Die Kandidaten werden von der Redaktion vorgeschlagen. Unter Einbeziehung der Leserabstimmung wird dann zum Jahresende die „Person des Jahres“ gekürt. Erdogan konnte bis zum Donnerstagmittag bereits mehr als 130.000 Stimmen für sich gewinnen. Ihm folgt mit Abstand die Popsängerin Lady Gaga mit etwa 90.000 Stimmen. Den dritten Platz hat derzeit WikiLeaks-Gründer Julian Assange inne – für ihn votierten rund 67.000 Leser. Unter den zehn Besten befinden sich momentan außerdem US-Präsident Barack Obama, die Ex-Gouverneurin von Alaska Sarah Palin, die geretteten chilenischen Bergarbeiter und Apple-Chef Steve Jobs.
Die Redaktion begründete ihre Wahl für Erdogan mit dessen Reaktion auf die blutige israelische Erstürmung des Schiffes „Mavi Marmara“ Ende Mai. Es sei klar gewesen, dass Erdogan nach der Razzia etwas zu sagen hatte, heißt es in der „Time“. Seine Zurechtweisung Israels sei jedoch bemerkenswert, da er sich weigerte, die Angelegenheit auf Zehenspitzen diplomatisch zu umrunden. Der türkische Premier habe in diesem Jahr gezeigt, dass die Türkei nicht mehr davor zurückscheue, ihren Einfluss im Nahen Osten in die Waagschale zu werfen.
Der Titel „Person des Jahres“ wird seit 1927 jährlich vom „Time“-Magazin vergeben. Von der Redaktion werden zur Abstimmung Personen ausgewählt, welche die Welt im jeweiligen Jahr maßgeblich verändert oder bewegt haben – gleich, ob im guten oder schlechten Sinne. Erster Titelträger war Charles Lindbergh. Im Jahr 1938 wurde Adolf Hitler als die Person mit dem größten Einfluss auf die Weltgeschichte ausgewählt, im darauffolgenden Jahr war es Josef Stalin.