Mehr als zwei Drittel der Schüler der Klassen vier bis neun bestanden die Mathematikprüfung nicht. In Arabisch schnitt über ein Drittel schlecht ab. Das teilte das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mit. Von den Sechstklässlern fielen 90 Prozent durch den Mathematiktest.
Hingegen erbrachten palästinensische Schüler im Libanon, in Syrien und Jordanien bessere Leistungen als ihre Altersgenossen in staatlichen Schulen. Dies deutet laut der UNRWA darauf hin, dass eine stabile Umwelt ein Schlüssel für das Lernen sei.
Um die Lernbedingungen zu verbessern, will das UN-Werk 1.500 Lehrassistenten einstellen. Außerdem sollen die Klassen auf 30 Schüler verkleinert werden. Angedacht sind auch zusätzliche Arabisch- und Mathematikstunden sowie eine Pädagogische Hochschule. Das berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“.
Die Leistungstests wurden im Sommer an etwa zwei Dutzend Schulen im Gazastreifen durchgeführt. Im Westjordanland gab es keine Prüfungen. Da der Test zum ersten Mal stattfand, können die Verantwortlichen nicht feststellen, wann die Verschlechterung der schulischen Ergebnisse begonnen hat.
Israelische Angriffe und interne Kämpfe
Der 13-jährige Schaher Said, der eine UN-Schule bei Gaza-Stadt besucht, sagte, er sei durch die Gewalt abgelenkt worden: „Wie kann man erwarten, dass ich mich in meiner Klasse konzentriere? Wenn es kein israelischer Luftangriff ist, dann ist es ein Freund unserer Familie oder ein Nachbar, der in den internen Auseinandersetzungen getötet wird.“
Der UNRWA-Direktor in Gaza, John Ging, erläuterte die Situation der Schüler: „Die geballte Belastung von Jahren der Gewalt und der Sperren, von unterbrochenem Unterricht und örtlicher Armut wird aus den reinen Prüfungsergebnissen der Schulkinder in Gaza deutlich. Trotz der herausfordernden Umwelt sind wir entschlossen, zu gewährleisten, dass unsere Reformen und unser Streben nach Spitzenleistung in den UNRWA-Schulen erfolgreich sein werden.“
In der Regel werden palästinensische Schüler in staatlichen und UN-Schulen in die nächste Klasse versetzt, auch wenn sie bei Hauptfächern die Tests nicht bestehen. Das palästinensische Bildungsministerium will nach eigenen Angaben möglichst viele Schüler in der Schule behalten. Deshalb dürfen Lehrer nicht mehr als fünf Prozent der Kinder einer Klasse sitzenbleiben lassen.
Insgesamt besuchen etwa 195.000 Palästinenser die UN-Schulen im Gazastreifen, der 1,4 Millionen Einwohner hat. In der arabischen Welt sind mehr als eine halbe Million Kinder palästinensischer Flüchtlinge an Schulen der UNRWA angemeldet.