Vor einer Woche beschlossen die Mitarbeiter, in Jeans und mit Sandalen zur Arbeit zu erscheinen, und nicht – wie eben bei Diplomaten üblich – mit Schlips und Anzug. Telegramme der Auslandsvertretungen wurden nicht mehr an das Amt des Regierungschefs weitergeleitet.
Seit Montag eskalieren die Sanktionen. Der russische Außenminister Sergei Lavrov musste nach seiner Landung am Flughafen warten, bis der Vizeaußenminister Dany Ajalon eine russische Flagge aufgetrieben und dem offiziellen Gast den roten Teppich eigenhändig ausgerollt hatte. Denn der Fahrer der Staatslimousine hatte auf dem Weg zum Flughafen die Weisung erhalten, umzukehren. Die wütenden Russen waren nahe dran, die offizielle Visite zu stornieren. Um die russische Delegation und den Minister nach Jerusalem zu bringen, mussten auf die Schnelle ein paar Mietwagen besorgt werden.
Ähnlich erging es Nikolay Mladenov, dem bulgarischen Außenminister. Diesen hatten seine offiziellen israelischen Begleiter in der Holocaust-Gedenkstätte einfach stehen lassen. Die bulgarische Botschaft musste ebenfalls Mietwagen organisieren, nachdem die Limousinen des Außenministeriums verschwunden waren. Evelin Ilves, Gattin des Präsidenten von Estland, musste sich ein Taxi rufen, als sie plötzlich allein in einem arabischen Restaurant in Abu Gosch nahe Jerusalems saß.
Die Forderung nach einer Angleichung ihrer Bezüge an die Gehälter von Diplomaten im Ausland könnte peinliche Folgen haben. So weigerten sich die Diplomaten zunächst, den bevorstehenden Besuch von Premierminister Benjamin Netanjahu in Washington vorzubereiten. Aus Rücksicht auf die schon groß angekündigte und natürlich sehr wichtige Visite Netanjahus im Weißen Haus mitsamt einem Treffen mit Präsident Barack Obama wollen die streikenden Diplomaten da wohl eine Ausnahme machen. Andere israelische Politiker müssen ihre Termine hingegen selbst arrangieren und können nicht mit logistischer Hilfe der Botschaften rechnen. Netanjahus Sicherheitsberater Usi Arad hat deshalb schon einen Besuch in Moskau abgesagt, während Außenminister Avigdor Lieberman seinen russischen Amtskollegen zum Essen in Jerusalems Nobelherberge King David einladen musste, um nicht vor leeren Tellern bei dem ursprünglich im Außenministerium geplanten Festessen zu sitzen.