Suche
Close this search box.

Yad Vashem-Angestellter wegen Vergleich mit palästinensischem Trauma gefeuert

JERUSALEM (inn) - Yad Vashem hat einen Mitarbeiter entlassen, der die Schoah mit dem palästinensischen Trauma im israelischen Unabhängigkeitskrieg verglichen hatte. Der 29-Jährige machte Führungen in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte und gab Unterrichtsstunden.

Itamar Schapira bestätigte gegenüber der Zeitung „Ha´aretz“, dass er mit Besuchern über das Massaker in Deir Jassin von 1948 gesprochen habe. Denn die Ruinen der früheren arabischen Ortschaft seien zu sehen, wenn man die Gedenkstätte verlasse. „Yad Vashem spricht von der Ankunft der Holocaust-Überlebenden in Israel und davon, wie hier ein Zufluchtsort für die Juden der Welt geschaffen wurde. Ich habe gesagt, dass Leute auf diesem Land lebten. Dabei habe ich erwähnt, dass es andere Traumata gibt, die andere Nationen zum Handeln anregen.“

Der ehemalige Mitarbeiter fügte hinzu: „Der Holocaust hat uns dazu gebracht, einen jüdischen Staat zu gründen. Das Trauma der palästinensischen Nation bringt sie dazu, nach Selbstbestimmung, Identität, Land und Würde zu suchen, genau wie der Zionismus danach suchte.“

Wie ein Vertreter der Gedenkstätte am Mittwoch bekannt gab, ist es das erste Mal, dass ein Fremdenführer wegen politischer Differenzen entlassen wurde. Die Einrichtung wende sich gegen jegliche politische Verwendung der Schoah – vor allem, wenn es sich um einen Dozenten handele, der für die Gedenkstätte tätig sei. Yad Vashem vertritt die Auffassung, dass die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden in der Nazizeit mit keinem anderen Ereignis vergleichbar sei. Doch jeder Besucher soll seine eigenen Schlüsse ziehen können.

Es habe eine Anhörung für Schapira gegeben, teilte Yad Vashem-Sprecherin Iris Rosenberg mit. Er habe sich geweigert, die Anweisungen seiner Vorgesetzten anzunehmen und seine Lehrmethoden zu verändern. Deshalb habe man entschieden, dass er seine Arbeit an der Schule für Holocaust-Studien beenden müsse. Zuvor hatte ein Lehrer aus der israelischen Siedlung Efrat Beschwerde eingereicht, nachdem er mit einer Gruppe Talmudschüler die Gedenkstätte besucht hatte. Schapira war dreieinhalb Jahre bei Yad Vashem angestellt.

Der ehemalige Mitarbeiter warf der Einrichtung vor, sich nur mit ausgewählten Ereignissen des Unabhängigkeitskrieges zu befassen: „Es ist heuchlerisch. Ich habe nur versucht, den Besuchern die Fakten darzulegen, aber keine politischen Schlussfolgerungen.“ Wenn Yad Vashem beschließe, die Fakten zu ignorieren, bedeute das, dass es sich vor etwas fürchte und seine historische Herangehensweise fehlerhaft sei.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen