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Warum darf Arafat nicht sterben?

„Arafat ist tot!“ – „Nein, er lebt, aber liegt in einem reversiblen Koma!“ – Die Nachrichten überschlagen sich. In Paris und Ramalla sind Journalisten die ganze Nacht hindurch auf den Beinen, um nur ja die neuesten Entwicklungen nicht zu verpassen. Wie aber steht es wirklich um Palästinenserpräsident Jasser Arafat?

Vielleicht haben israelische Medienorganisationen recht, die behaupten, der Palästinenserchef sei klinisch tot und es sei nur eine Frage der Entscheidung, die Apparaturen abzuschalten, die den alten Mann am Atmen erhalten. Aber warum darf Arafat nicht sterben, wenn er doch bereits schon hirntot ist?

Vielleicht wollen die jetzt Mächtigen in der Palästinensischen Autonomie (PA) Zeit gewinnen, um das palästinensische Volk auf den Tod seines nationalen Symbols vorzubereiten? Vielleicht brauchen Mahmud Abbas, Ahmed Qrea, Dschibril Radschub, Muhammad Dahlan und wie sie auch immer heißen mögen einfach noch Zeit, um eine vorläufige breite Führungsbasis auszuarbeiten, die das Erbe Arafats vorerst verwalten kann?

Offensichtlich sind sich die bewaffneten Organisationen darin einig, dass sie der Fatah-Führung eine Zeit der Ruhe nach dem Abgang des „Rais“ einräumen werden. Aber die Spannungen, besonders im Gazastreifen liegen dicht unter der Oberfläche. Bereits am Mittwoch lieferten sich Mitglieder des Präventiven Sicherheitsdienstes von Raschid Abu Schbak mit Mitgliedern des militärischen Nachrichtendienstes von Mussa Arafat einen Schusswechsel in Gaza-Stadt. Vorgeschmack auf das, was kommen soll?

Vielleicht sind aber weniger Machtfragen in der PA der Grund dafür, dass nicht einfach jemand den Stecker zieht, als ganz die Frage, wo Jasser Arafat begraben werden soll. Als er die Erlaubnis für die Überführung des kranken Palästinenserpräsidenten in das Pariser Krankenhaus erteilte, stellte Israels Premierminister Ariel Scharon aber sofort klar: „Arafat wird nicht in Jerusalem begraben!“

PA-Vertreter haben sich in letzter Zeit nach Möglichkeiten erkundigt, einen Platz in der Nähe des Tempelberges in Jerusalem für ein Begräbnis Arafats zu nutzen. Auch andere Orte im Großraum Jerusalem wurden in Erwägung gezogen. Der Albtraum der israelischen Sicherheitskräfte ist das Bild von Zigtausenden von Palästinensern, die sich unaufhaltsam einen Weg in Richtung Jerusalem bahnen, um dort „Abu Amar“ zur letzten Ruhe zu bringen.

Eine andere Begräbnismöglichkeit wäre das Familiengrab Arafats in Chan Junis im südlichen Gazastreifen – oder gar eine Beisetzung außerhalb Israels und der Palästinensischen Autonomiegebiete.

Und schließlich sieht sich Israel noch weiteren möglichen Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Ableben des Vaters des palästinensischen Volkes gegenüber: Wie soll es reagieren, wenn erklärte Feinde Israels, wie etwa der syrische Präsident Bischar el-Assad, um eine Teilnahme an der Beisetzung Arafats ersuchen?

Bis zum letzten Atemzug scheint sich der alte Freiheitskämpfer die Show nicht stehlen zu lassen. Noch in der Bewusstlosigkeit gelingt es ihm, die Welt in Atem zu halten. Der journalistischen Phantasie ist deshalb keine Grenze gesetzt bei der Suche auf eine Antwort nach der Frage, warum Jasser Arafat nicht sterben darf.

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