Weltbank prangert palästinensische Armut an

WASHINGTON / AMMAN (inn) – Die Weltbank hat Israel und Ägypten wegen der Blockade des Gazastreifens kritisiert. In Jordanien berieten indes palästinensische und jordanische Vertreter, wie sie die Einfuhr israelischer Waren vermeiden können.
Die Weltbank kritisiert Israel, lobt aber auch Erleichterungen für die Wirtschaft in Gaza.
Wenn der politische und wirtschaftliche Status quo in den Palästinensergebieten andauert, besteht ein „hohes Risiko“ eines neuerlichen Konfliktes. Diese Befürchtung formuliert die Weltbank in einem Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Ein Fortdauern der Situation „könnte möglicherweise zu politischen und sozialen Unruhen führen“, zitiert die Onlinezeitung „Times of Israel“ das Finanzinstitut. Dem Bericht zufolge leben im Gazastreifen 39 und im Westjordanland 16 Prozent der Palästinenser unterhalb der Armutsgrenze. Die Armut habe das dritte Jahr in Folge zugenommen. Die Unterstützung durch Spender sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, vor allem für den Gazastreifen. Die Weltbank weist auf die hohe Arbeitslosigkeit hin. Unter Jugendlichen in Gaza liege sie bei 60 Prozent. Gleichzeitig stellen die Verfasser fest: „Selbst ohne endgültiges Friedensabkommen gibt es ein erhebliches Potential für eine positive Entwicklung in der palästinensischen Wirtschaft.“ Voraussetzung sei allerdings, dass israelische Restriktionen aufgehoben würden – vor allem in der Bewegungsfreiheit für Menschen und Waren.

Weniger Arbeitslosigkeit – durch Beschäftigung in Israel

„Die Blockade, die die Nachbarländer gegen den Gazastreifen verhängt haben, muss so aufgehoben werden, dass legitime Sicherheitsbedenken jener Länder geschützt werden“, merkt die Weltbank mit Bezug auf Israel und Ägypten an. Sie begrüßt israelische Maßnahmen, damit mehr Waren aus Gaza exportiert werden können. Dies sei aber nicht ausreichend. „Sehr gute Fortschritte“ bescheinigt das Finanzinstitut der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) beim Bemühen, das Steuerdefizit zu verringern. Im ersten Halbjahr 2015 sei die Arbeitslosigkeit im Westjordanland von 18 auf 16 Prozent gesunken. Dies führt die Weltbank auf die wachsende Zahl der Palästinenser zurück, die in Israel arbeiten – sie beziffert sie mit 112.200 Arbeitern. Für das laufende Jahr prognostiziert sie ein Wachstum von 2,9 Prozent für die Autonomiegebiete.

Israelische durch jordanische Produkte ersetzen

Unterdessen trafen sich am Montag Vertreter eines palästinensisch-jordanischen Landwirtschaftskomitees. Bei den Gesprächen in der jordanischen Hauptstadt Amman ging es um bilateralen Handel, wie die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma‘an“ unter Berufung auf eine Mitteilung der Gruppe meldet. PA-Landwirtschaftsminister Sufian Sultan war ebenso zugegen wie sein jordanischer Amtsgenosse Akif Subi. Die beiden Seiten einigten sich darauf, den Verkauf palästinensischer Güter in Jordanien zu fördern. Zudem sollten im Westjordanland israelische durch jordanische Produkte ersetzt werden. Ferner will das Komitee die Einfuhr von Fleisch aus Jordanien ins Autonomiegebiet erleichtern.

Mehr Auslands- als ausländische Investitionen

Allgemein übersteigt die Zahl der palästinensischen Investitionen im Ausland die der ausländischen Investitionen in den Palästinensergebieten. Dies geht aus einer Studie des Palästinensischen Statistikbüros und des Palästinensischen Währungsfonds hervor. Sie haben vorläufige Ergebnisse für das Ende des zweiten Quartals veröffentlicht. Demnach wurden 5,9 Milliarden US-Dollar im Ausland investiert, vor allem durch Banken. Hingegen belaufen sich die ausländischen Investitionen im PA-Gebiet auf rund 4,7 Milliarden US-Dollar. (eh)

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