Wieder Tote bei Einsturz von Schmuggeltunneln

RAFAH (inn) - Zwischen dem Gazastreifen und Ägypten sind erneut zwei Schmuggeltunnel eingestürzt. Dabei kamen in der Nacht zum Donnerstag zwei Palästinenser ums Leben.

Damit sind allein in den vergangenen vier Tagen zehn Palästinenser in Schmuggeltunneln getötet worden. Das berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma´an“.

„Tunnel des Todes“

Die „Tunnelindustrie“ begann zu blühen, als Israel und Ägypten nach der Machtübernahme der Hamas im Juni 2007 den Gazastreifen abriegelten. Damals wurden die unterirdischen Gänge von den Bewohnern noch „Tunnel des Lebens“ genannt, weil durch sie neben Waffen auch Lebensmittel und Luxusgüter in das Palästinensergebiet geschmuggelt werden. Mittlerweile werden sie als „Tunnel des Todes“ bezeichnet.

Die israelische Armee geht davon aus, dass sich weit mehr als 300 Tunnel in dem Gebiet befinden. Die Tunnelbesitzer zählen laut einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“ zu den reichsten Menschen im Gazastreifen. Die Lizenzen für einen solchen Tunnel werden von der Hamas vergeben, die dafür eine spezielle Verwaltung eingerichtet hat.

Eine solche Lizenz kostet umgerechnet rund 1.900 Euro. Damit darf sich der Besitzer bei der Wasser- und Stromversorgung der Stadt Rafah anmelden. Die entsprechenden Rechnungen dafür muss er selbst bezahlen. Die Kosten für den Bau eines Tunnels in etwa 15 Metern Tiefe und mit einer Länge von 250 Metern belaufen sich auf umgerechnet rund 71.000 Euro. Der Bau dauert im Durchschnitt zwei bis drei Monate, daran sind täglich 100 Arbeiter beteiligt.

Menschenschmuggel am teuersten

Später werden durch die Tunnel Waffen, Drogen, Lebensmittel, Tiere und Menschen geschmuggelt. Mit umgerechnet rund 1.400 Euro pro Kopf ist der Preis für den Menschenschmuggel am höchsten.

Laut dem Bericht werden derzeit pro Tag etwa 100.000 Liter Erdöl in den Gazastreifen geschmuggelt. Etwa die gleiche Menge erlaubt Israel täglich auf legalem Weg über die Grenzübergänge.

Seit Beginn der „Tunnelindustrie“ im Jahr 2007 sind bereits mehr als 100 Palästinenser in solchen Gängen ums Leben gekommen.

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