Vladimir Lencosvki arbeitet in einer kleinen Klinik im Stadtzentrum von Jerusalem. Dort behandelt der gebürtige Rumäne Patienten aller Altersklassen. Vier Tage pro Woche ist er für vier Stunden dort anzutreffen. Der 96-jährige Mediziner ist der vermutlich älteste praktizierende Zahnarzt der Welt. „Ich mache meine Arbeit sehr gerne. Warum soll ich dann zu Hause bleiben und mich langweilen?“, sagte er. „Warum soll ich nicht arbeiten, solange ich gesund bin?“ Jedes Jahr überlegt er, in den Ruhestand zu gehen, konnte sich aber bisher noch nicht überwinden. Allein der Gedanke, in seiner Wohnung auf und ab zu gehen, mache ihn verrückt.
Er hat zwei Herzinfarkte erlitten und den Krebs besiegt. Seitdem achtet er streng auf seine Ernährung – nur fettreduzierte Speisen und viel Obst und Gemüse. Um sich fit zu halten, macht der 96-Jährige jeden Tag einen einstündigen Spaziergang – ob bei Regen oder Sonne. So verzichtet er auch auf dem Weg zur Arbeit gerne auf das Auto. Er hat zwar einen Führerschein, geht jedoch lieber zu Fuß.
Seine Kindheit war geprägt von den Schrecken des Ersten Weltkrieges. Den Holocaust überlebte er in einem Arbeitslager in der Ukraine. Nach dem Krieg arbeitete er unter kommunistischem Regime als Zahnarzt in Rumänien. 1963 half ihm ein Ausreisevisum, das Land zu verlassen und nach Israel auszuwandern. Seit etwa vier Jahrzehnten ist er in Jerusalem nun als Mediziner tätig und will es auch noch bis zu seinem 100. Geburtstag bleiben.
