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Weiter Debatte um Holocausterziehung im Gazastreifen

GAZA (inn) - Die UNO-Flüchtlingshilfeorganisation UNRWA ist unter Druck geraten. Anlass ist eine vermeintliche Weigerung, in UNO-Schulen im Gazastreifen palästinensische Kinder über den Holocaust zu unterrichten. Das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles kritisierte die Organisation, die für die Versorgung palästinensischer Flüchtlinge verantwortlich ist.

Offiziell dementierte die UNO, dass die UNRWA-Generalbeauftragte im Gazastreifen, Karen Abu Zayd, und UNRWA-Direktor John Ging sich geweigert hätten, den „Nazi-Holocaust“ in den Lehrplan einzufügen und dass der Holocaust keine „Menschenrechtsfrage“ sei. Damit reagierte sie auf Vorwürfe des Wiesenthal-Zentrums.

Das Wiesenthal-Zentrum hatte vom UNO-Generalsekretär gefordert, die beiden hochrangigen UNRWA-Bediensteten zu entlassen und jegliche finanzielle Unterstützung für die UNO-Organisation zu unterbinden, solange nicht der Holocaust auf den Lehrplan der palästinensischen Schüler gesetzt werde. „Während die Welt sich in Polen versammelte, um an den 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs zu erinnern, bei dem 50 Millionen Menschen ihr Leben ließen, entschlossen sich in einem einseitigen Schritt Beamte der UNRWA in Gaza, jegliche Erwähnung des Nazi-Holocaust auszuradieren.“ Weiter hieß es in der Pressemitteilung des Wiesenthal-Zentrums, dass die UNO-Beamten nicht den Vorgaben der islamistischen Hamas-Organisation folgen sollten, die den Holocaust leugnen.

UN-Organisation: „Gegen Politisierung des Holocaust“

Darauf antwortete jetzt die UNRWA, dass sie „jegliche Form der Holocaustleugnung“ verurteile. Gleichwohl verurteile die Organisation auch eine „Politisierung“ des Holocaust. Ohne sich zu verpflichten, in UNO-Schulen den Holocaust tatsächlich zu erwähnen, erklärte die UNWRA, dass sie einem „positiven Lehrplan“ verpflichtet sei. Das heiße, den Kindern „die Werte der Menschenrechte beizubringen, wie sie in der universalen Menschenrechts-Erklärung verankert sind“. In dieser „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ wird freilich der Holocaust nicht ausdrücklich erwähnt.

Vor dem öffentlichen Streit zwischen dem Wiesenthal-Zentrum und der UNRWA hatten Vertreter der im Gazastreifen herrschenden Hamas die UNO gar eines „Kriegsverbrechens“ bezichtigt, weil sie den Holocaust in den Lehrplan in UNO-Schulen aufgenommen habe. Und das, obgleich der Holocaust „keine wissenschaftlich nachgewiesene Wahrheit“ sei und palästinensischen Kindern so „Sympathie für die Juden“ beigebracht werden könnte.

Die UNRWA versorgt nach eigenen Angaben allein im Gazastreifen etwa 250.000 Kinder mit Schulausbildung, finanziert durch die internationale Gemeinschaft. Im gesamten Nahen Osten besuchen demnach etwa eine halbe Million Kinder palästinensischer Flüchtlinge aus dem Jahr 1948, als der Staat Israel entstand, UNO-Schulen.

Auf Anfrage erklärte UNRWA-Sprecher Chris Gunness, dass Lehrplan und Schulbücher in UNO-Schulen vom jeweiligen Gastland übernommen würden, in diesem Fall der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah. Gleichwohl entwickle die UNRWA zusätzliches Lehrmaterial, um den Kindern auch Werte wie Menschenrechte zu vermitteln. „Dieser Lehrstoff wird in Diskussionsgruppen mit Eltern und Lehrern erarbeitet“, sagte Gunnes. Die Aufregung der Hamas über die vermeintliche Erwähnung des Holocaust in Schulbüchern der UNO sei „verfrüht“. Das Thema werde zwar diskutiert, aber es gebe noch keinen Beschluss, was am Ende aufgenommen werde. „Und solange keine Beschlüsse gefasst sind, können wir die Bücher nicht der Druckerei übergeben“, sagte Gunnes.

Frage noch nicht geklärt

Solange also die UNRWA nicht beschlossen hat, das Thema Holocaust in das Lehrmaterial einzufügen, kann die Hamas ihr nicht vorwerfen, ein „Kriegsverbrechen“ zu begehen. Genauso kann das Wiesenthal-Zentrum der Organisation nicht vorwerfen, den Holocaust zu leugnen. Doch auch die UNO kann nicht behaupten, entsprechend ihrer eigenen Vorgaben den Holocaust als Menschrechtsfrage in den Lehrplan aufgenommen zu haben, solange das nach Angaben ihres eigenen Sprechers eine unbeschlossene Sache sei und noch mit Elternräten im Gazastreifen diskutiert werde.

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