Jeder Bürger in Israel zahlt Steuern gemäß der Größe seiner Wohnung. Damit finanziert der Staat die Müllabfuhr, Wasserentsorgung und andere Dienstleistungen.
Das Finanzministerium will künftig auch alle Gräber besteuern. Diese befinden sich im Privatbesitz, da jeder in Israel für das Begräbnis seiner verstorbenen Angehörigen eine Parzelle von etwa drei Quadratmetern erwerben muss. Die neue Abgabe soll den Erben auferlegt werden, nicht nur für neue Gräber, sondern auch für alle alten Gräber. Das kann sehr teuer kommen, je nachdem wie viele verstorbene Angehörige man hat.
Die Zeitung „Yediot Aharonot“ veröffentlichte dazu eine Preisliste. Für Gräber auf dem Riesenfriedhof südlich von Tel Aviv sollen pro Grab und Jahr umgerechnet fast 300 Euro entrichtet werden. In Jerusalem sind es 100 Euro und in Dimona im Süden etwa 50 Euro. In dem Bericht heißt es, dass ein Grab, in dem ein Ehepaar gemeinsam ruht, nur als einzelnes Grab gelten soll.
Kein Platz für die Toten
Anders als in Deutschland, wo Gräber nach einigen Jahren wieder neu belegt werden können, gilt die Totenruhe beim Judentum „ewiglich“. Grundsätzlich dürfen Tote nicht exhuminiert oder umgebettet werden. Gräber dürfen auch nicht eingeebnet oder entfernt werden, selbst wenn sie Tausende Jahre alt sind. Das hat heute schon in einigen Städten zur Folge, dass für neue Tote kein Platz mehr vorhanden ist. Deshalb ersann man vor einigen Jahren hoch gebaute Grabhäuser, wo die Toten platzsparend in Etagen gebettet werden, ähnlich wie auf Friedhöfen in Italien. Bei solchen Gräbern soll die jährliche Steuerabgabe nur ein paar Euros betragen.
Der Generaldirektor der jüdischen Begräbnisinstitute, Rechtsanwalt Zeev Rosenberg, bezeichnet den Vorschlag der Regierung als „zynisch“, von Toten und ihren Erben „bis zur Wiederauferstehung am Ende der Tage“ Steuern zu erheben. Unklar ist, wer die Erben von biblischen Figuren wie Erzvater Abraham, König David oder König Herodes sind und wer die Steuern für deren Grabmäler bezahlen soll.
Die Idee einer „Kopfsteuer“ für jeden Schädel wird in den israelischen Medien mit Kopfschütteln, aber auch mit einem Schuss Humor kommentiert. Einerseits wird der Regierung eine Sicht in die Zukunft bescheinigt, indem sie eine Steuer „für alle Ewigkeit“ erheben will. Andererseits wird der Spruch geäußert: „Möge doch bald der Messias kommen.“ Denn nach einer Auferstehung der Toten würde diese Steuer wieder entfallen.