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UNO gedenkt erstmals der Holocaust-Opfer

NEW YORK (inn) – Bei der UN-Generalversammlung zum Gedenken der Holocaust-Opfer ist erstmals die israelische Nationalhymne „Hatikva“ ertönt. Entgegen den Vorschriften sprach ein Kantor am Ende ein traditionelles Trauergebet.

Israel, das selbst einen Sonderstatus in der UNO hat und als einziges Mitgliedsland zu keinem der Regional-Verbünde gehört, hatte den Antrag gestellt, eine Gedenkfeier zur Befreiung der Konzentrationslager im Jahr 1945 abzuhalten. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte sich daraufhin bei den 190 anderen Mitgliedsländern für die Zeremonie stark gemacht. Schließlich stimmten laut der Tageszeitung „Ha´aretz“ 156 Mitgliedsstaaten für die Gedenkfeier. Darunter waren auch arabische Staaten wie Saudi-Arabien, Jemen, Oman, Jordanien und Ägypten.

Israels Außenminister Silvan Schalom erinnerte an den biblischen Propheten Hesekiel, der eine Vision von einem Tal voller toter Gebeine hatte, die zum Leben erweckt wurden: „Die Tatsache, dass die Überlebenden des Holocaust eine wichtige Rolle beim Aufbau des Staates Israel gespielt haben, ist eine wunderbare Erfüllung der Prophetie des Propheten Hesekiel über die Erweckung aus toten Gebeinen“. Eine andere sei die Gründung der UNO selbst. Schalom, der seine Rede auf Hebräisch hielt, verwies auf die Holocaust-Überlebenden wie den ehemaligen Knesset-Sprecher Dov Schilansky, General Josse Peled und den Film- und Bühnenstar Gila Almagor; sie waren während der Zeremonie im Saal anwesend.

Der Minister zitierte die Beschreibung eines russischen Soldaten, der Auschwitz als erster erreichte: „Als ich durch die Baracken ging, hörte ich eine Stimme. Ich drehte mich um und sah ein lebendes Skelett, das zu mir sprach. Es sagte: ‚Gott sei Dank, ihr seid gekommen‘. Ein seltsames Gefühl…Ich sprach tatsächlich mit einem Skelett, und es antwortete.“

Zudem warnte Schalom vor einem Anwachsen des Antisemitismus. Jüngste Studien der „Jewish Agency“ hatten erst am Sonntag einen Zuwachs an physischer Gewalt gegenüber Juden in Europa verzeichnet. Diese gingen besonders von Arabern und Moslems aus. Schalom warnte vor „Schergen des Bösen, für die menschliches Leben nichts zählt, sei es das der Zivilisten, die sie treffen, oder ihr eigenes“. Sie benutzten ihre eigene Jugend als Waffe.

Der Auschwitz-Überlebende Elie Wiesel sagte: „Wenn die Welt zugehört hätte, hätten wir Darfur, Kambodscha, Bosnien und Ruanda verhindern können.“ Er fügte hinzu: „Wir wissen, dass es für die Toten zu spät ist. Aber ist es auch zu spät für die heutigen Kinder? Um ihretwillen legen wir heute Zeugnis davon ab.“ Am Ende seiner Rede blickte er eine Weile stumm auf die Abgeordneten, dann fragte er: „Aber wird die Welt jemals lernen?“

An der morgendlichen Zeremonie nahmen auch Vertreter der iranischen und der irakischen Delegation sowie der Beobachter der PLO teil. Schließlich erklang die israelische Nationalhymne „Hatikva“. Ein Kantor beendete die Sondersitzung der UN mit dem jüdischen Gebet „El Maleh Rahamim“ („Gott voller Barmherzigkeit“). Eigentlich ist das Sprechen von Gebeten im Plenum verboten. Doch aufgrund des „speziellen Charakters“ der Veranstaltung habe Annan das Gebet erlaubt, teilte ein UN-Vertreter mit.

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