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Unterricht ohne Bücher

JERUSALEM (inn) – Was geschieht, wenn Papier und Stifte aus dem Klassenzimmer verbannt werden? Das Weizmann-Institut testet derzeit an fünf israelischen Schulen den Unterricht nur mit Laptops. Finanziert wird das Pilot-Projekt von den Eltern der Schüler.

Die Zwölftklässler in der Torah-Wissenschafts-Schule in Javne haben nur einen Stift und einen Radiergummi in ihren Mäppchen. Die brauchen sie für den Englischunterricht, der noch ohne Computer stattfindet. In den restlichen Stunden sitzen die 24 Schüler vor ihren Laptops – ohne Papier, Bücher, Hefte oder Abschreiben von der Tafel. Der Lehrer, Esri Mehazri, stellt ihnen auf seinem Computer Informationen zur Verfügung – die Jugendlichen müssen nur noch das entsprechende Dokument öffnen.

Im Talmud-Unterricht markiert Mehazri den Abschnitt, der besprochen werden soll, auf dem Bildschirm. „Es ist eine Herausforderung, Judentum mit einem Computer zu unterrichten“, sagt der Lehrer. „Die Erfahrung des Schülers ist völlig anders. Wenn die Schüler Probleme mit einem Abschnitt der Gemarah haben, kann der Computer helfen, Dinge zu klären. Das macht die Stunden viel leichter.“

Die Zwölftklässler sind begeistert. „Man kann alles verbessern, ohne zu radieren oder Seiten herauszureißen“, freut sich Liron Ohajon. „Das Tippen war am Anfang sehr schwer für mich, und das Touchpad war nicht einfach, aber ich habe mich daran gewöhnt. Man lernt besser, und es macht viel mehr Spaß, in die Schule zu gehen.“

Vier weitere Schulen nehmen an dem Pilotprojekt teil. Die betroffenen Klassen haben für Lehrer und Schüler 250 Laptops erhalten. Zudem wurden in jedem Unterrichtsraum ein Drucker und ein Projektor installiert. Die Eltern der Schüler zahlen pro Monat 50 Schekel (8,80 Euro) für die Computer. „Der Preis ist nicht hoch, wenn man bedenkt, dass die Eltern keine Bücher kaufen müssen“, meint Sahava Scherz vom Weizmann-Institut.

„In fünf Jahren wird in Israel und im Rest der westlichen Welt so unterrichtet werden“, sagt Scherz. „Schüler und Lehrer werden mit ihren Laptops oder ähnlichen Geräten zum Unterricht kommen.“ In Zukunft werde sich die Erfahrung von Schülern völlig verändern: „Der Lehrplan wird nicht mehr unantastbar sein, weil Schüler viel Material aus dem Internet bekommen. Und der Lehrer wird nicht immer alle Antworten haben. Dadurch wird der Status des Lehrers in den eines Anleiters verwandelt, und die Klasse wird eine Lerngruppe.“

In Javne gibt es erste Ergebnisse, berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“. Projektteilnehmer kommen mit mehr Freude in die Schule. Die Disziplin in der Klasse ist besser geworden. Allerdings gibt es neuartige Probleme: Schüler schreiben einander Emails oder besuchen Internet-Seiten, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben.

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