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„Wir werden wieder kommen!“

Rückblick auf den Besuch des Bundespräsidenten.

„Nechmad“, meint die Frau hinter mir zu ihrer Begleiterin. Als „nett“ haben den deutschen Bundespräsidenten und seine Frau alle Israelis empfunden, mit denen ich gesprochen habe. Durch sein freundliches und verbindliches Auftreten ist es Professor Dr. Horst Köhler gelungen, die Herzen der Israelis zu gewinnen. Gerade im Umgang mit dem grundlegenden Trauma der israelischen Gesellschaft, dem Völkermord des Naziregimes und dem neu aufkommenden Antisemitismus in Europa hat er seine Gastgeber überzeugt.

Nicht nur durch wiederholte Betonung, sondern auch durch sein Besuchsprogramm hat der deutsche Bundespräsident klar Stellung gegen den palästinensischen Terror bezogen, durch den auch am letzten Besuchstag – trotz offiziell erklärtem „Waffenstillstand“ – bei drei Anschlägen sieben israelische Soldaten verletzt wurden. Am Tag zuvor wurde südlich von Nablus ein 16jähriger Selbstmordattentäter auf dem Weg nach Jerusalem festgenommen. Horst und Eva Köhlers Besuch in Sderot, das seit Monaten unter palästinensischem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen leidet, und die persönliche Begegnung mit Terroropfern haben in Israel einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Auf die Frage des Präsidenten, wie Deutschland dem Nahostfriedensprozess voran helfen könne, antwortete Oppositionsführer Josef „Tommy“ Lapid unumwunden, Deutschland solle dem negativen Einfluss Frankreichs gegensteuern, damit sich Israel mehr auf die Europäische Union verlassen könne.

Der Höhepunkt seines Besuches war zweifellos die Rede vor der Knesset mit den einleitenden Sätzen in hebräischer Sprache, darin ist sich nicht nur der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, gewiss. Dabei wäre ihm fast noch eine Panne unterlaufen. Eigentlich hätte Köhler die Rede mit „Schalom Chaverim“ („Schalom, Freunde“) beenden wollen. Durch einen telefonischen Gewaltakt über das Präsidentenamt in Berlin und Kontakte mit israelischen Journalisten gelang es dem langjährigen Korrespondenten Ulrich W. Sahm jedoch, das deutsche Staatsoberhaupt in letzter Minute darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Gruß seit der Beerdigung Jitzhak Rabins in Israel als Nachruf auf Ermordete verstanden wird.

Auf dem Givat Ram-Campus der Hebräischen Universität in Jerusalem ließ sich der Bundespräsident, wie auch an anderen Hochschulen in Israel, die Errungenschaften deutsch-israelischer Wissenschaftskooperation vorführen. Vor dem Einsteigen in die Staatskarosse meinte Horst Köhler beim Abschied von Menachem Magidor, dem Präsidenten der Hebräischen Universität: „Es war sehr interessant. Wir werden bestimmt wieder kommen.“

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