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Was viele Israelis fühlen

23 Tote und mehr als 300 Verletzte sind seit dem Samstagvormittag zu beklagen, als vor Synagogen im türkischen Istanbul zwei Autobomben explodierten. Wie üblich setzen nach so einem Anschlag die Ermittlungen der Sicherheitskräfte und die Spekulationen der Öffentlichkeit ein. Da mittlerweile die gesamte Weltöffentlichkeit terrorerfahren ist, zeigten die Zeigefinger schon in die richtige Richtung, als die Al-Qaida dann offiziell die Verantwortung für das Blutbad übernahm.

Unüblich, für manche überraschend oder gar schockierend war eine neue Ursache für den islamistischen Terror, die der israelische Außenminister Silvan Schalom ausmacht: Die antiisraelische Haltung der Europäer. Wörtlich heißt es in einer Verlautbarung des israelischen Außenministeriums: „Die beiden Terroranschläge müssen im Kontext der jüngsten Welle von antiisraelischer und antijüdischer Hetze in der arabischen Welt, wie auch im Licht der jüngsten antiisraelischen und antisemitischen Äußerungen in gewissen europäischen Städten gesehen werden.“

Silvan Schalom bringt auf den Punkt, was viele Israelis fühlen: Europa läßt uns im Kampf gegen den Terror allein. Europa hat nichts aus der Geschichte gelernt. Europa mißversteht den Neuanfang einer neuen Generation im neuen Jahrtausend als Möglichkeit einem tiefsitzenden Antisemitismus eine neue Bühne zu gewähren. An Indizien dafür fehlt es auch in den vergangenen Tage nicht: So bezeichnete der griechische Komponist Mikis Theodorakis die Juden als Wurzel des Bösen. Jeder fünfte Italiener meint, der jüdische Staat müsse aufhören zu existieren. Die EU-Umfrage, die den Staat Israel als größte Gefahr für den Weltfrieden bezeichnete, wird in Israel lediglich als Gipfel eines Eisbergs wahrgenommen.

Natürlich kann man sich gegen die Äußerungen aus Jerusalem verwahren und sie als emotionale Verirrung abtun, wie das deutsche Politiker tun. Man könnte sie aber auch als Anlaß zur Selbstprüfung nehmen. Es ist ein ernstzunehmendes Symptom, daß wir Deutschen nicht nur von Juden als Hitlers willige Vollstrecker verdächtigt, sondern auch in der arabischen Welt als des Führers würdige Erben gefeiert und verehrt werden – daß Deutschland das pro-israelischste EU-Land ist, sei unbestritten. Nur, der Balken im Auge des Bruders macht den Splitter im eigenen nicht weniger hinderlich.

Könnte es sein, dass unser bedingungsloses Nein zu jeder Art von Selbstmordterror weniger deutlich ist, als unser Verlangen, mit allen gut auszukommen? Oder denken wir wirklich (vielleicht unbewußt?), dass es doch irgendeine Rechtfertigung dafür gibt, die eigenen Kinder zu Suizid-Mordmaschinen zu erziehen?

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, heißt es in der Bibel. Deshalb benötigen wir den Mut, unmißverständlich und „un-verschämt“ für die Werte und Positionen einzutreten, die gegen Antisemitismus und Feindschaft gegen Israel stehen.

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