportlichen Wettkampf mit Israel. Dejagah wurde in Teheran geboren und wuchs danach in Berlin auf. Laut „bildblog.de“ spielt sein Bruder beim Fußballclub Paykan Teheran und hätte dort möglicherweise mit Sanktionen zu rechnen, wenn Ashkan gegen Israel aufläuft. In die iranische Nationalmannschaft kann dieser nicht mehr wechseln, weil er nach Abschluss seines 21. Lebensjahres ein Spiel für Deutschland bestritten hat. Beim Fußball ist es allgemein nach der Juniorenphase nicht mehr möglich, sich eine neue Nationalmannschaft zu suchen.

Kritik an der Haltung des U21-Nationalspielers äußerte auch CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla, der nicht zwischen politischen und persönlichen Gründen unterscheiden wollte: „Wer Deutschland im Nationaldress vertritt, ob gebürtiger Deutscher oder Zugewanderter, muss sich zu unserer durch Geschichte und Kultur geprägten Gemeinschaft bekennen. Wer dies aus persönlichen politischen Gründen nicht will, muss das Trikot der Nationalmannschaft abgeben.“

DFB-Präsident Zwanziger will nun das Gespräch mit dem Spieler suchen. Im Radio kündigte er an: „Ich werde es ihm etwas schwerer machen und versuchen, das Verantwortungsgefühl abzufragen, das er als deutscher Nationalspieler zeigen muss.“ Von diesem Gespräch hänge ab, ob Dejagah noch einmal für eine deutsche Nationalmannschaft nominiert werde. „Heute bin ich Iraner, morgen Deutscher, wie es mir passt, das wird nicht gehen“, sagte Zwanziger. Wer deutscher Nationalspieler sein wolle, habe auch Pflichten. Als junger Mensch habe Dejagah allerdings auch das Recht, Fehler zu machen und hinzuzulernen.

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