Der UN-Koordinator für den Nahen Osten, Robert Serry, zeigte sich „besorgt“ über Israels Entscheidung, das Grab der Rachel in Bethlehem sowie die Höhle Machpela in Hebron auf seine Liste des nationalen Erbes aufzunehmen, um die Stätten zu erhalten.
„Diese Stätten befinden sich auf besetztem palästinensischen Gebiet und sind historisch und religiös von Bedeutung, nicht nur für das Judentum, sondern auch für den Islam und das Christentum“, sagte Serry laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Er forderte Israel dazu auf, keine Schritte zu unternehmen, welche das Vertrauen untergraben oder Verhandlungen beeinflussen könnten. Er wünsche sich zudem „mehr positive Schritte von Israel, um die palästinensische Entwicklung und Staatsgründung zu ermöglichen“.
Jugendliche greifen Soldaten an
Zuvor war es am Montag in Hebron zu gewaltsamen palästinensischen Ausschreitungen gekommen. Die Händler hatten aus Protest gegen Israels Entscheidung ihre Geschäfte geschlossen. Rund 100 Jugendliche hatten Reifen angezündet und die Soldaten in der Stadt mit Flaschen und Steinen beworfen. Die Soldaten setzten Tränengas und Rauchgranaten gegen die Unruhestifter ein. Die Armee ist in Hebron präsent, da die Stadt als einzige im Westjordanland von Juden und Palästinensern bewohnt wird und daher als ständiger Unruheherd gilt.
PA: „Israel sabotiert Zweistaatenlösung“
Die Palästinenserführung in Ramallah kritisierte Israel scharf. Chefunterhändler Saeb Erekat warf dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu vor, eine Zweistaatenlösung zu sabotieren. „Die einseitige Entscheidung, palästinensische Stätten in Hebron und Bethlehem zu einem Teil Israels zu machen, zeigt, dass es keinen echten Partner für Frieden gibt, sondern eine Besatzungsmacht“, so Erekat.
Ghassan Chatib, ein Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), verurteilte ebenfalls Israels Entscheidung. Er warnte davor, dass diese den Konflikt in eine gefährliche Richtung tragen könnte.
Jordanien: „Israel sollte Beschluss überdenken“
Kritik wurde auch aus Jordanien laut. Informationsminister Nabil Scharif sagte gemäß der jordanischen Nachrichtenagentur „Petra News“: „Jordanien verurteilt das und alle weiteren einseitigen israelischen Maßnahmen, die heilige Plätze betreffen und die Ansichten der Muslime weltweit verletzen“. Seine Regierung dränge Israel, den Schritt zu überdenken, sagte Scharif, der auch Regierungssprecher ist.
Israels Kabinett hatte am Sonntag einem Plan Netanjahus zugestimmt, der unter anderem die Erhaltung und Instandsetzung von 150 historischen Stätten vorsieht. Zu dieser nationalen Kulturerbeliste hatte der Regierungschef auf Druck der Siedlergemeinschaft und der Schass-Partei in letzter Minute zwei Stätten hinzugefügt, die sich im Westjordanland befinden.
Die Stätten gehören zu den wichtigsten des Judentums. Zum einen handelt es sich um das Grab der Patriarchen in Hebron, auch Höhle Machpela genannt. Dort befinden sich die sterblichen Überreste der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob sowie deren Frauen Sarah, Rebekka und Lea. Abraham hatte die Grabstätte nach biblischer Überlieferung vor 3.700 Jahren von dem Hetiter Efron für den damals horrenden Preis von 400 Silber-Schekeln gekauft. Das Grab der Rachel befindet sich in Bethlehem. Die Tochter des Laban und zweite Ehefrau des Jakob gilt als eine der vier Erzmütter Israels. Nach biblischen Berichten war sie zunächst unfruchtbar, gebar aber später ihre Söhne Joseph und Benjamin.