BEIRUT (inn) – Die Friedenstruppe der UNO im Libanon, UNIFIL, wird sich nicht für die Entwaffnung der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz einsetzen. Dies betonte der derzeitige Befehlshaber der Truppe, der französische Generalmajor Alain Pellegrini, am Donnerstag.
Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass Guerilla-Kämpfer einen Angriff auf israelische Ziele planen, würden die UNIFIL-Soldaten nicht eingreifen, sagte Pellegrini in seinem ersten Interview mit einer israelischen Zeitung seit dem jüngsten Libanonkrieg gegenüber der „Jerusalem Post“.
In der vergangenen Woche habe die libanesische Armee einen syrischen Konvoi nahe der libanesisch-syrischen Grenze gestoppt, der mit Waffen für die Hisbollah beladen gewesen sei, so der General. Am Donnerstag marschierten Hunderte Hisbollah-Anhänger in Richtung Grenzzaun nördlich von Metulla. Sie schwenkten Fahnen der Gruppe.
Die neue UN-Resolution 1701 fordert die Entwaffnung aller Milizen im Südlibanon. Dabei ist es den Soldaten der UNIFIL erlaubt, in dringenden Fällen auch das Feuer zu eröffnen. Pellegrini betonte jedoch, dies bedeute für ihn nicht, dass seine Truppen auf Hisbollah-Kämpfer schießen werden, wenn diese sich der so genannten „blauen Linie“ nähern und Israel angreifen wollten. Die Aufgabe seiner Truppe sei vielmehr, der libanesischen Armee zu helfen. „Wir werden zuallererst beobachten“, erläuterte Pellegrini sein Verständnis vom Aufgabenbereich der UNIFIL. „Wenn wir etwas Gefährliches sehen, informieren wir die libanesische Armee, und die wird dann entscheiden, ob sie selbstständig oder mit uns gemeinsam reagieren will.“
Der UNIFIL-Chef kritisierte Israel für ein „gefährliches Verhalten“, etwa indem es weiterhin Flugzeuge über den Libanon fliegen lasse. Ein bis fünf Mal täglich flögen israelische Armeeflugzeuge über dem Südlibanon, um offenbar weiterhin Informationen über die Region zu sammeln. „Das ist sowohl gefährlich als auch inakzeptabel“, so Pellegrini.
Am Donnerstag erreichten etwa 5.500 neue Soldaten den Libanon. Anfang November sollen es insgesamt 8.000 Soldaten sein. In Wilhelmshaven stachen acht Schiffe der deutschen Marine mit etwa 1.000 Soldaten in See. Zusammen mit anderen europäischen Truppen sollen sie die 225 Kilometer lange libanesische Seegrenze überwachen und Waffenschmuggel der Hisbollah verhindern.