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Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen

In den letzten Monaten haben sich in israelischen Städten die Raubüberfälle gegen Rentner gehäuft. Manche wurden brutal geschlagen. Die Knesset, das israelische Parlament, hat deshalb die Strafe für solche Vergehen auf fünf Jahre Gefängnis verschärft. Die Medien reden von einem Werteverfall. Immerhin ist in jedem öffentlichen Bus auf einer Tafel zu lesen: "Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen…" Jeder israelische Schüler hat von der ersten Klasse bis zum Abitur Bibelunterricht und sollte die Fortsetzung dieses Verses im Kopf haben: "…und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der Herr" (3. Mose 19,32).

Wenn die biblischen Propheten die Schuld des eigenen Volkes anprangerten, beklagten sie auch, dass Mutter und Vater oder auch die Schwiegereltern verachtet und verflucht werden (Hesekiel 22,7; Micha 7,6; Sprüche 20,20). Das jüdische Volk ist ein Volk der Bibel. Sein Anfang ist in der biblischen Geschichte verankert. Deshalb haben auch die Urväter und Urmütter eine große Bedeutung. Das Volk hat drei Urväter, Abraham, Isaak und Jakob, und vier Urmütter: Sara, Rebekka, Rahel und Lea. Die oft so langweiligen Stammbäume in der Bibel zeigen, dass Gott einen Plan hat, und dass genau diese Menschen – nämlich die Großeltern, Eltern, Kinder und Enkelkinder – darin einen Platz haben. Der Stellenwert der Großeltern hängt mit dem Stellenwert der Familie zusammen. Die Existenz der jüdischen Familie ist eine Garantie der Fortsetzung der jüdischen Geschichte.

Die Rabbiner sehen einen Zusammenhang zwischen der Ehre, die Gott erwiesen werden soll, und der Achtung, die Eltern zusteht. Wer die Eltern ehrt, ehrt damit auch Gott. Jesus kritisierte: „Warum übertretet ihr denn Gottes Gebot um eurer Satzungen willen? Gott hat geboten: Du sollst Vater und Mutter ehren, wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben. Aber ihr lehret: Wer zu Vater oder Mutter spricht: Ich opfere Gott, was dir sollte von mir zukommen, der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht zu ehren, und so habt ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Satzungen willen“ (Matthäus 15, 3-5). Auch die Rabbiner sehen die Erfüllung dieses Gebotes darin, dass die Eltern im Alter versorgt werden. „Ehre den Herrn mit deinem Gut und mit den Erstlingen all deines Einkommens“, betonte der weise Salomo (Sprüche 3,9). Ein Mensch hat eigentlich drei Eltern, den heiligen Vater Gott und die leiblichen Eltern. In orthodoxen Familien werden die Großeltern geehrt, indem ihre Enkelkinder nach ihnen benannt werden.

Weil Israel ein Einwanderungsland ist, ist es nicht selbstverständlich, dass sich mehrere Generationen einer Familie im Land befinden. Deswegen wissen es auch viele zu schätzen, wenn sie Großeltern und auch Onkel und Tanten in der Nähe haben. Familien kommen oft am Freitagabend zum Sabbatbeginn zusammen und an Feiertagen, wie etwa dem Passafest. Dann sind es Großfamilien im wahren Sinne des Wortes. „Israel ist klein. Dadurch ist es leicht, Kontakt zu halten“, bemerkte ein amerikanischer Jude.

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