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Weniger antisemitische Gewalttaten

TEL AVIV (inn) - Die Zahl gewaltsamer Übergriffe mit antisemitischem Hintergrund ist im vergangenen Jahr weltweit um mehr als ein Viertel zurückgegangen. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Studienzentrums Kantor in Tel Aviv hervor. Doch habe sich das Lebensgefühl für Juden in Europa verschlechtert.

Die meisten antisemtischen Gewalttaten, 114 an der Zahl, fanden 2011 in Frankreich statt. Es folgen Großbritannien (105) und Kanada (68). In diesen Ländern leben viele Juden, zugleich gibt es dort auch besonders aktive Islamisten und Rechtsradikale. Ebendort ist jedoch auch ein Rückgang zu verzeichnen, der sich auf die weltweite Statistik auswirkt: Insgesamt ist die Zahl antisemitischer Übergriffe im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent zurückgegangen.

In den drei Ländern haben sich auch die Überwachungs- und Meldesysteme erheblich verbessert. In vielen anderen Ländern gibt es überhaupt keine derartigen Systeme, beanstandet die Studie. Aus diesem Grund ist zu vermuten, dass die tatsächliche Zahl der Übergriffe höher liegt als die für 2011 weltweit gemeldeten 446 Vorfälle. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 16 antisemitische Gewalttaten vermerkt.

Als einen der Hauptgründe für den weltweiten Rückgang sehen die Forscher vom Studienzentrum Kantor einen fehlenden Auslöser. Ein solcher Auslöser sei etwa die Militäroperation "Gegossenes Blei" gewesen, als zur Jahreswende 2008/2009 die israelische Armee Einrichtungen der Hamas im Gazastreifen angegriffen hatte. Daraufhin gab es im Jahr 2009 die bislang meisten antisemitischen Gewalttaten.

Weniger Taten, aber kein Grund zur Entwarnung

Der Rückgang ist kein Grund für Entwarnung: Es gibt zwar weniger Übergriffe, diese aber sind brutaler geworden, stellt die Studie fest. In der Schweiz wurde ein Jude ermordet, in New York ein Terroranschlag auf eine Synagoge verhindert, in Litauen wurden jüdische Gedenkstätten geschändet. In Frankreich mussten Juden nach Übergriffen in Krankenhäuser eingeliefert werden.

Hinzu kommt, dass sich das Lebensgefühl für Juden in Europa verschlechtert hat. "Antisemitische Äußerungen kommen nicht nur bei extremistischen Gruppen vor, sondern sind in den Mainstream eingedrungen. Sie erzeugen eine Atmosphäre, die nicht mit Zahlen greifbar ist", sagte Dina Porat laut der Tageszeitung "Jerusalem Post". Die Historikerin leitet das Studienzentrum Kantor.

"Der Nahostkonflikt wurde nach Europa importiert und dient als Ausrede für antisemitische Angriffe gegen jüdische Bürger in Europa", erklärte Mosche Kantor. Der russische Unternehmer ist Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses und Namensgeber des Studienzentrums, das er auch finanziert. "Das ist absolut unakzeptabel und sollte auf allen Ebenen beseitigt werden, von der Exekutive wie auch vom Gesetzgeber", forderte Kantor.

Das Studienzentrum Kantor der Universität Tel Aviv befasst sich mit dem zeitgenössischen europäischen Judentum. Es wurde im Mai 2010 gegründet. Dazu gehören Untersuchungen zum Antisemitismus und Rassismus.

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