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Versöhnungstag: Juden feiern Jom Kippur

Mit Sonnenuntergang am Ende des 9. Tischri beginnt der Große Versöhnungstag, der "Jom Kippur". In diesem Jahr ist das am Abend des 17. September. Bereits am frühen Nachmittag kommt alles Leben in Israel zum Stillstand. "Das große, weiße Fasten", wie dieser heiligste Tag des Judentums auch genannt wird, endet mit Sonnenuntergang am 10. Tischri mit dem Blasen des Schofarhorns.

Einige ultra-orthodoxe Gemeinschaften schlachten am Morgen des 9. Tischri ein Huhn, schwingen das Opfertier über dem Kopf des Sünders und symbolisieren in dieser traditionellen „Kaparot“-Zeremonie, dass für die Vergebung der Sünden Blut fließen muss. In einigen Gemeinden wurde dieses symbolische Schlachtopfer durch Almosen ersetzt.

Am Jom Kippur ruht alles öffentliche und private Leben in Israel. Es gibt weder Radio- noch Fernsehsendungen. Der Verkehr im gesamten Land liegt still. Nur Krankenwagen für Notfälle und Sicherheitskräfte werden auf den Straßen geduldet. Alle anderen Kraftfahrzeuge laufen Gefahr, mit Steinen beworfen zu werden. Der verkehrsfreie Tag wird allerdings von den Kindern genutzt. Sie bevölkern die Straßen mit Fahrrädern, Rollschuhen und Skateboards.

Stimmung der Ehrfurcht und Beklemmung

Selbst Israelis, die sich sonst als säkulare Juden bezeichnen würden, fasten an diesem Tag. Insgesamt sind es wohl 65 bis 75 Prozent der jüdischen Israelis, die sich an das Fastengebot für den Jom Kippur halten. Das Tragen von Lederkleidung und Schmuck, der Gebrauch von Kosmetik, das Baden und der Geschlechtsverkehr sind nach jüdischem Gesetz an diesem Bußtag verboten. Der Große Versöhnungstag ist geprägt von einer Stimmung der Ehrfurcht und Beklemmung, der Verzweiflung und des Grauens im Blick auf die eigene Schuld angesichts des heiligen Schöpfergottes.

Gesetzestreue Juden verbringen den ganzen Tag in ein weißes Bußgewand gehüllt – meist ist das ihr Totengewand – betend in der Synagoge. Am Nachmittag wird das Buch Jona verlesen. Außerdem wird an diesem Tag der Verstorbenen gedacht.

Nach jüdischer Tradition wird am Großen Versöhnungstag das Schicksal für das kommende Jahr versiegelt. Deshalb grüßt man sich in der Zeit um den Jom Kippur mit „Gmar Chatimah Tovah“, was frei übersetzt heißt: „Mögest Du zum Guten eingeschrieben und versiegelt sein!“

Gedenken an Jom-Kippur-Krieg

Seit 37 Jahren ist dieser Tag für den modernen Staat Israel mit einer der größten Katastrophen in seiner Geschichte verbunden, dem Jom-Kippur-Krieg. Am 6. Oktober 1973, dem Jom Kippur, griffen Ägypten und Syrien den jüdischen Staat an. Die israelischen Nachrichten- und Sicherheitsdienste waren davon vollkommen überrascht. Die Bar-Lev-Linie am Suez-Kanal, eine israelische Befestigungsanlage, die als uneinnehmbar galt, brach binnen weniger Stunden zusammen. Tagelang war die Lage des Staates Israel sehr prekär. In den zwei Wochen des Krieges verloren 2.688 israelische Soldaten ihr Leben.

Traditionell werden die Sicherheitskräfte am Jom Kippur in Alarmbereitschaft versetzt. Das Westjordanland wird komplett abgeriegelt. In Notfällen können Palästinenser allerdings Checkpoints überqueren. Weltweit werden Synagogen und jüdische Einrichtungen besonders bewacht.

Bibeltexte: 3. Mose 16,1-34; 23,27-32; 4. Mose 29,7-11; Apostelgeschichte 27,9

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