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Zeitung: Israel hatte Pläne für etwaigen Libanon-Krieg

JERUSALEM (inn) – Die israelische Armee hat sich bereits im März 2006 Gedanken über eine mögliche groß angelegte Operation im Libanon gemacht, falls Soldaten entführt werden sollten. Das teilte Premierminister Ehud Olmert laut der Zeitung „Ha´aretz“ vor der Winograd-Kommission mit, die den Libanon-Krieg vom vergangenen Sommer untersucht.

Olmert wurde am 1. Februar befragt. Dabei standen drei Themen im Mittelpunkt: die Entscheidung für eine militärische Reaktion auf die Entführung zweier Soldaten am 12. Juli, die groß angelegte Bodenoffensive zwei Tage vor der Feuerpause, in der 33 Israelis ums Leben kamen, sowie die Umstände der Ernennung von Amir Peretz zum Verteidigungsminister.

„Viele Sitzungen zur Lage im Libanon“

Wie „Ha´aretz“ am Donnerstag berichtet, sagte Olmert, er habe mehr Sitzungen zur Lage im Libanon einberufen als seine unmittelbaren Vorgänger. Die erste Besprechung fand am 8. Januar 2006 statt – vier Tage nach dem schweren Schlaganfall von Ariel Scharon, durch den Olmert zur Übernahme seiner Amtsgeschäfte gezwungen wurde. Weitere Sitzungen wurden im März, April, Mai und Juli abgehalten, die letzte nach der Entführung des Soldaten Gilad Schalit durch militante Palästinenser in den Gazastreifen.

Dabei wurde ein Szenario präsentiert, das frühere Vorfälle widerspiegelte: die Entführung von Soldaten von israelischem Gebiet, begleitet von schwerem Beschuss über die Grenze hinweg. Der damalige Generalstabschef Dan Halutz meinte, ein solcher Vorfall werde weitreichende Folgen für Israels abschreckende Wirkung haben. Zurückhaltung sei dann unangebracht. Nach eigener Aussage akzeptierte Olmert diese Auffassung.

Im März fragte der Regierungschef die Armeekommandeure, ob es für einen solchen Fall Operationspläne gebe. Als sie bejahten, wollte er die Pläne einsehen. Er begründete dies damit, dass er im Fall einer Entführung keine unüberlegte Entscheidung treffen wolle. Nachdem er die Alternativen zur Kenntnis genommen hatte, wählte er einen moderaten Plan, der Luftangriffe mit einer begrenzten Bodenoperation verband. Zu dieser Zeit war Schaul Mofas noch Verteidigungsminister.

„Scharon hätte ähnlich gehandelt“

Auf die Frage der Kommission, wie sein Vorgänger Scharon im Libanon-Krieg gehandelt hätte, wies Olmert auf einen Vorfall vom November 2005 hin. Damals war ein Entführungsversuch der Hisbollah im israelisch-libanesischen Grenzort Radschar gescheitert. Daraufhin habe Scharon die Armee aufgefordert, eine Liste mit möglichen Angriffszielen für eine militärische Reaktion im Libanon zu erstellen.

Nach Schalits Entführung habe er befürchtet, dass es an der Nordgrenze einen ähnlichen Versuch geben werde, so Olmert vor dem Ausschuss. Er habe angeordnet, dass die Armee dies verhindere.

Zur Bodenoffensive der letzten Kriegstage sagte der Premier, er habe den UN-Sicherheitsrat beeinflussen wollen, damit die Resolution 1701 zu Israels Gunsten ausfalle. Zuvor habe er einen Entwurf erhalten, in dem der französisch-libanesische Standpunkt dargestellt war. Dieser habe ihm nicht gefallen. Deshalb habe er Druck auf den Sicherheitsrat ausüben wollen.

Zudem wurde Olmert gefragt, ob Peretz der geeignete Kandidat für das Amt des Verteidigungsministers gewesen sei. Er entgegnete, die Arbeitspartei habe den Posten in den Koalitionsgesprächen erhalten. Danach sei es ihre Aufgabe gewesen, ihre Minister auszusuchen.

Gegenüber seinen Beratern sagte Olmert nach der Befragung, sie sei anstrengend gewesen. Doch habe er den Eindruck, dass die Kommission seine Sicht der Dinge akzeptiert habe. Ein erster Zwischenbericht soll in diesem Monat veröffentlicht werden.

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