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Wer war Achmed al-Dscha’abari?

GAZA (inn) – Mit einem gezielten Angriff auf das Nervenzentrum der Hamas im Gazastreifen leitete die israelische Luftwaffe die „Operation Wolkensäule“ ein. Erstes und wohl prominentestes Opfer des jüngsten israelischen Feldzugs war Achmed al-Dscha’abari.
Achmed al-Dscha'abari hatte zuletzt 20.000 bewaffnete Kämpfer unter seinem Befehl.

Die Familie des 52-Jährigen war vor 80 Jahren von Hebron nach Gaza geflohen, um einer Blutrache zu entkommen. Dscha’abari studierte an der Universität Gaza Geschichte. Er gehörte ursprünglich zur säkular-sozialistisch orientierten Fatah Jasser Arafats. Während einer 13-jährigen Haftzeit lernte er dann aber führende Hamas-Mitglieder kennen und trat der islamischen Widerstandsbewegung bei. Eine seiner beiden Frauen ist die Tochter des Hamas–Führers Salah Schehade, der den militärischen Flügel der Hamas leitete, bis er im Juli 2002 einem israelischen Luftangriff zum Opfer fiel.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis arbeitete Achmed al-Dscha’abari als Journalist und später als Leiter einer Hilfsorganisation für die islamische Widerstandsbewegung Hamas. Bereits 2004 waren bei einem israelischen Raketenangriff auf sein Haus im Gazaer Stadtteil Sadschijje Dscha’abaris ältester Sohn Muhammad, sein Bruder und drei Cousins ums Leben gekommen. Dscha’abari selbst, gemeinhin nach seinem Sohn „Abu Muhammad“ genannt, war leicht verletzt entkommen.
Im Juli 2006 wurde Muhammad Deif, der Führer der Issadin al-Kassam-Brigaden, wie der militärische Arm der Hamas genannt wird, durch einen Angriff der israelischen Luftwaffe zum Krüppel. „Abu Muhammad“ übernahm darauf die Führung der Brigaden und baute sie nach der Machtübernahme der Hamas im Sommer 2007 zu einer straff organisierten, effektiven Streitmacht aus. Die Issadin al-Kassam-Brigaden verfügen heute im Gazastreifen über fünf Brigaden, die jeweils von einem Kommandeur befehligt werden. Sie sind in mehrere Bataillone und Spezialeinheiten für Raketen, Mörser, Straßenbomben und Kommando–Operationen unterteilt. Mit brutaler Gewalt setzte Dscha’abari nach dem Putsch im Juni 2007 die Hamas–Herrschaft gegen die Fatah und die Palästinensische Autonomiebehörde durch. Zuletzt standen etwa 15.000 gut bewaffnete und hervorragend ausgebildete Hamas–Kämpfer unter seinem Befehl. Sie werden von weiteren 5.000 Kämpfern des Islamischen Dschihad, der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und der Volkswiderstandskomitees unterstützt.
Der mächtigste Mann im Gazastreifen
Dscha’abari, der zu den ideologisch extremsten Hamas-Führern gerechnet wurde, war in den vergangenen Jahren der „Generalstabschef“ der Organisation – und mehr noch als das, da er sich aktiv in Entscheidungsprozesse einschaltete und sich gegen „alte“ Führungspersönlichkeiten sowohl im Gazastreifen als auch gegenüber der so genannten „Auslands-Hamas“ erfolgreich durchzusetzen wusste. Achmed al-Dscha’abari war der mächtigste Mann im Gazastreifen.
Im Oktober 2011 tauchte das Gesicht des mysteriösen Führers der Issadin al-Kassam-Brigaden erstmals vor einer Kamera auf – bei der Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit, für dessen Entführung im Sommer 2006 und Gefangenschaft er verantwortlich zeichnete. Seitdem hatte er einen hohen symbolischen Wert: Achmed Dscha’abari war es, der die Israelis gezwungen hatte, auf seine Bedingungen einzugehen und mehr als 1.000 palästinensische Gefangene freizulassen. In letzter Zeit leitete er alle Verhandlungen mit und durch die ägyptische Führung, war „mehr in Kairo als in Gaza“ und verantwortlich für den Tod von Dutzenden, vielleicht Hunderten Israelis.

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