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Wulff fordert mehr Kompromissbereitschaft im Nahostkonflikt

BETHLEHEM (inn) - Zum Abschluss seiner Nahostreise hat Bundespräsident Christian Wulff Israel und die Palästinenser zu mehr Kompromissbereitschaft aufgerufen. Nach einem Treffen mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas am Dienstag in Bethlehem forderte er beide Parteien auf, die jetzige Gelegenheit für eine tragfähige Lösung des Konfliktes zu nutzen.

Auf Wulffs Wunsch hin fand die Zusammenkunft mit Abbas nicht in dessen Hauptsitz in Ramallah, sondern in dessen Residenz in Bethlehem statt. Dort wurde der Bundespräsident mit militärischen Ehren empfangen.

„Bei dieser Reise ist meine Überzeugung nachhaltig gewachsen, dass der Frieden möglich ist, bei gutem Willen aller beteiligten Seiten“, sagte Wulff laut der Nachrichtenagentur dpa nach dem Treffen. Abbas versicherte seinen Willen zum Frieden mit Israel: „Wir strecken unsere Hand zum Frieden aus“. Er betonte jedoch, dass die Palästinenser keine Übergangslösung zum Nahostkonflikt akzeptieren würden. Es gebe keinen Grund, warum eine Lösung nicht innerhalb von einem oder zwei Jahren umgesetzt werden könne, so Abbas.

Der palästinensische Präsident lobte Deutschlands Bemühungen um eine Freilassung des vor mehr als vier Jahren von Palästinensern entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit. Das palästinensische Volk schätze die Haltung der Bundesrepublik. „Dieser Mann möchte so schnell wie möglich zu seiner Familie heimkehren“, sagte Abbas. Er fügte hinzu: „Wir haben von Anfang an zur Rückkehr dieses Gefangenen zu seiner Familie aufgerufen. Wir fordern auch die Freilassung aller 8.000 palästinensischen Häftlinge aus Gefängnissen in Israel, aber wir verbinden diese beiden Angelegenheiten nicht miteinander. Leider haben wir keinen Einfluss auf die Hamas, um über diesen Fall mit ihr zu sprechen.“

Abbas teilte laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma´an“ zudem mit, dass Deutschland versprochen hat, die Errichtung von fünf Polizeistationen im Westjordanland zu finanzieren. Er dankte der Bundesrepublik für die Unterstützung beim Aufbau staatlicher Strukturen. An Wulff gerichtet sagte Abbas: „Sie sind ein wahrer Freund“.

Stiller Moment in der Geburtskirche

Bei seinem Besuch in Bethlehem hatte Wulff auch die Geburtskirche besichtigt. Mit seiner Tochter Annalena zog er sich zu einem privaten Gebet in die Geburtsgrotte zurück. Auf dem Programm standen auch ein Gang durch die Altstadt und der Besuch des evangelischen Schulzentrums „Talitha Kumi“ in Beit Dschala. In der Einrichtung lernen christliche und muslimische Kinder gemeinsam. Abbas war aus Anlass von Wulffs Besuch einer jahrelangen Forderung der 150 Jahre alten Einrichtung nachgekommen. Er unterzeichnete eine Verfügung, laut der das deutsche Abitur der palästinensischen Hochschulreife gleichgestellt wird. Palästinensische Jugendliche mit diesem Abschluss haben damit bessere Chancen auf ein Auslandsstudium.

Wulff war am Samstag in Israel eingetroffen. Am Dienstagabend kehrte er nach Deutschland zurück. Auf seiner Reise hatten ihn unter anderem vier Preisträger des Geschichtswettbewerbs des deutschen Staatsoberhauptes, vier in Freiwilligendiensten und Ehrenämtern engagierte Jugendliche und seine 17-jährige Tochter Annalena begleitet.

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